Zwei Stadtteile werden zum „Millionengrab“

23.11.2005, 00:00 Uhr

Die Stadt informierte über das Großbauprojekt kürzlich in der Sporthalle der Grundschule Hermann-Kolb-Straße, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Als „äußerst reparaturbedürftig“ stellte Konrad Pommer, Abteilungsleiter des Stadtentwässerungsbetriebs, den Zustand des Kanals in Altenfurt und Moorenbrunn dar. Derzeit muss die Stadt jährlich 250 000 Euro allein für Schäden aufbringen, die durch das veraltete und schadhafte System entstehen.

Die Kanäle, die zum Teil noch aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts stammen, sind undicht, so dass sowohl Grundwasser in die Kanäle eindringt, als auch das verschmutzte Abwasser nach außen ins Grundwasser sickert. Die Sanierung ist deshalb unumgänglich.

Das alte Trennsystem wird in ein neues Mischsystem überführt, das Regen- und Schmutzwasser vereinigt. Die neuen Kanalrohre werden nicht nur einen größeren Durchmesser bekommen, sondern auch um einiges tiefer verlegt. In drei Bauabschnitten soll das System errichtet werden. Die Baukosten von 50 Millionen Euro werden auf die Abwassergebühren umgelegt.

Ab Sommer 2006 werden in Altenfurt-Süd in 17 Straßen auf zehn Kilometern neue Rohre verlegt. Von den Bauarbeiten werden zunächst die Schornbaumstraße, die Wittelsbacherstraße und Am Graben betroffen sein. Wenn der zentrale Abwassersammler in der Oelser Straße fertig gestellt und ein Vorflutkanal errichtet ist (voraussichtlich zwischen 2007 und 2009), kommen im Bauabschnitt zwei in Moorenbrunn weitere drei Kanalkilometer hinzu. Bauabschnitt drei beginnt 2014, dann werden in Altenfurt-Nord weitere 2,7 Kilometer installiert.

Die Arbeiten ziehen sich so lange hin, weil der öffentliche Nahverkehr während der gesamten Bauzeit aufrechterhalten wird und sämtliche Haushalte ständig an einen funktionierenden Kanal angeschlossen bleiben.

Eigentlich hätte der Startschuss schon eher fallen sollen, doch die Stadt zog Lehren aus den schlechten Erfahrungen in Fischbach. Dort hatte der alte undichte Kanal offenbar den Stadtteil entwässert. Nach der Sanierung stieg der Grundwasserspiegel an und sorgte vielerorts, vor allem bei älteren Anwesen, für feuchte Kellerräume (der Stadtanzeiger berichtete mehrfach). Deshalb ließ die Verwaltung von einem privaten Ingenieurbüro erforschen, ob Ähnliches in Altenfurt und Moorenbrunn zu befürchten sei.

Für Moorenbrunn konnte der Geologe Oliver Kemmesies Entwarnung geben, nicht jedoch für Altenfurt und das Industriegebiet Südost: Dort sei durch das erneuerte Kanalsystem mit einem Anstieg des Grundwasserspiegels zu rechnen, Schäden an der Bebauung seien deshalb nicht auszuschließen.

Um dem entgegenzuwirken und ungefähr das gegenwärtige Wasserniveau halten zu können, plant die Stadtentwässerungsbehörde vorbeugende Maßnahmen. In den besonders gefährdeten Bereichen, vor allem in Altenfurt südlich der Löwenberger Straße, werden zusätzliche Drainagerohre verlegt, die das Grundwasser in den Langwasserbach oder den Katzengraben ableiten.

Die Stadt sei dazu rein rechtlich nicht verpflichtet, jeder Hauseigentümer sei für die nachträgliche Gebäudeabdichtung selber verantwortlich, so erklärte Konrad Pommer. Umweltbürgermeister Klemens Gsell empfahl allen Bürgern, deren Häuser vor 1950 gebaut wurden, falls nicht vorhanden, Rückstauventile einbauen zu lassen. Die könnten mit dem neuen Kanalsystem bei starken Gewitterregen nötig werden. Die Stadt beantwortet Fragen unter der Telefonnummer 2 31-30 09.

Maria Inoue-Krätzler/ca