Schnorcheln mit Delfinen: Nur gucken – nicht anfassen!

Kerstin Wolters

Online-Redaktion

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06.02.2016, 08:00 Uhr
Schnorcheln mit Delfinen: Nur gucken – nicht anfassen!

© Kerstin Wolters

Gucken geht immer – beim Tauchen, beim Schnorcheln und gemütlich vom Steg aus. Anfassen allerdings ist streng verboten. „Wir Menschen möchten ja auch nicht von jedem x-Beliebigen gestreichelt werden“, erklärt Chef-Trainerin Tal Fisher, die seit zehn Jahren im Dolphin Reef arbeitet. „Unsere Delfine entscheiden selbst, wann und mit wem sie spielen.“

Schnellkurs in Tauchersprache

Vorm Schnorchelgang wird uns das nochmal eingebleut. „Ihr schwimmt zu dritt nebeneinander. Mit einer Hand haltet ihr euch an eurem Nebenmann fest, die andere bleibt auf eurem Bauchnabel. Der in der Mitte behält beide Hände dort“, mahnt Tauchlehrerin Sheila und lässt uns dann kleine Gesten üben, bis jeder jeder die Zeichensprache beherrscht und „Stopp!“, „Ok?“, Ok!“ und „Guck!“ auf taucherisch kann.

Wie die Maske aufsetzen, wie Flossen an- und ausziehen, wie schwimmen, wie atmen, wie in den Neoprenanzug hineinquetschen – auch das gehört zum halbstündigen Briefing. Das Wichtigste – mit wem wir es zu tun haben – erklärt Sheila zum Schluss.

Fünf Delfine zwischen zehn und 21 Jahren leben im Dolphin Reef, die – glaubt man Sheila – gut zu unterscheiden sind. Luna hat einen weißen Punkt auf ihrer Rückenflosse, Nana dort zwei Rillen, die wie ein V aussehen, Neos Augen sind groß, rund und schwarz, Raja hat einen leicht vorstehenden Kiefer und Nikita ein Muttermal auf der linken Seite ihres Bauches.

Meeressäuger im Militärdienst

Gemeinsam haben die Großen Tümmler, dass sie alle in der Anlage in Eilat geboren sind – als Nachkommen dreier Ex-Kampf-Delfine, für die das russische Militär nach Auflösung der Sowjetunion keine Verwendung mehr hatte. Mit Gründung des Dolphin Reef Anfang der 1990-er Jahre kamen die Weibchen Shy und Dana mit ihrem männlichen Kameraden Cindy von Sebastopol nach Eilat, vom Schwarzen ins Rote Meer. Die meisten ihrer Artgenossen hatten weniger Glück: Von den ursprünglich 650 Meeressäugern im Militärdienst sind mindestens 400 verendet.

Täglich bekommen die Delfine Streicheleinheiten von den Trainern.

Täglich bekommen die Delfine Streicheleinheiten von den Trainern. © Kerstin Wolters



Zu Tal Fisher und den anderen 25 Mitarbeitern haben die Großen Tümmler in Eilat längst Vertrauen gefasst. „Indem wir mir ihnen spielen, sie kraulen und tätscheln, untersuchen wir sie“, sagt Tal. Wie gut es ihnen geht, lässt sich in dem 14.000 Quadratmeter großen Areal, das durch ein Netz vom Rest des Roten Meeres abgetrennt ist, gut beobachten. Solange die Delfine sich necken, paaren und gemeinsam Fische jagen, ist die Welt im Dolphin Reef in Ordnung.

Aus freiem Willen

Die Begrenzung ist Gefängnis- und Schutzmauer zugleich. „Wir hatten anfangs einen Durchlass, so dass die Delfine selbst entscheiden konnten, wohin sie schwimmen. Aber Urlauber und Fischer fütterten die Tiere falsch und versuchten, sie zu dressieren – einige starben.“ Vor zwei Monaten hat ein Schiff einen Teil des Zauns zerstört, so dass die Delfine nun wieder Ausflüge in die nähere Umgebung machen können. Zu Tals großer Freude kommen sie aber immer wieder freiwillig zurück.

Auch wenn sich die um die Korallenbänke herumtreibenden Kaiser- und Falterfische in ihrer Farbenpracht alle Mühe geben, unsere Aufmerksamkeit zu erregen, keine Chance. Groß und grau muss das sein, was unser Schnorchel-Dreier sehen will. Fünf Minuten später gibt Sheila endlich das lang erwartete Zeichen: Mit wippenden Schwanzflossen kommt ein Delfinpaar auf uns zu – Luna und Nana? Neo und Raja? Egal! – schwimmt rücklings unter uns hindurch, dreht ab und nähert sich wieder.

Auge in Auge

Einer der beiden Delfine taucht plötzlich zum Greifen nah neben mir auf. In diesem Moment gleitet Sheila zwischen uns – um mich zu schützen, wie ich später erfahre. „Auge in Auge mit einem Delfin, das kann gefährlich werden“, sagt sie. Dabei hatte ich überhaupt keine Angst und bin fest überzeugt: Der wollte nur spielen.

Weitere Infos beim Dolphin Reef, www.dolphinreef.co.il, Tel.: (0 09 72) 86 30 01 11 und beim Staatlichen Israelischen Verkehrsbüro, das diese Reise unterstützt hat, Tel.: (0 30) 2 03 99 70, www.goisrael.de

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