21. November 1970: Schüler-Streik als großer Teach-in

21.11.2020, 07:00 Uhr
21. November 1970: Schüler-Streik als großer Teach-in

© Kammler

Die Fachoberschüler, die sich im Caritas-Pirckheimer-Haus, an der Berufsschule 3 und in der höheren Fachschule für Sozialarbeit versammelt hatten, nahmen die Verhältnisse an ihren Instituten aufs Korn.

Lediglich in der Resolution des Dürer-Gymnasiums werden politische und idiologische Forderungen laut. Der Numerus clausus sei nur eine Oberflächenerscheinung; „seine tieferen Ursachen liegen in der Wirtschafts-und Gesellschaftsordnung in der Bundesrepublik.“

Die Schüler der anderen drei Gymnasien und der sieben Fachoberschulen dagegen wenden sich gegen die politische Einfärbung der Demonstration am Vortage. Ihre Kritik am Numerus clausus jedoch ist nicht weniger heftig. Hart ist die Kritik der Fachoberschüler an den gegenwärtigen Verhältnissen in Nürnberg. Sie bemängeln das Fehlen von qualifizierten Lehrkräften für diesen Schultyp; das ständige Pendeln der Klassen zwischen den verschiedenen Schulen sei eine unzumutbare Belastung.

Einmal mußte sogar in einer Gaststätte unterrichtet werden. Noch jetzt, nach zweieinhalb Monaten Schulzeit, sind keine Lehrbücher angeschafft worden, obwohl die Mittel hierfür vorhanden seien; es stehe lediglich die Bewilligung des Kultusministeriums aus.

Schulbibliotheken seien nicht vorhanden. Die Lehrpläne – so die Resolution –weisen erhebliche Mängel auf, für Abschlußklassen gebe es noch immer keine Prüfungsordnung, obwohl die Prüfung schon im Mai stattfindet, Außerdem sei zu befürchten, daß auch an den Hochschulen Zulassungsbeschränkungen eingeführt werden.

Trotz massiver Angriffe verliefen die Veranstaltungen relativ ruhig. Denn in einem waren Lehrer und Schüler von vornherein einig: der Numerus clausus müsse abgeschafft werden. Lediglich im Dürer-Gymnasium kam es zu scharfen Kontroversen. Eine Abordnung dieses Gymnasiums wurde auch nicht zum Teach-in ins Willstätter-Gymnasium eingelassen. Jedenfalls behauptete dies die „Streik-Zentrale“; sie hatte ihren Sitz in der DFU-Geschäftsstelle.

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