Südtirol: Zwei Ziele mit unterschiedlichem Charakter
23.06.2018, 08:00 UhrRitten über Bozen - der sanfte Berg
Da kommt es wieder angerattert mit lautem Pfeifen, das Rittner Schmalspurbähnchen. Das pendelt seit 1907 zwischen den Örtchen Oberbozen und Klobenstein, die hoch über der Südtiroler Hauptstadt auf gut 1200 Metern am Hang des Bozener Hausberges liegen. Das ist so nah am Himmel, dass es an heißen Tagen angenehm kühl bleibt, während unten die Touristen in den von Laubengängen gesäumten Gassen schwitzen.
Einst fuhr das Bähnchen als Zahnradbahn sogar den Ritten hinab bis ins Zentrum, doch der Unterhalt war viel zu aufwändig, die Fahrt dauerte zu lange. Also baute man die Zahnradschienen ab und stellte 2007 die neue Rittner Seilbahn auf den Hang, die nun alle vier Minuten abfährt und in zwölf Minuten die sanften Hänge des Ritten mit der schon sehr italienisch anmutenden Südtiroler Stadt verbindet.
Das ist bequem, wenn man etwa im Parkhotel Holzner wohnt, das sich auch als Familienhotel seinen exklusiven Charme aus dem Gründungsjahr 1908 erhalten hat. Alle Lampen im Haupthaus, die Möbel und selbst das Besteck stammen noch aus der (Gründer-) Zeit und sind bis heute im Einsatz beziehungsweise in aller Munde.
Sollte das Wetter mal schlecht sein, steigen die Gäste genau gegenüber in die Bimmelbahn oder in die Gondel und fahren hinab in die Stadt, um nach einem kurzen Spaziergang den Eismann Ötzi im Südtiroler Archäologiemuseum zu besuchen. Und danach den Eismann im Eccetera, der ein echt feines italienisches Eis über die Theke reicht, bevor es gemütlich mit der Bahn wieder hinaufgeht.
Sind Familien auf dem Ritten, urlauben sie in hügeliger Wiesenlandschaft, auf einer Art Terrasse mit Blick auf die Südtiroler Wahrzeichen Schlern, Rosengarten und Latemar. Dafür ohne die für Südtirol sonst so typischen Obst- und Weingärten - der Wein wächst ein gehöriges Stück weiter unten.
Der Ritten ist ideal für entspanntes Wandern, selbst mit Kinderwagen laufen Urlauber dort etwa auf der sechs Kilometer langen Sigmund-Freud-Promenade an Bauernhöfen vorbei und über Wiesen gemütlich bis nach Klobenstein. Sie können die Strecke jederzeit unterbrechen, denn parallel dazu liegen die Gleise der Rittner Bahn, die an nahezu jedem Ort von Bedeutung anhält.
In Oberbozen beginnt der 3,7 Kilometer lange Wald-Wild-Wunderweg, der den Hang hinauf zu vielen Tieren dieser Landschaft führt. Und bei Lengmoos ragen die berühmten Erdpyramiden auf, skurril anmutende Erdnadeln, die alle einen kleinen Findling auf der Spitze tragen, weil der rote Lehm rundherum über Jahrtausende ausgewaschen wurde.
Hochalpin wird es erst, wenn Wanderer bei Pemmern die Seilbahn zur Schwarzseespitze besteigen, um dort den kindgerechten Panoramaweg zu laufen oder bis hinauf zum nahen Rittner Horn auf 2260 Meter zu kraxeln.
Mit der Rittencard, die viele Hotels ihren Gästen kostenlos anbieten, nutzen sie übrigens sämtliche öffentliche Verkehrsmittel Südtirols - inklusive der Rittner Schmalspur- und Seilbahn. Der Eintritt in alle öffentlichen Südtiroler Museen ist ebenfalls inklusive.
