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2. Januar 1972: Nur eine Karte für alle Verkehrsträger

2.1.2022, 07:00 Uhr
2. Januar 1972: Nur eine Karte für alle Verkehrsträger

© Hans Kammler

Der Tarifverband der verschiedenen Verkehrsträger soll bis dahin Wirklichkeit werden. Diese Auffassung vertritt – „Ich bin ein Optimist“ – Otto Peter Görl, Baureferent der Stadt Nürnberg. Vorerst allerdings ist noch ein weiter Weg bis zur Einigung der Vertragspartner. So ist es gegenwärtig noch nicht möglich, die notwendige „Arbeits- und Planungsgemeinschaft zur Vorbereitung eines Verkehrsverbundes“ zu bilden, da einer der Partner noch keine Genehmigung seiner vorgesetzten Dienststelle hat, das Vertragswerk zu unterzeichnen.

Es ist die Bundespost, die auf die Zustimmung des Leber-Ministeriums wartet. Die übrigen Vertragspartner der Arbeits- und Planungsgemeinschaft sind: die Regierung von Mittelfranken, die Bundesbahn, die Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach und die Verkehrs-Aktien-Gesellschaft Nürnberg. Die Gemeinschaft macht es sich zu ihrer Aufgabe, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern und einen Tarifverband zu schaffen.

Zu diesem Zweck werden vier Fachausschüsse arbeiten; 1. ein Finanzausschuß, 2. ein Netzplanausschuß, 3. ein Bauplanungsausschuß, 4. ein Verkehrs- und Tarifausschuß. Wie mehrfach berichtet, ist die Bundesbahn schon eifrig dabei, ein Konzept für die S-Bahn aufzustellen. Es gibt Schwierigkeiten mit der geplanten Entlastungslinie durch das Knoblauchsland, gegen die im Rahmen des Raumordnungsverfahrens der Bayerische Bauernverband Einspruch erhoben hat.

Man wird sich bemühen, eine Lösung zu finden, die alle Teile gleichermaßen befriedigt. Für welches Tarif-Verbandmodell man sich eines Tages in Nürnberg entscheiden wird, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Fest im Raum steht die Forderung der Bundesbahn, daß sie im Nahverkehr kostendeckend fahren will. Otto Peter Görl dazu: „Allein werden die Städte das Problem mit dem Nahverkehr nie schaffen. Wir brauchen die Hilfe des Bundes und des Landes, die über die Kraftfahrzeugsteuer oder die Mineralölzuschläge gegeben werden können.“

Unabdingbar für die Verbesserung des Nahverkehrs ist die Fortführung des Baues der U-Bahn. Durch sie wird man eines Tages in der Lage sein, weitere Fußgängerzonen zu schaffen, wodurch wiederum die Menschen veranlaßt werden, von den eigenen vier Rädern auf die Transportmittel der Schiene umzusteigen. Bedingung dafür ist wiederum der Ausbau des Park-and-Ride-Systems, wofür in der weiteren Peripherie neue Parkplätze geschaffen werden müssen. Auch hierfür hofft man auf Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln.

Im Großraum Nürnberg steht noch das Wort von Ministerpräsident Alfons Goppel, der vor den letzten Landtagswahlen versprochen hat, daß die Regierung in Sachen Nahverkehr in einer ähnlichen Weise einspringen wird, wie sie dies in München tut und bereits getan hat. Denn folgendes steht fest: 1. Das Problem des Nahverkehrs muß nicht nur im Interesse des Umweltschutzes gelöst werden. 2. Die Städte schaffen dies unter keinen Umständen aus eigenen Mitteln. 3. Die Aufgabe wird allein von einer Generation nicht gelöst werden können.

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