Ingenieur als Schnäppchen?

15.5.2012, 18:24 Uhr

Der Bundestagsabgeordnete ist seit einem Jahr Integrationsbeauftragter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nach seinen Worten ist der erhöhte Bedarf an Fachkräften eine wichtige Triebfeder, sich um eine Willkommenskultur zu bemühen. „Der Rohstoff ‚Geist’, Menschen mit ihrer Begeisterung und ihren Fähigkeiten müssen für die Gestaltung der Gesellschaft eingesetzt werden.“

Für einen Schritt, um Hochqualifizierte aus dem Ausland auf den deutschen Arbeitsmarkt zu locken, hält Frieser das am 1. April in Kraft getretene Gesetz mit dem schönen Namen „Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz“, ein Wortungetüm mit sage und schreibe 39 Buchstaben.

Dahinter verbirgt sich ein einheitliches Verfahren zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen. Damit soll erreicht werden, dass sich gut qualifizierte Zuwanderer auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten besser in den deutschen Arbeitsmarkt einbinden lassen. „Wir wollen nicht 400000 Menschen schnell in Berufe bringen, sondern Zuwanderung in modernes Recht fassen“, sagte Frieser.

Damit der Wissens- und Arbeitsstandort gesichert werde, müssten Hürden fallen. Die Mindestverdienstgrenze von derzeit 66000 Euro sollte auf 48800 Euro oder noch besser auf 44000 Euro sinken. Für Hochqualifizierte in Mangelberufen sollte die Gehaltsgrenze 52 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze betragen. Dazu zählen unter anderem alle Ingenieure. Sie werden hierzulande händeringend gesucht – „für möglichst wenig Geld“, sagte eine Zuhörerin, die polnische Ingenieure nach Deutschland vermittelt. „Besteht hier nicht die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft?“, fragte sie.

Dumpinglöhne für Akademiker aus dem Ausland – ein heißes Eisen und nichts für zarte Politikerhände. „Ich bin nicht dafür, dass sich die Politik in Preisverhandlungen einmischt, aber sie muss Rahmenbedingungen schaffen“ antwortete Frieser dementsprechend diplomatisch.

Als „Zweckintegration“ bezeichnete der Moderator der Diskussion, Günther Kreuzer, die Bemühungen um ausländische Spitzenkräfte. Den Gegenentwurf dazu liefert „Jugend Bildung bilingual“ (JugBi). „Wir möchten zweisprachige Kinder darin stärken, beide Sprachsysteme gleichermaßen gut zu beherrschen“, umriss der erste Vorsitzende, Temir Vasihov, das Ziel des Vereins. Dazu würden unter anderem Wettbewerbe organisiert und Spiele entwickelt.

Der Verein „Prodiploma“ wurde vor einem Jahr gegründet als Plattform für den Dialog zwischen Ausländern und Deutschen. Ein tragfähiges Unterfangen, wie die internationale Besetzung der Veranstaltungsreihe zeigt.

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