Die Hochhaus-Pläne liegen auf Eis

23.11.2004, 00:00 Uhr
Die Hochhaus-Pläne liegen auf Eis

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Die Ankündigung kam großartig daher: Ein 118 Meter hoher Hotel-Turm der Luxusklasse war auf dem Messegelände geplant. Kostenpunkt: geschätzte 60 Millionen Euro. Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sollte das neue Wahrzeichen stehen, bereits Weihnachten 2003 wollte man einen Betreiber für die Vier-Sterne-Unterkunft präsentieren. „Die Euphorie war ein bisschen zu groß“, räumt Peter Ottmann, Pressesprecher der NürnbergMesse, ein. Investor und Betreiber sind immer noch nicht gefunden, von der Eröffnung im Jahr 2006 spricht keiner mehr. Allerdings hält Ottmann weiterhin an dem Projekt fest: „Aus unserer Sicht ist das Hotel auf dem Messegelände wünschenswert. Wir wollen das Vorhaben nicht sang- und klanglos beerdigen.“

Still ist es um den „Noris-Tower“ auf dem MAN-Gelände Frankenstraße/Katzwanger Straße geworden. Mit 144 Metern Höhe (und 36 Etagen) sollte der Doppelturm sogar den Business-Tower der Nürnberger Versicherung an der Ostendstraße (mit 135 Metern) deutlich überragen. Auf einer Immobilienmesse in Cannes hatte selbst Nürnbergs Wirtschaftsreferent Roland Fleck eifrig, letztlich aber erfolglos, für die Idee geworben.

Architekt Wolfgang Loebermann, der die Pläne entwickelt hat, sagt ernüchtert: „Das Vorhaben ist zwar nicht tot, allerdings gibt es momentan leider keine positiven Aktivitäten.“ Eine „vage Hoffnung“ bestehe weiter, dass der „Noris-Tower“ noch errichtet wird. Der Fachmann hält den Hochhaus-Bau in Nürnberg generell für eine Luxus-Entscheidung: „Es spielen rein repräsentative Überlegungen eine Rolle. Denn man hat sowohl deutlich höhere Baukosten wie auch einen größeren Energieverbrauch.“

Dass es gegen Schwindel erregend hohe Häuser immer wieder Vorbehalte in der Bevölkerung gibt, musste bereits Loebermanns Vater erfahren, als er Anfang der 70er Jahre den 65 Meter hohen Norikus am Wöhrder See gebaut hat: Ursprünglich waren einige Stockwerke mehr vorgesehen, doch selbst der damalige Baureferent Otto Peter Görl wehrte scherzend ab: „Wenn das Hochhaus dann umkippt, fällt es auf die Burg.“ Die Sichtbeziehung zur Burg darf auf keinen Fall gestört werden. Das ist eine zentrale Aussage des Hochhauskonzepts, mit dem sich der Stadtrat im Jahr 2000 beschäftigt hat. Darin hat man auch definiert, an welchen Standorten Wolkenkratzer möglich sind: Innerhalb der Altstadt überhaupt nicht, aber beispielsweise an den Einfallschneisen entlang dem Ring. Schließlich soll in der Nachbarschaft von St. Lorenz keine Konkurrenz zu den rund 80 Meter hohen Kirchtürmen entstehen.

Eine rigorose Höhen-Beschränkung — wie jetzt in München — gibt es in der Frankenmetropole jedoch nicht. Im Gegenteil: Als vor wenigen Jahren der Business-Tower in den Plänen immer stärker in die Höhe wuchs und sich etliche Anwohner über den „Mögeldorfer Stinkefinger“ grämten, befand die städtische Bauverwaltung: „An die Stelle passt eine städtebauliche Dominante in dieser Höhe.“

Bis auf das 51 Jahre alte Plärrer-Hochhaus (Höhe: 56 Meter) des Architekten Wilhelm Schlegtendal gibt es in Nürnberg hauptsächlich Wohn-Hochhäuser: in Langwasser, Neuselsbrunn oder am Einsteinring. Für Büronutzung fehlen Investoren mit dem nötigen Optimismus, dass sich das Vorhaben rechnet. Michael Stößlein, Vorsitzender des Kreisverbands des Bundes der Architekten, hat aber bereits interessante Skizzen gesehen, die ökonomische und ökologische Verknüpfungen versuchen: So will man die enormen Windkräfte in luftigen Höhen durch Rotoren nutzen, um selbst Energieproduzent zu werden — allerdings nicht in Nürnberg. Die Pläne stammen von einem Frankfurter Projekt. Dass die Hochhaus-Pläne in Nürnberg nicht in den Himmel wachsen, dafür sorgt allein schon der Markt: Die Grundstückspreise sind im Vergleich zu Weltstädten noch moderat. Es besteht daher keine zwingende Notwendigkeit, auf kleiner Fläche in die Höhe zu bauen.