10. November 1971: Fakultät muss noch warten

Nürnberg - Nürnbergs größte brachliegende Baugrube auf dem ehemaligen Gelände der Tucherbrauerei zwischen Maxtorgraben und der Hirschelgasse wird wohl noch einige Jahre erhalten bleiben. Es ist gegenwärtig nicht abzusehen, wann mit den Neubauten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg begonnen wird.

Dies verlautete gestern aus dem bayerischen Finanzministerium. Wie mehrfach berichtet und kommentiert, wurde zu Beginn dieses Jahres vom Kultusministerium bekanntgegeben, daß sich der Baubeginn um ein Jahr verzögert. Als Grund wurde die schlechte Finanzlage des Freistaates Bayern genannt.

Sollte der Baubeginn für das riesige Projekt im Frühjahr nächsten Jahres sein – also ein Jahr später als ursprünglich zugesagt, so müßte er jetzt eingeleitet werden. Im Universitätsbauamt in Erlangen jedoch rührt sich nichts, was die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät in Nürnberg betrifft. Dem Leiter des Amtes, Baudirektor Rühl, sind die Hände gebunden: ihm fehlt das grüne Licht aus München.

So wie es jetzt aussieht, wird er das Startzeichen in diesem Jahr auf keinen Fall mehr bekommen. Damit, das ist die Meinung der Fachleute, ist es mit dem Baubeginn 1972 vorbei.

Nürnberg

24.11.2021, 07:36 Uhr Historisches aus Nürnberg

Nürnberg im November 1971

Aus dem Finanzministerium tönt es noch schlimmer: „Es wird mehrere Jahre dauern, bis auf dem Tuchergelände die neue Fakultät errichtet wird.“ Als Grund wird wiederum die Ebbe in der Staatskasse angegeben. Wegen der horrend gestiegenen Baupreise, so sagte ein hoher Beamter im Ministerium, können nur die bereits begonnenen Universitätsbauten in Bayern fortgeführt werden.

Dazu ist man in München der Ansicht, daß es wesentlich dringendere Bauvorhaben im Universitätsbereich gibt, als die Nürnberger WiSo-Fakultät. So sollen besonders Fakultäten bevorzugt werden, an denen wegen der hohen Zahl von Studierenden eine Studienbeschränkung (Numerus clausus) eingeführt werden mußte.

In den nächsten Tagen, so verkündete das Finanzministerium, werde in Erlangen oder Nürnberg eine Besprechung stattfinden, in der man versucht festzulegen, wie es mit den Neubauten im Bereich der mittelfränkischen Universität überhaupt weitergehen soll.