Zu Besuch bei Papa Kolibri

Kerstin Wolters

Online-Redaktion

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17.10.2014, 20:00 Uhr
Das Kolibri-Paradies von Theo Ferguson

© Kerstin Wolters Das Kolibri-Paradies von Theo Ferguson

Es ist mehr als ein Summen, weniger als ein Brummen, eher ein Sirren, das kurz ans Ohr dringt und mich zusammenzucken lässt. „Er wollte nur Hallo sagen“, lacht Theo Ferguson über meine Reaktion auf das neugierige kleine Kerlchen. Im „Yerettê — Home of the Hummingbird“, dem Zuhause des Kolibris, kommt man den Vögelchen so nahe wie nirgendwo sonst.

Hunderte schwirren durch den Garten, an manchen Tagen – denen mit „Kolibri-Dusche“ wie Theo sie nennt – sind es Tausende. Von der Schmuckelfe über den Zwergeremit, das Rosenkehlchen und den Grünkehlmango bis zum Topasrubinkolibri – 13 von den 17 auf Trinidad und Tobago vorkommenden Arten leben hier, in den grünen Hügeln des Maracas Valley, rund eine Stunde Autofahrt von Trinidads Hauptstadt Port of Spain entfernt.

Vor knapp vier Jahren hat Theo Ferguson sein Hobby Vogelfotografie zur Lebensaufgabe gemacht. Mit den Kolibris spezialisierte sich der gebürtige Grenadier auf die wohl am schwierigsten abzubildenden, aber auch farbenprächtigsten Motive. Um diese Juwelen der Luft besser fotografieren zu können, bedient er sich eines uralten Tricks: Mit den im Garten aufgehängten Tränken wurden die Schwirrvögel schnell zu Stammgästen. Zwischen blühendem Hibiskus, Verbenen, Papierblumen und Wandelröschen herrscht ein ständiges Kommen und Fliegen.

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„Alle Kolibris, die um unser Haus herum leben, sind meine Kinder, und jeder ist einzigartig!“, beteuert der pensionierte Wissenschaftler. Und doch gab es mal einen Lieblingssohn: Jonathan, die Tobago-Amazilie. Das zutrauliche Vögelchen mit der kleinen kahlen Stelle war das meist fotografierte und bekam E-Mails aus aller Welt – bis es sein Federkleid wechselte, wie es alle Kolibris einmal im Jahr tun. Nach der Mauser war Jonathan – auch zum Bedauern seines Fan-Clubs – nicht mehr wiederzuerkennen.

Stolz präsentiert Theo den Besuchern von „Yerettê“ seine Fotos auf dem Großbildschirm: sich zankende, sich umwerbende, sich streckende, sich nach einem Regenschauer schüttelnde und kopulierende Kolibris. Der 70-Jährige weiß vieles, eigentlich alles über diese sagenhaften Kreaturen, die als einzige rückwärts fliegen und in der Luft stehenbleiben können „Bis zu 90 mal pro Sekunde schlägt ein Kolibri mit den Flügeln“, erklärt der Experte. Das kostet Kraft. Alle zehn Minuten müssen die Winzlinge mit dem großen Herz daher Energie an den mit Zuckerlösung gefüllten Tränken oder an Blüten tanken. Dabei schnellt die Zunge bis zu 20 mal pro Sekunde hervor. Die auch Blumenküsser genannten Vögel befruchten nebenbei insgesamt mehr als 8000 verschiedene Pflanzenarten.

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Theo erzählt gern von seinen Lieblingen, lässt seinen Gästen aber auch genug Zeit, mit den Tropenvögeln auf Tuchfühlung zu gehen. Schließlich soll jeder Besucher zu einem Botschafter des Kolibris werden.

Ich krabble auf allen Vieren durch den Garten, pirsche mich an blütenbehängte Büsche heran und verharre möglichst bewegungslos vor den Tränken. Väterlich legt mir Theo seine Hand auf die Schulter und fragt nach meiner Foto-Ausbeute. „Die ist leider sehr gering“, antworte ich zerknirscht. Kaum kam ich den kleinen Kerlchen mit der Kamera nahe genug, schienen sie alle tschüss zu sagen.

Weitere Informationen:

Yerettê – Home of the Hummingbird (www.yerette.com, hello@yerette.com): Besuch nur nach Voranmeldung, inkl. Frühstück, Mittagessen oder Nachmittagstee 25 bis 45 US-Dollar.

