Den Wanderweg säumen Gedichte auf Tafeln

4.2.2012, 10:00 Uhr
Den Wanderweg säumen Gedichte auf Tafeln

© Ute Fürböter

Es breitet sich im malerischen Ehrenbachtal aus. Uns zu Füßen murmelt aber der Seebach. Man stößt auf ihn, wenn man von der Bushaltestelle weiter ins Ortsinnere hineingeht. Gleich an der ersten Kreuzung schwenken wir rechts Richtung Mittelehrenbach. Unser Rundweg ist mit blauem Ring auf weißem Grund markiert – und zwar bestens.

Nach wenigen Schritten auf der Sankt-Moritz-Straße erreichen wir das 1884 erbaute Alte Schulhaus. Heutzutage dient es als Rathaus, außerdem beherbergen die Mauern ein kleines Museum, sprich: eine Heimat- und Trachtenstube. Gezeigt werden beispielsweise Bändertrachten mit hohem Kranz aus der Zeit um 1900 – bloß derzeit nicht. Geöffnet ist von April bis Oktober jeden letzten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

Ein Bier, schon hier? Nein, das verschieben wir!

Weiter geht es geradeaus – und stetig bergan. Das Walberla im Rücken, sehen wir vor uns – rechts – die Häuser des Örtchens Dietzhof. Bekannt ist es durch den urigen Brauereigasthof Alt. Die sehnsüchtigen Gedanken an leibliche Genüsse verdrängen wir aber. Wir laben uns am Rundblick übers Tal.

Kaum haben wir Leutenbach verlassen, lugt durch die entlaubten Buchen links des Wegs der Turm der Sankt-Moritz-Kapelle. Da wollen wir hin – unter anderem. Deshalb müssen wir von der Asphaltstraße abbiegen. Die richtige Stelle ist nicht zu verfehlen. Dort steht ein Wegweiser und davor, sozusagen als Achtungszeichen, eine Bank.

Apropos: Bänke gibt es jede Menge auf dem Dr.-Georg-Kanzler-Gedächtnisweg. Aus gutem Grund: Dr. Kanzler, der von 1894 bis 1975 lebte, war Pfarrer und Heimatdichter. Inspirationen fand der Romantiker auf seinen Wanderungen. Und während wir seinen Spuren von einem idyllischen Platz zum anderen folgen, können wir nach Lust und Laune innehalten, um uns von Kanzlers Versen berühren lassen. Kostproben hat der Fränkische-Schweiz-Verein Leutenbach nämlich entlang des Gedächtniswegs auf Tafeln verewigt.

Der Feldweg, der zunächst durch alte Streuobstwiesen führt, mündet bald in den Wald. Man kommt an aufgelassenen Felsenkellern vorbei. Und immer wieder öffnen sich Lichtungen. Sie sind wie geschaffen dafür, in die Gegend zu schauen. Der Blick schweift über sanft geschwungene Wiesen bis zur fast 1000-jährigen Vexierkapelle auf dem Reifenberg nahe Forchheim. Auch die neuzeitliche Burg Feuerstein bei Ebermannstadt ist deutlich zu sehen. Die Burg wurde im Dritten Reich gebaut, als Tarnung für ein militärisches Forschungslabor.

Fern läutet eine Glocke. Sonst herrscht Stille. Menschen begegnen wir nicht. Selbst nicht am Kalktuffbach unterhalb von Sankt Moritz. Nur für uns scheint sich das Wasser über die charakteristischen, moosbedeckten Tuffstufen zu ergießen. Ein Schauspiel, das in der Epoche des Jura vor 160 Millionen Jahren seinen Anfang nahm. Wie aufs Stichwort fällt uns die – zugegeben eine Nummer größere – Lillachquelle bei Weißenohe ein. Aber was für ein Vergleich! Dort herrscht Menschengewimmel. Das hier ist Natur pur.

Theoretisch könnten wir jetzt am Rastplatz neben dem Wasserfall Brotzeit halten. Aber dazu ist es leider zu kalt. Und noch etwas: Der Boden entlang des Bachs ist fast immer aufgeweicht. Daran ändert auch der gut ausgebaute Weg nichts. Ergo: Festes Schuhwerk ist dringend erforderlich.

