Die Nürnberger Rikscha hat Sonne im Tank

28.4.2010, 00:00 Uhr
Die Nürnberger Rikscha hat Sonne im Tank

© Gerullis

Auch in anderen Städten wird der Fahrer durch einen Motor unterstützt, der meist ebenfalls umweltfreundlich ist. Doch die Nürnberger Velotaxis sind die ersten mit Sonnenenergie – die Solarzellen befinden sich gleich auf dem Dach der Gefährte. Kein Zufall: Schließlich gehören die Velotaxi-Betreiber der Agenda-21-Projektgruppe für Solare Mobilität an. Und der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS).

Die Geschäftsidee hatte der DGS-Vorsitzende Michael Vogtmann. Seltsam, dass noch kein anderer darauf kam, die Kraft der Sonne für Fahrradtaxis zu nutzen. Schließlich sind dies eher Schönwetter-Fahrzeuge – weshalb der Nürnberger Testlauf im kalten Oktober auch nicht so berauschend lief. Für die kommenden Monate sind die Initiatoren dennoch optimistisch: »Sobald man irgendwo mit einem Velotaxi auftaucht, kommen Neugierige und informieren sich«, erzählt Stefan Seufert von der DGS. »Von der Größe der Stadt her könnte Nürnberg vielleicht auch zehn solcher Fahrzeuge vertragen. Aber jetzt starten wir erst mal mit fünf.«

Der Burgberg ist etwas zu steil

Zwei Anlaufstationen gibt es in der Innenstadt: Vor dem Kulturzentrum K 4 in der Königstraße und am Hauptmarkt in der Brautkehre neben der Frauenkirche. Wer dort kein Fahrzeug vorfindet, kann in der Zentrale anrufen und eines bestellen ( 4 80 55 22). Von 10 bis 18 Uhr sind die Velotaxis im Einsatz. »Man kann aber auch tagsüber anrufen und sich noch eines für den Abend bestellen«, sagt Michael Vogtmann.

Wer ein Velotaxi zu einem bestimmten Anfahrtsort hinbestellt, zahlt dafür eine einheitliche Anfahrtsgebühr von 1,50 Euro. Das ist eher bescheiden – zumal im Gegensatz zu klassischen Auto-Taxis auch keine Grundgebühr verlangt wird. Erst wenn das Gefährt auch wirklich fährt, fallen Kosten an. Die jedoch ebenfalls moderat sind: Pro Kilometer zahlt der Fahrgast 1,50 Euro. Sitzt noch ein zweiter Passagier in der Rikscha, so zahlt dieser einen Euro pro Kilometer.

Neben individuellen Strecken haben die Velotaxis auch drei feste Routen im Angebot: Das Reichsparteitagsgelände, eine Naturerlebnistour entlang der Pegnitz bis zum Tiergarten sowie eine Rundfahrt durch die Altstadt. Diese führt vom K 4 über die Mauthalle nach St. Katharina, am Heilig-Geist-Spital vorbei zu Frauenkirche und Rathaus, weiter geht es dann über den Weinstadl und Unschlittplatz bis zum Germanischen Nationalmuseum. Unterwegs gibt es immer wieder einen schönen Burgblick – aber der Burgberg ist nicht drin: Zu steil!

»Bis fünf Prozent Steigung können wir fahren«, erklärt Vogtmann, »kurze Strecken mit weniger als 50 Metern Länge können auch mal etwas steiler sein. Aber der Burgberg ist einfach zu lang und zu steil.« Auf gerader Strecke fährt das Velotaxi mit bis zu 15 Stundenkilometern. Der Motor unterstützt den Fahrer dabei – er läuft aber nur, wenn zugleich auch getreten wird. Das hat rechtliche und finanzielle Gründe: Durch die Koppelung an die Muskelkraft gilt das Fahrzeug eben noch als Fahrrad, nicht als Motorkraftrad.

Die Fahrer können das Velotaxi für fünf Euro pro Tag von den Betreibern mieten und behalten den Lohn, den sie sich erstrampeln. »Wir haben jetzt 10 bis 15 Fahrer für den Anfang«, berichtet Stefan Seufert. Es handelt sich um völlig unterschiedliche Leute: Studenten, Arbeitslose – aber auch Menschen mit einem schicken Designer-Job, die einen Ausgleich zur Arbeit im Büro suchen. »Gemeinsam ist allen Fahrern eine gewisse Freiheitsliebe«, sagt Seufert.

Für die Betreiber finanziert sich das Ganze durch die Werbung auf den Velotaxis – die durch ihre ungewöhnliche Optik auch ideale Werbeträger sind. »Das sind echte Hingucker«, sagt Seufert. Doch nicht jeder darf seinen Namen draufkleben. Bevorzugt werden Firmen mit nachhaltigen oder umweltneutralen Produkten, Ölkonzerne haben schlechte Karten.

Velotaxi, 4 80 55 22. Im Internet: www.velotaxi-nuernberg.de

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