Mehr Informationen: Tourismusbüro Ritten, das diese Reise unterstützt hat, www.ritten.com,
Schenna über Meran - das grüne Dorf
Wann kommt die Kräuterhexe?", fragen die Kleinen unermüdlich. Da läuft Elisabeth - eher wie Rotkäppchen mit einem Korb unterm Arm - hinter einem Bauernhaus hervor und breitet vor uns aus: Kräuter, gerade von den Wiesen und im Wald gezupft, ein Glas Baumharz, Bienenwachs, Mandelöl, Kreidepulver. Große und Kleine rühren dann auf einem Hexenplatz über offenem Feuer alles zu Lippenpflegestiften, Zahnputzpulver und einer Lärchenharzsalbe zusammen. Nebenbei hören sie zauberhafte Geschichten über die Magie der Natur, wie sie rund um Schenna besonders üppig ist.
So ganz anders als der Ritten zeigt sich der Ferienort über Meran. Der weite Talkessel öffnet sich ins Vinschgau, zur Weinstraße bis Bozen und das Passeier Tal hinauf zu Timmelsjoch und Jaufenpass. Hier wachsen Obstbäume, stehen Weinreben auf den Hängen, sehen wir rundherum Almhöfe. Über den Hochwäldern strahlen Schneefelder noch im Juni weiß unter zackigen Gipfeln. In und neben den Streudörfern mit ihren spitzen Kirchtürmen wachen Burgen. Gegenüber auf einem Hügel steht das Kloster Johanneum von Dorf Tirol, wir hören die Glocken bimmeln und das Wasser rauschen, das die unzähligen Waalwege entlangfließt.
In Quartieren wie dem Familienhotel Gutenberg stehen immer Apfelkörbe im Eingangsbereich. Getrost dürfen wir die Früchte auf eine der Wanderungen mitnehmen, die oft direkt vor der Haustüre beginnen. In Schenna stehen kaum riesige Hotels, eher kleine Familienbetriebe. Fast alle haben einen Pool auf ihrer Wiese mit großartiger Aussicht, denn die Lage auf der Sonnenterrasse Südtirols bietet sich dafür an.
Die Höfe des Ortes verteilen sich weit und sind durch Wege vernetzt - einer davon ist der Schenner Waalweg, der von der Talstation des Taser in gut zwei Stunden durch Wald, Apfelbaumplantagen und Bauernhöfe immer bergab am Wasser entlang zur Talstation der Seilbahn Meran 2000 führt. Die riesige Gondel saust in Windeseile zum Piffinger Köpfl, dort beginnen einige wunderschöne hochalpine Touren.
Wer Kinder dabei hat, schickt sie hier in den Erlebnisspielplatz Outdoor Kids Camp oder besteigt gleich nebenan den Alpin Bob. Fünf Euro kostet eine rasante Fahrt alleine oder zu zweit auf der Sommerrodelbahn, wer öfter fährt, zahlt weniger. Es ist sicher, dass Kinder öfter fahren wollen, denn sie haben riesigen Spaß, mit 40 Sachen die Gerade entlangzurasen und kurz vor der Kurve etwas Tempo herauszunehmen, um im Kreisel nicht halb aus dem Bob zu hängen. Den Geschwindigkeitsrausch noch in den Knochen, steigen viele über die Falzebenhütte ab oder fahren mit der Gondel ins Tal und mit dem Bus nach Schenna zurück.
Eine der schönsten Hütten oberhalb der Taser Bergbahn erreichen Wanderer nach 450 Höhenmetern Aufstieg durch dichten Bergwald. Plötzlich sind sie auf einer Alm wie aus dem Bilderbuch vor der Ifinger Hütte. Vor dem Häuschen aus Stein und Holz stehen Tische und Bänke auf der Wiese, Felsen, Wald und Gipfel rahmen diesen Kraftort ein. Speck, Almkäse, eine frische Milch, ein Glas Wein oder ein Bier schmecken hier so gut wie sonst nirgends.
Mehr Informationen: Tourismusbüro Schenna, das diese Reise unterstützt hat, www.schenna.com
Parkhotel Holzner: www.parkhotel-holzner.com und Familienhotel Gutenberg: www.gutenberg.schenna.com
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