Trinidad und Tobago: Die Höhepunkte

Trinidad ist laut, Tobago leise. Trinidad ist Party, Tobago Pause. Trinidad ist schnell, Tobago langsam. Trinidad ist reich, Tobago arm. Auf ihre Gegensätze werden die Schwesterinseln vor der Küste Venezuelas gern reduziert. Dabei haben sie vieles gemeinsam: Als einzige in der Karibik waren sie mit dem südamerikanischen Festland verbunden und haben dessen Schätze geerbt – üppige Regenwälder und eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt

Einen ersten Eindruck von der tropischen Vegetation bekommt man im Südosten Tobagos, nahe der Stadt Roxborough. Durch eine Allee mit riesigen Teak-, Kapok- und Brotfruchtbäumen führt ein Pfad zum Argyle Wasserfall. Über hohe Felsklippen stürzt sich das Wasser in Kaskaden in drei Pools. Baden erlaubt!

Menschenleer trotz weißen Sandstrands und der Palmen, die sich Richtung Meer biegen: die Englishman’s Bay an der Nordküste. Beim Schwimmen kann man Fregattvögel beobachten, wie sie kleineren Konkurrenten die Beute abjagen. Aufgepasst: Die in Scharen kreischend in die Baumkronen einfallenden Papageien bombardieren sorglos am Strand Liegende mit kleinen, harten Palmfrüchten.

Auf einem Katamaran durch die Wellen zu reiten ist schöner, wenn Fliegende Fische das Schiff begleiten. Von der Mount Irvine Bay geht es die Küste entlang auf einer Tagestour zur Cotton Bay, einem Eldorado für Schnorchler. Während die Bootsgäste planschen, grillt der Skipper Hähnchen und Fisch. Alkoholische Getränke, auch hochprozentige, sind im Preis enthalten und werden großzügig ausgeschenkt. Ab und zu mal nein sagen – oder sich von den Gästen fernhalten, die das nicht konnten – empfiehlt sich.

Ein weiteres Schnorchelparadies ist das Buccoo Reef, ein 10 000 Jahre altes Korallenriff, das man mit dem Glasbodenboot erreicht. Krönender Abschluss der Tour: ein Bad im Nylon Pool. Das Wasser auf den Sandbänken weitab von der Küste reicht nur bis zur Hüfte und ist samtweich. Dass man nach dem Bad zehn Jahre jünger aussieht, ist eine Legende.

Trinidads Nationalvogel, der Rote Ibis, sorgt in den Caroni Swamps für eine Naturschauspiel sondergleichen: Jeden Abend kehren hunderte der feuerroten Vögel zu einer grünen Insel in den Mangroven zurück, bis die Bäume mit leuchtenden Blüten bespickt scheinen.

Infos rund um die Reise nach Trinidad und Tobago:

Tourism Development Company (die diese Reise unterstützte) c/o Aviareps Tourism GmbH, Josephspitalstraße 15, 80331 München,www.gotrinidadandtobago.com, www.visittobago.de

Anreise:
Condor fliegt immer montags von Frankfurt direkt nach Tobago. Zwischen den Inseln verkehren zweimal täglich Schnellfähren, als Alternative bietet sich der 20-minütige Flug an.

Beste Reisezeit:
Die Jahresdurchschnittstemperatur auf beiden Inseln liegt bei 29°C, die durchschnittliche Wassertemperatur beträgt 26°C. Regenzeit ist von Juni bis Dezember, Trockenzeit von Januar bis Mai. Während der Regenzeit kommt es zu heftigen, meist kurzen Schauern, die aber aufgrund der ohnehin hohen Luftfeuchtigkeit von 71 bis 100 Prozent kaum ins Gewicht fallen.

Unterkunft:
Beide Inseln bieten eine breite Palette an Unterkunftsmöglichkeiten – vom einfachen Guesthouse bis zum Luxushotel an, z.B. Coco Reef Resort, Coconut Bay, Crown Point, Tobago, Hilton Trinidad, & Conference Center, Lady Young Road, Port of Spain, Trinidad, Magdalena Grand Beach & Golf Resort, Tobago Plantations Estate, Lowlands, Tobago, Nature View Apartments, Richmond Hill, Castara, Tobago

Reise- und Tour-Veranstalter:
Gail’s Exclusive Tour Services Limited, #7 Gordon Street, Mount Lambert, Trinidad, +1 (868) 6 38 50 85
Ted’s Sunshine Enterprises, Store Bay Road, Crown Point, Tobago, +1 (868) 6 39 0547,
Kolibri-Reisen, Emmendinger Str. 13, 79106 Freiburg, Tel. (0761) 2 92 57 21

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