Als wär’s ein Stück vom Märchenkönig

07.04.2012, 00:00 Uhr
Als wär’s ein Stück vom Märchenkönig

© Ute Fürböter

Der Heiligenstadter See ist eine 8000 Quadratmeter große Wasserfläche zum Baden, die ihre Entstehung der Renaturierung eines Teilstücks der Leinleiter im Jahr 1999 verdankt. Schräg gegenüber befindet sich die Greifensteinstraße. In die biegen wir ein. Schon nach wenigen Schritten wird es schwierig, weil es so steil in die Höhe geht. Hinter der (modernen) Kirche geht es links ab wie gewiesen. Wir folgen dem schmalen Pfad. Bald können wir, durch die Bäume hindurch, einen Blick auf das barocke Jagdschloss erhaschen.

Wanderziel der Romantiker

Wegen seiner majestätischen Ausstrahlung und seiner hohen Türme nannte man es in der Epoche der Romantik „Klein Neuschwanstein“. Der damalige Besitzer Franz Schenk von Stauffenberg war ein guter Freund des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. Und: Die Familie der Schenken von Stauffenberg erwarb den früheren Renaissancebau 1691, baute um und bewohnt Schloss Greifenstein bis heute.

Wir laufen weiter. Bis zur Straße nach Aufseß. Die überqueren wir. Nun führt uns der rote Senkrecht- sowie Diagonalstrich. Ein schöner Hohlweg beginnt. Es geht höher und höher. Insgesamt sind es nur zweieinhalb Kilometer, doch gefühlt ist es wesentlich länger. Geschafft! Zumindest stehen wir vor der „Burgklause“. Das Wirtshaus punktet mit seiner einzigartigen, ruhigen Lage und dem kleinen Biergarten unter Bäumen. Ganz zu schweigen vom Wild zum Huppendorfer Bier (0,5 l für 1,90 €) oder dem selbst gebackenen Kuchen der Wirtsleute Neuner.

Wappen in den Pranken

Wir nehmen die letzte – unwesentliche – Steigung. Danach befinden wir uns in einer imposanten, 300 Jahre alten Lindenallee. Zur Zeit freilich hat sie an Pracht eingebüßt, weil die Baumriesen kräftig beschnitten wurden. Die Allee endet vor einer Steinbrücke, welche die einstige Zugbrücke ersetzt. Zwei steinerne Löwen flankieren sie. Löwe links hält das Wappen der von Stauffenbergs in den Pranken. Otto Philipp Graf von Stauffenberg, Onkel von Claus Schenk von Stauffenberg – er bezahlte das Attentat auf Hitler wie sein Bruder Berthold mit dem Leben –, zog nach dem zweiten Weltkrieg auf das Schloss Greifenstein. Das schwere alte Holztor öffnet sich. Wir besichtigen den malerischen unteren Burghof, den Schlosshof nebst dem 92  Meter tiefen Brunnen, die berühmte Waffensammlung und die Schlosskapelle, den Ahnensaal, die stattliche Trophäensammlung mit geschnitzten Holzköpfen aus dem Barock...

Als Nächstes könnten wir einen 15-minütigen Abstecher zur gotischen Kapelle (ausgeschildert) machen. Dem Hörensagen zufolge bekommt man eine eingezäunte, eingewachsene Ruine zu sehen. Nur zu, wer mag! Wir verzichten und kehren auf dem bekannten Waldpfad zurück zur Straße nach Aufseß. Diesmal gehen wir rechts hinunter nach Neumühle, einem Ortsteil von Heiligenstadt.