Wir folgen dem Kalktuffbach hinauf auf die – nicht besonders schwindelerregende – Höhe. Wo die Treppe endet, laufen wir nach links. Wenige Momente später stehen wir vor der Kapelle, die von einem ummauerten Friedhof umgeben wird. Hier fand auch Dr. Kanzler seine letzte Ruhestätte. Neben dem Eingangstor befindet sich ein Eremitenhäuslein aus dem Jahr 1750. Es war noch bis ins 19. Jahrhundert bewohnt. Das Gotteshaus wurde 1465 erstmals urkundlich erwähnt. Seine Innenausstattung ist durchaus sehenswert. Pech hat nur, wer unangemeldet kommt. Ihm bleibt Sankt Moritz verschlossen. Doch auf Nachfrage öffnet Messner Eustach Kern die hölzernen Pforten gern, auch Führungen sind möglich. Seine einzige Bitte: rechtzeitig anmelden (möglichst eine Woche im Voraus) unter 09197-794.

Die nächste Etappe führt zum Burgstein. Deshalb gehen wir ein Stück auf unserem Weg zurück und dann Richtung Straße. Schon von weitem entdecken wir den alten Bildstock, errichtet 1617. Gegenüber befindet sich der in Art einer Feldkapelle ummauerte Sankt-Moritz-Brunnen. Sein Wasser ist fast schwarz. Ob man das wirklich trinken kann? Heilende Kraft soll es besitzen, sogar als Lebensorakel soll es brauchbar sein.

Hinauf zur Burg der Edelfreien

Hinter dem Brunnen erheben sich Felsen. Wir müssen hinauf. Von Stufe zu Stufe keuchen wir mehr. Geschafft! Nur noch ein kurzes Stück durch den Wald, dann stehen wir da, wo sich vor Jahrhunderten die Burg der Edelfreien von Leutenbach erhob. Als das Adelsgeschlecht 1203 erlosch, ging der gesamte Besitz in die Hände der Bischöfe von Bamberg über. In der Folge verfiel die Burganlage. Geblieben ist fast nichts. Nur die Wälle zeichnen sich deutlich ab, irgendwo soll sich der Rest eines Zugbrückenpfeilers befinden. Die Aussicht von hier oben ist überwältigend. Wir verweilen lange. Aber irgendwann müssen wir die Tour zum glücklichen Abschluss bringen.

Zurück nach Leutenbach wandern auf ebener Strecke oder abwärts, aber nie mehr aufwärts! Mit Blauring verlassen wir den Wald. Nun folgen wir einem landwirtschaftlichen Nutzweg über die Jurahöhe bis nach Seidmar. Ein Örtchen, in dem es noch glückliche Hühner und Kühe gibt.

Direkt am Hofladen der Familie Alt, die mit Zwetschgenbammes aufwarten kann, schlägt die Stunde der Entscheidung! Entweder läuft man nun weiter auf dem Gedächtnisweg, oder man kürzt die Sache um rund zwei Kilometer ab. Ergo: „Fußkranke“ wie wir müssen hier scharf links abbiegen. Nach einem Kilometer erreicht man die Straße, die von Leutenbach nach Hundshaupten führt. Die überqueren wir. Drüben geht es auf einem Feldweg weiter. Aber nur ein paar Schritte. Gleich an der ersten Weggablung entdecken wir die vertraute Markierung mit dem blauen Ring auf weißem Grund. Damit wandern wir durch Wald und Flur sicher bis zum Ausgangspunkt.

Den Wanderweg säumen Gedichte auf Tafeln

© NZ Infografik



Anfahrt:
Mit U2 und R21 bis Gräfenberg, ab Bahnhof mit dem Bus 223 bis Leutenbach im Landkreis Forchheim.

Weglänge:
Acht Kilometer, bei Abkürzung (auf der Karte markiert) nur sechs Kilometer.

Einkehrmöglichkeiten in Leutenbach:
Brauerei-Gasthof Drummer, Dorfstraße 10, Samstag und Sonntag von 11 bis 23 Uhr geöffnet, Ruhetag am Montag. Achtung! Hunde dürfen nicht in die Wirtschaft. Anders im benachbarten Gasthof Spindler, Dorfstraße 14. Besonderheit hier: nur am Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet, eigene Metzgerei und Brennerei.

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