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16. November 1971: Trotz Gabelbruchs noch Sieger

16.11.2021, 07:00 Uhr
16. November 1971: Trotz Gabelbruchs noch Sieger

© Kammler

Der Bremer hatte auch allen Grund zur Freude. Auf der gewiß nicht leichten Strecke am Steinbrüchlein – etwa auf der Hälfte zwischen dem Standort der Bereitschaftspolizei und Worzeldorf an Nürnbergs südlicher Stadtgrenze gelegen – hatte Teichreber nach 22,1 km (13 Runden) einen Vorsprung von 35 Sekunden gegenüber dem deutschen Meister von 1970 und 1971, dem Magstädter Wolfgang Renner, herausgefahren. Hinter diesen beiden klaffte eine große Lücke, ehe Nationalfahrer Klaus Jördens (Hannover), eine weitere Minute zurück, als Dritter über die Ziellinie rollte.

Und dann kam die große Überraschung: Siegmar Naujoks, der bayerische Meister dieses Jahres und Querfeldein-As des RC Herpersdorf, belegte nach tollem Finish mit einer Radlänge Vorsprung vor dem vierfachen deutschen Meister Karl Stähle (Magstadt) den 4. Rang!

Damit hätten selbst die größten RCH-Optimisten und Naujoks-Fans nicht gerechnet. Vor allem deshalb nicht, weil Naujoks‘ Teamgefährten Stadelmayr und Veteran Winkelmann (40) ihm keinerlei Unterstützung angedeihen lassen konnten. Winkelmann mußte nach einem Sturz in der 3. Runde aufgeben und Helmut Stadelmayr ereilte das gleiche Schicksal sechs Runden später.

Stadelmayrs Seilzüge waren gerissen, da gab‘s kein Bremsen und Schalten mehr. Dabei hatte sich der Herpersdorfer lange Zeit unter den ersten Zehn des 36köpfigen Teilnehmerfeldes, von dem jedoch nur 14 das Ziel erreichten, behauptet.

Ähnliches hätte auch Sieger Teichreber beinahe erwischt; drei Runden vor Schluß lag er etwa eine Minute vor seinem schärfsten Verfolger, Wolfgang Renner, als ihn ein Gabelbruch seines Stahlrosses in Bedrängnis brachte. Was tun? Auf ein anderes Rad umsteigen! Aber woher eines nehmen? Da in der Nähe keines aufzutreiben war, machte er sich erst einmal auf Schusters Rappen“, kletterte den Steinbruch-Aufstieg per pedes hinauf, rannte weiter bergab, als er seinen Freund Herrmann Paus (RV Bocholt) am Streckenrand entdeckte.

Der war gerade mit einem „Achter“ im Vorderreifen und einer bösen Armverletzung nach einem Salto mortale bei mißglücktem Bremsversuch dort angekommen. „Schnell, gib mir dein Rad, mein‘s ist hin“, rief Teichreber. Der Zufall wollte es, daß ein Ersatzreifen in der Nähe stand, man wechselte die beiden Räder aus und der Bremer schwang sich auf das neue Gefährt. Einen ängstlichen Blick nach den Verfolgern konnte er sich bergaufwärts nicht verkneifen. Aber sie waren noch nicht in Sicht, Glück für den Weltmeisterschaftsvierten.

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