Vogelfluglinie: Die Bahn verlernt das Schwimmen

28.9.2019, 08:00 Uhr
Vogelfluglinie: Die Bahn verlernt das Schwimmen

© Oliver Krohn

Eine Dreiviertelstunde dauert die Überfahrt zwischen der deutschen Insel Fehmarn und ihrem dänischen Gegenüber Lolland im Verlauf der Vogelfluglinie. Zwischen Sattelschleppern und Reisebussen rollt der dänische Eurocity Hamburg-Kopenhagen auf das Gleis der Scandlines-Fähre. "Der Aufenthalt im Zug ist während der Überfahrt verboten. Sie können Ihr Gepäck hierlassen, der Zug wird verschlossen", krächzt es auf Deutsch, Dänisch und Englisch aus dem Lautsprecher.

Die Reisenden entern durch ein enges Treppenhaus die oberen Decks der Fähren. Dort kann man essen, trinken und einkaufen, doch die Preise an Bord lohnen sich ohnehin allenfalls für Dänen und Schweden. Gut, dass es zumindest das Sonnendeck gibt, da fasziniert zuerst der schneeweiße Rauch aus den Schornsteinen der Hybridfähren. Und die Aussicht auf die 19 Kilometer breite Wasserstraße, den Fehmarnbelt, den Fähre und Zug zügig kreuzen. Unter Seekrankheit leidet man hier eher selten, weshalb das Bonmot gerechtfertigt ist: Sogar auf der Ostsee fährt der Eurocity nach Kopenhagen wie auf Schienen.

Ab 15. Dezember geht´s nur noch über Land

Wer diese Überfahrt mit dem Zug noch einmal live miterleben will, muss sich beeilen. Denn am 14. Dezember endet diese Ära: Zum Fahrplanwechsel stellen die Deutsche Bahn und die dänische Staatsbahn DSB diesen traditionsreichen Service ein. Der Fernverkehr von Hamburg nach Kopenhagen wird dann "trockenen Fußes" auf neuer Route über Flensburg, Fredericia und Odense geführt. Dort gibt es schon seit 20 Jahren die feste Große-Belt-Querung zwischen den dänischen Hauptinseln Fünen und Seeland (siehe Karte). Trotz des beträchtlichen Umwegs werden Bahnfahrten auf dieser Route nur unwesentlich länger dauern.

So endet kurz vor Weihnachten eine Ära im Bahnverkehr nach Skandinavien. Die 1963 mit dem Fährhafen Puttgarden eröffnete Vogelfluglinie schuf nach dem Mauerbau eine Alternative zur traditionellen Bahnroute gen Kopenhagen über Warnemünde und Gedser. So konnten Fernzüge – etwa der legendäre Nord-Express Paris-Kopenhagen – das DDR-Territorium umfahren.

Mit der Einstellung des Trajekts zwischen Puttgarden und Rödby kommt die Deutsche Bahn der Eröffnung der geplanten festen Fehmarnbelt-Querung um mindestens zehn Jahre zuvor. Allerdings wird auf dänischer Seite bereits kräftig an der Zug-Schnellstrecke Kopenhagen-Lolland gebaut, so dass Fahrgäste zwischen Rödby und Kopenhagen oft den Bus nehmen müssen. Darum sollen die Fernzüge von Hamburg nach Dänemark ab dem 15. Dezember ohne Umsteigen und Fährüberfahrt via Flensburg rollen.

Mehr Informationen:
Deutsche Bahn
www.bahn.de
Anreise ab Nürnberg:
Täglich z. B. um 7.33 Uhr ab Nürnberg (Ankunft Kopenhagen 18.26), zurück ab Kopenhagen 11.35 Uhr (an Nürnberg 21.25 Uhr). Umsteigen in Hamburg erforderlich.
Mit dem Super-Sparpreis Europa gibt es DB-Tickets nach Kopenhagen schon ab 29,90 Euro. Der direkte Eurocity über die Vogelfluglinie nach Kopenhagen startet in Hamburg Hbf um 9.28 Uhr, 13.28 Uhr und 17.28 Uhr.

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