Kopenhagen bringt auf einem Festival Licht ins Dunkel
23.11.2019, 07:57 UhrNoch wenige Schritte auf dem Takkeloftvej am Wasser entlang, dann ist der Platz vor Louis Poulsen am Kuglegårdsvej erreicht, nur wenige Schritte entfernt von der neuen Oper.
Etwa zwanzig Menschen haben sich im bunten Licht der "Chromatic Fields" von Künstler Jakob Kvist vor dem Showroom des bekannten Lampenherstellers Louis Poulsen versammelt. Jesper Ravn – unser Licht- und Kunst-Guide auf dem Copenhagen Light Festival ist Architekt und Lichtdesigner und erklärt gleich den besonderen Wert der Helligkeit in Skandinavien: "Das Licht spielt im Norden eine ganz besondere Rolle. Durch die scheinbar endlose Helligkeit der Mitternachtssonne im Frühsommer und die fast endlosen Nächte im skandinavischen Winter. Und auch den Sonnenuntergang findet man so nur auf der nördlichen Halbkugel."
Anders als im Süden Europas oder gar in Afrika vollzieht sich der Übergang von Helligkeit zu Dunkelheit langsam – manchmal dauert es fast eine Stunde, ehe Hell zu Dunkel wird oder umgekehrt. Dänen lieben diese Dämmerung. Dagegen wirkt die Sonne am Äquator fast wie ›ausgeknipst‹, wenn es in Minutenschnelle schwarz wird.
Die Gruppe folgt derweil der Hafenfront von einem Lichtkunstwerk zum nächsten. Erster Stopp ist "The Ice is Melting at the Pøules" von Martin Ersted an der Strandgade, ein regenbogenfarbenes Fassaden-Schauspiel, untermalt von Musik. Erst hier fällt auf, warum die Stadt am Øresund für ein Winterfestival wie gemacht ist: "In Kopenhagen kann man von jedem Punkt aus den dunklen Nachthimmel mit Sternen und Mond sehen – das steht sogar in unserer Kommunalverordnung", sagt Jesper Ravn.
Sanfte Beleuchtung per Gesetz
Wie bewusst sparsam Kopenhagen künstliches Licht auch an anderen Stellen einsetzt, sehen wir auf der gegenüberliegenden Hafenseite. Während wir der Hafenpromenade Richtung Brücke Knippelsbro zum nächsten Kunstwerk folgen, deutet Ravn immer wieder in die Seitenstraßen: "Die Lampen hängen in dieser Stadt meist mittig, zentral über dem Weg. Ihr Licht ist sanft und nicht grell."
So bleiben die Hausfassaden dunkel, das gemütliche Licht aus den Wohnungen dafür aber sichtbar. "Passanten erleben, dass dort Menschen wohnen und sich drinnen Leben abspielt – man ist als Fußgänger oder Flaneur nicht allein", so Ravn. Derweil erreichen wir den "Light Garden" von Hans E. Madsen mit seiner Vielzahl an Pendelleuchten.
Allmählich nimmt die Dichte der Lichtwerke zu. Rechts ist das Renaissancegebäude der alten Börse zu sehen, illuminiert in faszinierendem Blau und Grün. Weiter zurück erstrahlt der Turm von Schloss Christiansborg (Sitz des Parlaments Folketing) dank der Installation von Jesper Kongshaug in einem intensiven Blau.
Uns zieht es wieder auf die andere Hafenseite, von der der Schriftzug "You Are Still Here ..." der Lichtdesignerin Anita Jørgensen an der Fassade des Außenministeriums am Platz Asiatisk Plads weithin sichtbar mahnt. Unter der Brücke Langebro ist dann das Lichtkunstwerk "The Orb" von Camilla Brix Andersen zu entdecken, das aus zwölf recycelten Fahrradrädern und anderen Materialien entstanden ist. Im kommenden Februar werden neue Kunstwerke die Stadt erhellen – welche genau, wurde noch nicht offiziell bekanntgegeben.
Mehr Informationen:
Copenhagen Tourism
www.wonderfulcopenhagen.com – keine Telefonnummer vorhanden.
Das Programm für 2020 wird demnächst auf www.copenhagenlightfestival.org bereitgestellt.
Die 40 Lichtkunstwerke erstrahlen meist zwischen 18 und 22 Uhr und können frei besichtigt werden – geführte Touren kann man vor Ort buchen.
Anreise:'
Seit kurzem gibt es einen Direktflug ab Nürnberg mit Ryanair.
Auto: 850 Kilometer ab Nürnberg inkl. Fährüberfahrt von Puttgarden nach Rødbyhavn zehn Stunden. Zug: Elf Stunden über Hamburg.
Günstig wohnen:
Wakeup Copenhagen
www.wakeupcopenhagen.de
Luxuriös wohnen:
Hotel Admiral
www.admiralhotel.dk
Beste Reisezeit:
Zum Copenhagen Light Festival im Februar, ansonsten ganzjährig. Wenig Touristen im Rest des Winters, viele in Frühjahr und Sommer.
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