Stempel hoch im Kurs: Individuelle Modelle von Charlotte Grunow
04.12.2014, 07:29 Uhr
Die kleinen Metallstempel mit den filigran ausgearbeiteten Motiven übten sofort eine so große Faszination auf sie aus, dass Charlotte Grunow fortan dem Karlsruher Stempelmacher in den Weihnachtsferien beim Verkauf half und in den Sommerferien bei der Produktion. So erfuhr sie einiges über die Technik der Stempelherstellung. Und jetzt legt die 26-jährige Studentin der Buch-, Bibliothekswissenschaften und Geschichte ihre eigene Stempelkollektion vor und wird sie in diesem Winter auf ihrem Stand am Christkindlesmarkt verkaufen.
Nach dem Abitur machte sie jedoch erst eine Ausbildung zur Print- und Mediengestalterin in einer Werbeagentur. Charlotte Grunow bringt also jede Menge Hintergrundwissen mit, um rund um ihre Stempelkollektionen, die sie je nach Saison immer neu zusammenstellt, auch noch Produkte wie Siegellacke, Verpackungsschnüre, Brief- und Geschenkpapier oder individuelle Quittungsblöcke anzubieten. Sie können über ihre Webseite bezogen werden oder direkt im „Lampensalon“ in der Gudrunstraße 29. Das ist der Laden ihrer Eltern, in dem diese nostalgische Lampen im Stil des Art Deco herstellen und verkaufen.
Einen Stempel zu machen, kostet viel Zeit und erfordert große Konzentration. Für Charlotte Grunow ist das kein Problem: „Ich bin ruhig und sehr entspannt“, sagt sie und lacht. „Lieber arbeite ich etwas langsamer, als dass ich schnell und hudlig werde.“ Mit Säge, Feile und Polierstab rückt sie kleinen Metallplatten zuleibe, um dort Buchstaben oder Tiermotive einzugravieren. Sie macht zwar auch Stempel aus Gummi, doch die hätten irgendwo ihre Grenzen, „In Metall lässt sich einfach viel feiner arbeiten“, erklärt sie.
Fein ausgearbeitete Motive mit vielen kleinen Nuancen
Reich verzierte Buchstaben sind in ihrer Kollektion zu finden, mit denen Kunden ihre Briefpapiere oder Briefumschläge schöner machen. Daneben präsentiert sie gerade viele für den Herbst typische Waldtiere: Fuchs, Eichhörnchen, Eule. Jäger interessieren sich gerade für diese Motive. Und für alle Urlaubsheimkehrer hat sie einen romantischen Sonnenuntergang am Meer ausgewählt. Neben den fein ausgearbeiteten Motiven mit vielen kleinen Nuancen und Schattierungen macht sie aber auch Tiere mit nur wenigen Umrisslinien, bei denen sie genau darauf achtet, typische Bewegungen der Tiere einzufangen. Die neueste Kreation ist das „Männchen machende“ Erdmännchen.
Wer aber benutzt noch Stempel für Briefpapier in Zeiten von Smartphones und Internet? Für Hochzeiten werden sie gerne benutzt oder bei Firmenjubiläen, sagt Grunow. Von einem Kunden, der eine Jakobsmuschel wünschte, bekam sie Postkarten mit ihrem Stempelmotiv während dessen Wanderung nach Santiago de Compostela geschickt. Im Übrigen könnten ihre Stempel alle auch als Siegel benutzt werden. Gerade für neugierige Kinder seien die verschnürten und versiegelten Geschenke, wie es sie in Schweden gebe, eine tolle Sache. In ihrem Bekanntenkreis und unter ihren Kommilitonen gäbe es einige, die die analoge Welt sehr schätzten. Wie sie selbst schreiben sie noch Briefe mit der Hand. Und außerdem: „Einen Brief mit individueller Gestaltung in der Hand zu halten, ist einfach sehr schön und romantisch“, sagt Charlotte Grunow. „Ich habe noch keine E-Mail bekommen, die an so einen Brief heranreichen würde!“
Charlotte Grunow gehört außerdem zu einer Gruppe, die einen Markt für Handgemachtes ins Leben gerufen haben, den Oskar.Selbstgemacht, der auch dieses Wochenende stattfindet: Im Kulturforum in Fürth präsentieren und verkaufen am Samstag Künstler ihre handgemachten Werke. Bei Schmuck, Mode oder Spielzeug sollte von 10 bis 19 Uhr beinahe für jeden etwas dabei sein.
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