Weniger ist mehr an Norwegens Helgeland-Küste

28.10.2017, 08:00 Uhr
Weniger ist mehr an Norwegens Helgeland-Küste

© Hauke Höpcke

Lovund etwa. Das winzige Eiland am Polarkreis ist gerade einmal drei Kilometer lang und zweieinhalb Kilometer breit. In seiner Mitte erhebt sich der Lovundfjellet auf 623 Meter Höhe, ein kleiner Bruder findet auch noch Platz. Die 500 Einwohner müssen sich mit dem verbliebenen Streifen begnügen.

Am Fährhafen steht eine Gruppe roter Holzhäuschen. Eine kleine Kirche, zwei Wirtschaften, ein Supermarkt gibt es dort. Als wir zum einzigen Hotel abbiegen, schauen uns einige Schafe neugierig nach, zwei aufdringliche Enten watscheln neben uns her.

Vor fast 30 Jahren hat Thorwald Olaisen ein schlichtes Wandererheim gekauft, seitdem hat sich die Herberge zu einem ansehnlichen Komplex mit Luxus-Faktor gemausert. Komfortable "Fischerhütten" erlauben den perfekten Blick über das Meer, nur übertroffen von einem Drink auf der Dachterrasse des modernen Anbaus, wenn nach Mitternacht die Sommersonne ganz kurz den Horizont antippt, um dann wieder aufzugehen.

Sohn Sivert Olaisen setzt auf nachhaltigen Tourismus: "Wir dürfen unseren Gästen keine falschen Versprechungen machen." Also: Weniger ist mehr. Lovund bietet Naturerlebnis, wozu auch ein kräftiger Nordsturm gehören kann, und eine hervorragende Fisch-Küche. Spezialität des Hauses: "Lachs 45", gegart bei 45 Grad, bis das rote Fleisch daunenweich und fest zugleich ist.

Früher fuhren die meisten Lovunder Männer mit ihren Booten auf das Meer hinaus und kehrten zurück mit Kabeljau und Dorsch. Inzwischen lebt die Insel vom Lachs. Steinar Olaisen, der Bruder des Hotelgründers, holte vor 45 Jahren die ersten Jungfische, um sie in Aquakultur zu halten.

Heute beschäftigt seine Firma Nova Sea 250 Menschen. An 34 Orten vor der Helgeland-Küste hängen 360 Käfige im Wasser, 150000 Lachse schwimmen in jedem. 2,5 Jahre dauert es, bis sie ihre Schlachtreife erreicht haben. Die etwa fünf Kilogramm schweren Fische werden in der kleinen Fabrik in Lovund getötet und filetiert. 50 000 Tonnen Lachse aus Lovund landen jährlich auf den Tellern in aller Welt.

Ein zweites Tier bestimmt das Leben der Menschen auf Lovund: der Papageientaucher. Jedes Jahr am 14. April kommen Scharen der 32 Zentimeter großen Vögel mit ihren markanten Schnäbeln. 200 000 "Lunde" brüten in einer Geröllhalde an der Westseite des Lovundfjellet. Die Zahl 45 zieht sich durch das Leben der Papageientaucher, erzählt Sivert Olaisen: "Sie brüten 45 Tage, sie füttern ihre Jungen 45 Tage lang mit kleinen Fischen und sie können bis zu 45 Jahre alt werden."

Den Papageientaucher sieht man auch auf der Speisekarte – als Foto. Doch vor nicht all zu langer Zeit landeten die Vögel und ihre Eier tatsächlich noch im Kochtopf. "Lunde-Hunde", eine nordische Hunderasse, holten sie aus den Bruthöhlen. Doch mit dem wachsenden Wohlstand wurde aus dem einstigen Leckerbissen das Maskottchen der Inselbewohner.

Mehr über Helgeland:

Vor der Küste Helgelands liegt eine vielfältige Inselwelt. Sie reicht von windigen Felsen, auf denen nur einige Schafe im Sommer leben, bis hin zu Eilanden wie Dønna auf deren 134 Quadratkilometern mit fast 1500 Menschen leben.

Mit dem Auto erreicht man Helgeland auf der E6 von Süden her kommend oder an der Küstenstraße Kystriksvejen. Die Fluggesellschaft Widerø bietet Direktflüge von Oslo zu mehreren Flughäfen in der Region an, mit dem „Explore Norway Ticket“ kann zwei Wochenlang so oft fliegen, wie man möchte. Die Hurtigrute-Schiffe laufen die Häfen Brønnøysud, Sandnessjøen und Nessna zwei Mal täglich an. Uns schließlich kann man noch mit dem Zug von Trondheim in die Region fahren.

Der typische Helgeland-Urlauber kommt zum Hochsee-Angeln oder zum Wandern. Doch die Inseln Helgelands lassen sich auch hervorragend mit dem Fahrrad erkunden. Die Mitnahme auf den Fähren ist meist sogar kostenlos. Mehr Informationen gibt es bei visithelgeland.com, die diese Reise unterstützt haben.

Mehr Informationen:

visitnorway.de

visithelgeland.com, das diese Reise unterstützt hat.

 

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