«Und plötzlich klopfte es in meinem Bauch»

20.4.2007, 00:00 Uhr
«Und plötzlich klopfte es in meinem Bauch»

© Stefan Hippel

«Ich möchte anderen jungen Müttern Mut machen», sagt die heute 18-Jährige. «Früher, härter, unromantischer: Sex ohne Liebe?» - in der Sendung «Menschen bei Maischberger» sprach Daniela Rögner offen über das reißerisch aufgemachte Thema. Grenzen der Ehrlichkeit kennt sie fast keine. Ihr Freund war 16, sie zwölf Jahre alt, «er wollte Sex, ich habe eigentlich noch nicht daran gedacht, wollte ihn aber nicht enttäuschen».

Meistens dachten sie an Verhütung - aber nicht immer. Als Daniela fast im sechsten Monat schwanger war, «klopfte es in meinem Bauch». Der Frauenarzt sagte: «Freu’ dich, du wirst Mutter.» Aber Daniela war geschockt. Ihrem Körper war nichts anzusehen, es war Sommer und sie war noch unbekümmert im Freibad vom Drei-Meter-Brett gesprungen.

Mit dieser Unbekümmertheit war es vorbei. Der Klassenlehrer sagte zu ihren Mitschülern: Die Daniela bekommt ein Kind, aber das ist kein Grund, sie zu hänseln. «Meine Freundinnen haben mich trotzdem im Stich gelassen», erzählt Daniela, «ich konnte ja auch nicht mehr abends bis 9 Uhr weggehen wie sie».

Alles brach zusammen

Auch Danielas Eltern waren geschockt, «in mir brach alles zusammen», sagt Waltraud Rögner. Wie konnte uns Daniela das antun? Was wird werden? Die Fragen purzelten durch ihren Kopf. Hinzu kamen Vorwürfe, «ich fragte mich, ob ich Daniela zu sehr sich selbst überlassen hatte». Danielas ältere Schwester ist behindert und forderte immer alle Kraft der Mutter, Daniela kam erst an zweiter Stelle.

Ihr Bauch wuchs und mit ihm die Freude auf das Kind. Aber Daniela kannte wie viele junge Mütter kein anderes Mädchen in der gleichen Lage. Als sie in einer Zeitschrift von einer 14-jährigen Mutter las, bat sie deshalb Waltraud Rögner, eine Verbindung herzustellen. «Ich wollte mit der anderen jungen Mutter sprechen», der Kontakt besteht bis heute.

Nebeneffekt des Briefs an die TV-Zeitschrift: Die Medien wurden auf Daniela aufmerksam. Eine Boulevard-Zeitung bot ihr Geld, wenn sie sich ein Jahr lang von Reportern beim Babywickeln zusehen lässt. Ein privater Fernsehsender machte aus Daniela medienwirksam die «Teenie-Mama».

Daniela bekam viel «Fanpost»: «Mir haben Mädchen geschrieben, dass ich es ihnen leichter gemacht habe, den Eltern von der Schwangerschaft zu erzählen.» Die Nürnberger Hebamme Susanne Weyherter kümmert sich pro Jahr um 10 bis 20 minderjährige Mütter. «Einige nutzen die Schwangerschaft zur Selbstdarstellung, andere möchten sich am liebsten gar nicht mit ihrem Kind zeigen», sagt sie. Problematisch ist es, dass die jungen Mütter selber mitten in der Pubertät stecken. «Eigentlich möchten sie sich von den Eltern lösen, aber durch das Kind sind sie zugleich stark auf deren Hilfe angewiesen.»

Das war bei den Rögners nicht anders. Danielas Eltern kümmerten sich intensiv um ihre Enkelin und mussten zugleich die eigene pubertierende Tochter erziehen. «Wir mussten ihr klar machen, dass sie nachts nicht ewig weggehen kann, weil sie sich morgens um Leonie kümmern muss», sagt Waltraud Rögner.

«In solch einer Situation sind schnell alle überfordert», sagt Johanna Diller vom Mutter-Kind-Haus Anna des Sozialdienstes Katholischer Frauen. «Und das kleine Kind erlebt die Mutter oft eher als Schwester.» Leonie nennt Mutter Daniela tatsächlich «Schwester-Mama».

Die Zahl minderjähriger Mütter steigt, «vielleicht, weil immer mehr Familien nicht intakt sind und viele Mädchen beruflich keine Perspektive sehen», sagt Weyherter. Ungeplante Schwangerschaften gebe es aber in allen Schichten. Waltraud Rögner fühlte sich in der Maischberger-Sendung durch den Vorwurf, dass die Eltern schuld sind, wenn Töchter früh schwanger werden, verletzt. «Denn wir lieben Daniela und waren immer für sie da.»