Dinant feiert den Saxophon-Erfinder Adolphe Sax

12.9.2014, 21:01 Uhr
Dinant feiert den Saxophon-Erfinder Adolphe Sax

© Edda Neitz

Obwohl der Künstler nur ein Jahr in Dinant lebte, pflegt die Stadt dieses Erbe rührend. „Wir wollen das Band zwischen Adolphe Sax und seiner Geburtsstadt Dinant enger knüpfen, und Sax wieder in seine Geburtsstadt zurückholen“, so Mathieu Lalot vom „Centre Culturel de Dinant“. Adolphe Sax, das älteste von elf Kindern eines Instrumentenbauers, verbrachte seine Jugend in Brüssel, studierte dort Musik, arbeitete in der Werkstatt seines Vaters, bevor er 1842 nach Paris zog und das Saxophon patentieren ließ. Doch den Kontakt zu seinen Verwandten in Dinant brach er nie ab.

Verwandte gibt es inzwischen keine mehr, aber dafür ein gutes touristisches Programm zum Thema Sax. Bereits 1990 hat die Stadt einen internationalen Adolphe Sax Verein (l’Association Internationale Adolphe Sax) gegründet und das Konzept „Sax and the city“ angestoßen. Teil des Konzeptes ist ein Parcour durch den Ort.

„Keine Sorge, in Dinant kann man sich nicht verlaufen“, sagt Stadtführerin Aline Glison zu Beginn dieser kleinen Tour. Der Ort ist tatsächlich einfach zu erkunden. Weil auf der einen Seite schroffe Felsen und auf der anderen Seite grüne Hügel den Uferstreifen der Maas begrenzen, reihen sich die Häuser an zwei parallel laufenden Straßen entlang. Hinzu kommt eine Handvoll schmaler Seitenstraßen.

Gotische Basilika mit Zwiebelturm

Die „Place Reine Astrid“, ein Mittelpunkt und heute ein viel befahrener Verkehrskreisel, war zur Zeit von Adolphe Sax ein beschaulicher Platz. Kleine Häuser mit geschwungenen schmiedeisernen Balkongittern zeigen vergangene Eleganz. Daneben erhebt sich imposant die gotische Basilika mit ihrem 120 Meter hohen Zwiebelturm unter dem schroff aufragenden Felsen. Zusammen mit der Zitadelle auf dem Felsen fügt sich das Ganze zu einer stilvollen Silhouette, die sich sehen lassen kann, zusammen.

Dinant feiert den Saxophon-Erfinder Adolphe Sax

© AIAS-Dinant

Von der „Place Reine Astrid“ gehen zwei breite Hauptstraßen ab. Eine davon ist „Rue Adolphe Sax“. Zeitgenössische Totempfähle, die symbolisch für die gesamte Saxophonfamilie (Saxhorn, Saxtomba und Saxtuba) stehen, weisen den Weg bis zur Hausnummer 37 und dem „La maison de Adolphe Sax“. Aline Glison erklärt: „Es ist nicht sein Geburtshaus, aber das hat an dieser Stelle gestanden.“ Das Haus ist klein. Die Ausstellung im Erdgeschoss übersichtlich. Statt langweiliger musealer Präsentation wartet aber eine vielseitige Darstellung zu dem Lebenswerk des Künstlers. Auf Knopfdruck kommen Musik und Informationen aus Blasinstrumenten an der Wand.

Adolphe Sax ist in seinem Jubiläumsjahr allgegenwärtig. Auch Chocolatiers und Bäcker lassen es sich nicht nehmen, für den Künstler zu werben. Verlockend süße Schoko-Saxophone und herzhafte „Couques de Dinant“, ein dem Printen ähnliches Gebäck in der Form des Instruments, schmücken die Auslagen.

„Art on Sax“

Der Fluss, die Maas, spielte schon immer eine große Rolle für die Dinanter – früher als Handelsweg, heute als Freizeitparadies. Das Sonnenlicht spiegelt sich im Wasser und ist ein schöner Kontrast zu den knallig bunten Saxophonen auf der Brücke. Der einzige Flussübergang ist de Gaulle gewidmet. Er hat im ersten Weltkrieg versucht, an dieser Stelle das Eindringen der deutschen Truppen zu verhindern. Davon erzählt die Freiluftausstellung „Art on Sax“ zwar nichts. Dafür sorgen die 28, drei Meter hohen, kunstvollen Saxophone, die für die Mitgliedstaaten der europäischen Union stehen, für eine heitere Atmosphäre.

In der Seitenstraße „Rue en Rhée“ haben die Dinanter ein weiteres Unikat geschaffen. Wer in ungewöhnliche Klangwelten eintauchen möchte, der findet seinen Platz im „Maison de la Pataphonie“, das sich im ältesten Haus der Stadt befindet. Hier wird mit Gegenständen des Alltags musiziert. Mit Bügeleisen auf Autoreifen, mit extra großen Sauerkrautdosen und Tontöpfen, die in Wasser getaucht werden. Ein interessantes Haus, für alle, die gerne mit Musik experimentieren. Eine Straßenecke weiter, im Hof des Rathauses, steht ein besonderes Highlight für Saxophonfreunde, aber vielleicht noch mehr für Liebhaber der Glaskunst: Die Glasskulptur „Monsieur Sax Klepsydra“. Der belgische Künstler Bernard Tirtiaux hat das Prinzip der Klepsydra für die vorgegebene Zeitperiode genutzt.

Klepsydra nannte man im antiken Griechenland die Wasseruhren, die nach dem Prinzip einer Sanduhr funktionieren. 273 Tage lang, vom 7. Februar, dem Todestag von Adolphe Sax, bis zum Tag seines 200. Geburtstages, am 6. November 2014 perlt im Acht-Sekunden Takt ein Wassertropfen in das vier Tonnen schwere Glaskunstwerk. Diese moderne Skulptur ist das Jubiläumssymbol. Jetzt fehlen noch die Comics, die Sprache der Belgier schlechthin. Burlesk und mit einem Schuss Poesie geben Werke von 30 belgischen Comic-Strip Künstlern, Karikaturisten und Cartoonisten, ausgestellt in verschiedenen Schaufenstern, dem Parcours eine lockere Note.

Dinant soll die Stadt werden, an die man denkt, wenn man von Adolphe Sax spricht. Spätestens im Oktober, beim internationalen Musikwettbewerb, klingen nicht nur den Dinantern die warmen, vollen Töne des Saxophons in den Ohren. Sondern auch tausenden Besuchern.

Weitere Informationen:

La Maison de Monsieur Sax, Rue Adolphe Sax 37, Öffnungszeiten 9 bis 19 Uhr, Eintritt frei

Maison de la pataphonie, Rue en Rhée, Öffnungszeiten: Im August von 14 bis 16.30 Uhr, samstags geschlossen, Eintritt 6 Euro für Erwachsene, Kinder frei.

In der Umgebung: Mehr über die Dinanderien erfährt man im „Maison du patrimoine médiéval mosan" im Nachbarort Bouvignes/ Givet. Die bis So von 10 bis 18 Uhr, Erwachsene 3 Euro, Kinder 2 Euro, www.mpmm.be.

Das Musikinstrumentenmuseum in Brüssel bietet eine große und umfassende Ausstellung über das Saxophone und ihren Erfinder. Musée des instruments de musique (MIM), Brüssel, www.mim.be. Weitere Informationen finden Sie unter: www.belgien-tourismus.be.

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