A Coruña: Außen pfui, innen hui

Kerstin Wolters

Online-Redaktion

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1.12.2017, 18:00 Uhr
A Coruña: Außen pfui, innen hui

© Kerstin Wolters

Seit ihnen Lanzarote 2016 mit 27 Kilometern den Rang ablief, können sich A Coruñas Stadtväter nicht mehr mit der längsten Uferpromenade Europas brüsten. "Nur" 13 Kilometer lang ist der Paseo Martimo mit den roten, jugendstilartigen Straßenlaternen, auf dem halb A Coruña spaziert, walkt, joggt, radelt, Gassi geht. Er führt vom Hafen im Osten einmal um die Halbinsel herum, die wie ein Pilz in den Atlantik ragt.

Im Westen liegen die großen Stadtstrände Orzán und Riazor. Hier kraulen sich die Surfer in Position und warten vor sich hindümpelnd auf die perfekte Welle. Erst kurz vor Sonnenuntergang schlappen sie barfuß mit nacktem Oberkörper - die Bretter lässig unterm Arm, die Neoprenanzug-Ärmel um die Knie schlackernd - über die Straße zurück nach Hause.

Schwere Winterstürme mit bis zu 15 Meter hohen Wellen setzen der Promenade regelmäßig zu. Selbst die tonnenschweren Beton-Bänke werden dann von Meereshand weggetragen. Die Brüstung im Frühjahr wieder aufzubauen, hat man längst aufgegeben. Egal zu welcher Jahreszeit: Wer nach A Coruña will, muss Wind mögen.

Der bläst einem auch ordentlich ins Gesicht, wenn man die 234 Stufen zum Herkules-Turm erklommen hat und von der Plattform auf die Strände, das Riazor-Stadion, die Altstadt und den stürmischen Atlantik blickt. Der Torre de Hércules wurde im zweiten Jahrhundert als Leuchtturm von den Römern erbaut.

Der Legende nach hat Herkules hier seinen drei Tage währenden Kampf gegen Geryon gewonnen. Er begrub den Kopf des toten Riesen und befahl, dass darüber ein Turm errichtet werden solle. Das Wahrzeichen A Coruñas wurde als einziger antiker Leuchtturm, der noch in Betrieb ist, 2009 zum Weltkulturerbe erklärt. Auch heute noch schickt er nachts seine Blitze über das Meer und die Stadt.

Auf dem Praza de María Pita steht das prächtige Rathaus und die Statue der Stadtheldin. Stolz reckt sie auf dem nach ihr benannten Hauptplatz den Speer in den Himmel. Zu ihren Füßen liegt der tote Feind alias Sir Francis Drake. 1589 soll sich die einfache Frau mit Soldaten und Fischern todesmutig in den Kampf geworfen und den Ex-Piraten mit seinen Mannen besiegt haben. Zu Ehren María Pitas feiert A Coruña jedes Jahr im August das größte Fest Spaniens - vier Wochen lang.

Ein Haus wie eine Zahnlücke

Von seiner schönsten Seite zeigt sich A Coruña aber am Jachthafen. Hier stehen die bis zu acht Stockwerke hohen Galeriehäuser mit ihren riesigen Glasfassaden. Wenn sich in den unzähligen Scheiben der verglasten Holzbalkone das Sonnenlicht reflektiert, trägt A Coruña ihren Beinamen "Stadt aus Glas" zu Recht. Zahnlücke wird das einzige braune Gebäude in der geschlossenen Häuserfront liebevoll genannt - ein kleiner Makel in dem sonst strahlend weißen Gebiss.

Die vom Praza de María Pita wegführende Rúa Franja gehört mit der Rúa Barreira und der Rúa Olmos zu einem Bermuda-Dreieck, in dem sich Feinschmecker gern verlieren. Das Angebot an fangfrischen Meeresfrüchten der Extraklasse ist riesig: Garnelen, Hummer, Austern, Krebse, Mies-, Schneider-, Herz-, Venus-, Jakobs- und Entenmuscheln warten in den Vitrinen auf Käufer. Ganz oben thront meist der brombeerfarbene Gewöhnliche Krake. Pulpo al la Gallega gilt als Delikatesse. Ob es eine ist, sei dahingestellt.

Bei El Rey de Jamón, dem Schinkenkönig, verstopfen Kreuzfahrttouristen den Eingang, primär, um ein Foto von Dutzenden von der Decke hängenden Schinken zu machen. Ein Stückchen weiter, in der Calle de Torreiro, ist das La Bombilla, die beliebteste und drinnen wie draußen immer proppenvolle Tapas-Bar A Coruñas.

Ins Árbore Da Veira, einem von zwei Sterne-Restaurants der Stadt, kommt man ohne Reservierung nicht hinein. Der Guide Michelin lobt die exzellente "Autorenküche" - und die kann sich sehen und schmecken lassen. Chef Luis Veira zaubert ein Degustationsmenü aus Calamares-Salat an Eis von geräucherten Zitronen, Schwertmuschel in geräucherter Sahne-Marinade und Jalapeño-Kügelchen, karamellisierter Foie-Kugel mit Kirschpuréefüllung, einem Bissen vom Huhn in einer Soße aus Entenmuscheln, Weißen Bohnen mit gewürfeltem Schinken und Venusmuscheln und Kabeljau mit frischen Erbsen. Hui!

Mehr Informationen:
Spanisches Fremdenverkehrsamt, www.spain.info/de, das diese Reise unterstützt hat.

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