Besuch bei der türkischen Generalkonsulin
06.10.2009, 00:00 Uhr
Viele Stufen führen hinauf zu Ece Öztürk Cil. Die Generalkonsulin der Türkischen Republik steht lächelnd in der Tür und streckt die Hand aus. «Merhaba. Guten Tag.» Sie führt in ihr Büro, geräumig und mit schweren, dunklen Möbeln eingerichtet. Über dem Schreibtisch hängt ein Porträt von Kemal Atatürk. «Glücklicherweise ist er ein gut aussehender Mann», sagt Ece Öztürk Cil und lacht. Der Begründer der modernen Türkei hat schon ihren Vorgängern bei der Arbeit zugeschaut. Aber bislang hat er hier noch keine brennende Kerze gesehen. Und auch nicht so eine Menge Blumen. «Viele, die zu Besuch kommen, bringen einen Strauß mit. Das freut mich.»
Ece Öztürk Cil, Jahrgang 1964, hat am 1. September ihren Dienst in Nürnberg angetreten. Sie ist klein, trägt hochhackige Stiefletten, weite Hosen und ein helles Jacket. Sie setzt sich in einen braunen Ledersessel, vor ihr auf dem Tisch liegt ein Manuskript. Sie hat sich auf das Gespräch vorbereitet, in dem es um sie selbst gehen soll, um ihre Arbeit, ihre Visionen.
In Turkmenistan und schon zweimal in Deutschland
«Ich bin ein typisches Mädchen aus Ankara», sagt sie. «Die Stadt ist ein bisschen langweilig. Aber es leben sehr viele gebildete Leute dort.» In dieser also wenig aufregenden Stadt hat sie Politik studiert, seit 1990 gehört sie dem türkischen Außenministerium an. Sie hat in der Abteilung für Entwaffnung gearbeitet, in der Abteilung für Europa-Fragen und war für Amerika-Angelegenheiten zuständig. Ihr Schwerpunkt: Lateinamerika. «Das war wunderbar, ein sehr interessantes Thema.» Sie war in Turkmenistan und zweimal schon in Deutschland im Einsatz: in Hannover als Konsulin und in Köln als stellvertretende Generalkonsulin.
Ihrem Vorgänger in Nürnberg, Mehmet Selim Kartal, ist sie persönlich nie begegnet. Aber die beiden haben oft miteinander telefoniert. «Seine Familie liebte Nürnberg.» Der erste Eindruck, den sie selbst von der Stadt hat, sei sehr gut. «Es gefällt mir, ich glaube nicht, dass es schwer ist, sich hier einzuleben. Unser Zuständigkeitsbereich ist aus wirtschaftlicher und aus politischer Sicht sehr interessant.»
Der Verkehr ist hier oben nur als leises Rauschen zu vernehmen. Unten, in der Eingangshalle, herrscht Hochbetrieb. Hierher kommen die Menschen aus ganz Nordbayern und Thüringen. Wenn sie Pässe brauchen, Visa, Heirats- oder Scheidungspapiere, Geburts- oder Sterbeurkunden. Für 150 000 bis 200 000 Menschen ist das Generalkonsulat in Nürnberg zuständig.
Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit möchte Ece Öztürk Cil auf Bildung und Erziehung legen. Es ist ihr wichtig, dass ihre Landsleute am gesellschaftlichen Leben in Deutschland teilhaben. Und dass ihnen mit Respekt begegnet wird. «Wir brauchen heutzutage Menschen, die den Übergang zwischen unterschiedlichen Sprachen und Kulturen beherrschen», sagt sie. «Deshalb sind die Türken, die in Deutschland aufgewachsen sind, von großer Bedeutung. Eine gute Ausbildung und Fremdsprachenkenntnisse machen sie zu qualifizierten Arbeitskräften.» Die Generalkonsulin ist überzeugt davon, dass es auch für Deutschland eine Investition für die Zukunft ist, in die Bildung der türkischen Bürger zu investieren. «Die Türken, die hier leben, sind eine wichtige Energiequelle. Könnten Sie sich das Land ganz ohne Migranten vorstellen?» Sie lächelt. «Es ist für alle Seiten von Vorteil, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Wir werden daran arbeiten, den Dialog weiter auszubauen.»
Ece Öztürk Cil ist verheiratet und hat einen siebenjährigen Sohn, der zweisprachig erzogen wird. Die Generalkonsulin spricht Türkisch mit dem Kind, ihr Mann, Soziologe von Beruf, Deutsch. Er hat ebenfalls türkische Wurzeln, lebte aber schon 30 Jahre in Bremen, als er seine künftige Frau kennenlernte. Das war während ihrer Zeit in Hannover. «Er hat mir sehr geholfen, die deutsche Politik und das soziale Leben zu verstehen.»
Vier Jahre wird sie nun mit ihrer Familie in Nürnberg zu Hause sein, dann geht es zurück nach Ankara. Aber auch nur für zwei Jahre. Ein Diplomatenleben bedeutet permanente Veränderung. Ece Öztürk Cil liebt ihren Beruf. Was ihr manchmal fehlt, sind die alten Freunde. «Aber die Arbeit gibt uns auch die Chance, neue Menschen kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. Jetzt wieder in Deutschland zu sein, ist mir eine große Freude.»
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