Leider ist der an der Ecke gelegene, viel gerühmte Gasthof Bächmann „vorübergehend“ geschlossen. Bereits 1964 kam das Aus für die Mühle, deren Geschichte bis zum 30-jährigen Krieg zurückreicht. Am alten Mühlengebäude überqueren wir die Straße. Dem roten Kreis folgend gelangen wir auf den Panoramaweg. Wieder läuft der Schweiß, denn wieder geht es bergan. Doch dann, auf der Höhe, spazieren wir in der Sonne und lassen uns vom Wind umfächeln. Der ebene Weg geht fast geradeaus. Beim Hinweisschild „Frankenweg“ beziehungsweise „Brauereien-Weg“ biegen ab. Doch selbst wenn wir die Abzweigung nach links verpassen – so oder so landen wir in Burggrub.

Das Kirchendorf liegt unterhalb des 525 Meter hohen Eichenbergs in einer Talmulde. Der ursprüngliche Ortsname lautete deshalb Grub. Das erste Gebäude, das wir passieren, ist „Oskars Wirtshaus – Gasthof Hösch“. 1664 erbaut, 1714 aufgestockt und mit Fachwerk versehen – eine Augenweide! Im Innern finden sich offen sichtbare Deckenbalken, ein Kachelofen und dergleichen urige Dinge.

© NZ-Infografik

Nach der Rast spazieren wir auf einer Brücke über die Leinleiter und laufen ein kleines Stück die Straße entlang, die Richtung Bamberg führt. Schon stehen wir vor dem Schlossgut derer von Stauffenberg nebst angrenzender Kirche. Ins Schloss hinein können wir nicht – es dient der gräflichen Familie als Wohnort.

Wir machen kehrt, gehen bis zur Straßenkreuzung, biegen rechts ab und dann gleich wieder links (Zoggendorf/Heiligenstadt, wie ausgewiesen). Hier beginnt ein malerischer Weg. Er windet sich neben der glasklaren Leinleiter durch Wiesen und Felder. Entspannt erreichen wir Zoggendorf. Es wird vom 585 Meter hohen Altenberg überragt. Nun trennt uns nur noch ein Katzensprung von Heiligenstadt, das sein Marktprivileg seit 1541 hat.

Also laufen wir Richtung Marktplatz. Vorbei am Tropfhaus aus dem 17. Jahrhundert, in dem einst Weber und Schreiner werkelten, über die Zolleisenbrücke von 1668, auf der man nach Forchheim fuhr, bis hin zum Hotel Heiligenstadter Hof. Wie beim Oertelshof, heute Gemeindebücherei und Jugendbüro, handelt es sich um ein ehemaliges Lehen derer von Streitberg.

In der Kirche St. Veit und St. Michael, der wir natürlich einen Besuch abstatten, fand das fränkische Adelsgeschlecht die letzte Ruhe. Eigentlich lockt noch viel mehr Geschichtsträchtiges, aber wir laufen zum Mühlensteg an der 1168 erbauten Mühle. Von dort gelangen wir wieder zum Ausgangspunkt der Tour.

Anreise: S1 bis Bamberg, dann R22 bis Ebermannstadt, Bus 221 bis Heiligenstadt

Einkehr „Burgklause“: (Di–Sa ab 11 und So ab 10 Uhr geöffnet, montags Ruhetag)

Einkehr „Oskars Wirtshaus – Gasthof Hösch“. (Warmes Essen von 17 bis 20 Uhr, reichhaltiger Mittagstisch an Sonn- und Feiertagen, Di Ruhetag).

Oster-Tipp: prächtiger Osterbrunnen mit 2800 handbemalten Eiern auf dem Marktplatz von Heiligenstadt. Am Ostermontag ab 14 Uhr Musik und Tanz am Osterbrunnen; Bauern- und Ostermarkt vom 10. bis 14. April (9 bis 17 Uhr)

Schloss Greifenstein: Besichtigungen bis 30. April Mi–So sowie am Ostermontag, ab 1.Mai bis 31. Oktober täglich. 40 Minuten dauert die Führung, Erwachsene zahlen 4,50 €, Kinder zwischen 4 und 15 Jahren 2,40 €.

www.schloss-greifenstein.de

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