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7. Januar 1972: Leute vom Hochbau arbeiten alle weiter

7.1.2022, 07:00 Uhr
7. Januar 1972: Leute vom Hochbau arbeiten alle weiter

© VNP

Bewegung hin oder her, eines steht auf jeden Fall fest: für die Jahreszeit ist es zu mild. Doch was des einen Leid – wir berichteten gestern über die Klagen der Textilgeschäfte – ist des anderen Freud. Wie noch kaum in einem Jahr wird im Hochbau munter durchgearbeitet. An den Großbaustellen, als da sind die Bundesanstalt an der Regensburger Straße, das Messegelände in Langwasser oder die Landeszentralbank an der Ecke Gleißbühlstraße, herrscht Hochbetrieb. Allerdings mußten Tiefbauarbeiten beim Kanal vorübergehend eingestellt werden. Trotzdem: das Arbeitsamt ist zufrieden. Heinrich Dorn vom Stadtreinigungsamt freut sich ebenfalls: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Bisher konnten 600 Tonnen Streusalz eingespart werden. Wurden im vergangenen Jahr bis zum Januar bereits 900 Tonnen auf die Straßen geschüttet, so sind es heuer erst 300 Tonnen, die die Straßen vom spärlichen Schnee befreiten und das Blech der Kraftwagen anfraßen. Ein weiterer Vorteil der milden Witterung: Die Stadt bleibt sauber, denn die Kehrmaschinen sind weiter im Einsatz, was bei Frost und Schnee nicht möglich ist. Das Stadtreinigungsamt hofft, daß es heuer mit seinem Schneeräumungsetat in Höhe von rund 400.000 DM auskommt.

Nicht recht glücklich sind die Brennstoff-Händler. Zwar ist der Absatz von Heizöl nicht sonderlich zurückgegangen, dafür machen sich die Verluste im Kohlenhandel um so stärker bemerkbar. Der Rückgang beträgt in manchen Geschäften bis zu 40 Prozent. Eine sonst eher an Kummer gewöhnte Branche, die Kraftfahrzeug-Versicherer, haben vom gegenwärtigen Wetter Vorteile. Die vielen Blechschäden, die durch Schneefall und Glatteis bedingt sind, halten sich bis jetzt in Grenzen. „Wir können zwar noch keine genauen Zahlen sagen, doch durch das milde Wetter sind wir recht gut weggekommen“, erklärt der Sprecher eines der größten Versicherungsunternehmen in Nürnberg. Auch das Stadtgartenamt profitiert vom ungewöhnlichen Klima. Es hat sein Winterprogramm nahezu vollständig erledigt, große Anpflanzungen für Schulanlagen, für den zweiten Abschnitt Westpark und am Franz-Reichel-Ring in Langwasser sind fertig. Die Skifahrer haben Grund zur Trauer. Auch in den nächsten Tagen sieht das Wetteramt weit und breit keinen Schnee fallen. Frostperioden, da sind die Wettermacher im Hochhaus am Plärrer ganz zuversichtlich, werden sicherlich noch kommen. Aber beim Schnee wollen sie sich nicht festlegen. Das aber sagt der Hundertjährige Kalender: 6. Januar: Schnee, 7. und 8. Januar: kalt und trüb. Mit Wind, Schnee und Kälte soll es weitergehen; für den 20. Januar wird gar „grimmige Kälte“ prophezeit, aus der bis zum 26. Januar „unerhörte Kälte“ geworden sein soll. Schließlich soll uns auch die „übergrimmige Kälte“ nicht erspart bleiben. Abwarten!

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