Dürer reist als Puzzle nach Moskau

15.3.2012, 07:55 Uhr
Dürer reist als Puzzle nach Moskau

© Stadt Nürnberg

Wie Annekatrin Fries vom Kulturreferat gestern bekanntgab, wird das 15 mal 20 Meter große Puzzle die Hauptattraktion beim Auftakt des Deutschlandjahrs in Russland sein. Sein Kommen zu der Veranstaltung am 21. Juni auf dem Roten Platz hat der russische Präsident Wladimir Putin schon zugesagt. Geplant ist auch die Teilnahme des deutschen Bundespräsidenten. Puzzeln könnte auch Staatsoberhäupter verbinden.

Das Puzzle aus 1023 Teilen präsentiert Nürnberg als Dürer-Stadt zusammen mit dem Goethe-Institut Moskau, das die Kosten von mehreren 10000 Euro für die Aktion übernimmt. Dürer sei in Russland der berühmteste deutsche Künstler, erklärte Fries, sein „Selbstbildnis im Pelzrock“ gelte als eine „Ikone der Kunstgeschichte“. Das Puzzle werde anschließend noch in St. Petersburg und Nowosibirsk zusammengebaut. Vielleicht auch noch in anderen Städten. Das Deutschlandjahr steht unter dem Motto „Deutschland und Russland – gemeinsam Zukunft gestalten“.

Dürer reist als Puzzle nach Moskau

© dpa

Das Motiv des Puzzles habe man zusammen mit den russischen Partnern bereits 2011 ausgesucht, sagte Fries. Um eine Ausleihe des Bildes „Selbstbildnis im Pelzrock“ von Albrecht Dürer für die Ausstellung „Der frühe Dürer“ (24. Mai bis 2. September) im Germanischen Nationalmuseum hatte es vor wenigen Wochen eine lange Diskussion gegeben, die NZ berichtete. Das Bild, das in der Alten Pinakothek in München hängt, gilt nach Expertenurteil als „nie mehr reisetauglich“.

Mit der „Jungen Venezianerin“ hatte Nürnberg 2004 schon einmal mit einem Dürer-Puzzle einen großen Erfolg. Es war genauso groß wie das neue, hatte aber 1700 Teile. Es wurde in Rom und China zusammengesetzt. Das neue Puzzle soll jedoch wesentlich wetterfester sein. Laut Fries wird durch die extreme Vergrößerung des Bildes der feine Pinselstrich Dürers deutlich, aber auch die Flecken auf dem Bild träten hervor. Bevor das „Selbstbildnis im Pelzrock“ auf Reise nach Moskau geht, werde es ein „Probeliegen, wahrscheinlich auf dem Sebalder Platz, geben“.

Kulturreferentin Julia Lehner versucht seit zehn Jahren, Nürnberg als „Dürer-Stadt“ national wie international in den Fokus zu rücken. „In diesem Jahr wird es so viel Dürer geben wie schon lange nicht mehr“, sagte Fries. Neben der Dürer-Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum, der Eröffnung des Dürer-Saals im Dürer-Haus (26. Juli) und Dürers Triumphzug im Großen Rathaussaal (3. bis 5. August) wird es ab Anfang Juli auch ein Ausstellungprojekt in der Sebalder Altstadt geben.

Dürer reist als Puzzle nach Moskau

© Michael Matejka

Unter dem Titel „Gönner, Paten, Spekulanten: Dürers Nachbarschaft“ soll das Umfeld des jungen Dürer herausgearbeitet werden. Vom Hauptmarkt aus wird entlang der Burgstraße mit sieben Hörstationen, die jeweils einer wichtigen Person aus Dürers Umfeld zugeordnet sind, das berufliche und private Netzwerk des Künstlers lebendig gemacht. „Nürnberg war die Boomtown der Renaissance“, so Andreas Radlmaier vom Projektbüro. Und die Burgstraße, in der Dürer aufgewachsen ist, war ein richtiger Prominenten-Hügel. Geldgeber, Erfinder, Ideengeber und Handwerker lebten dort dicht beieinander. Schon in jungen Jahren lernte Dürer ein Mitglied der Fugger-Sippe kennen, die ihn dann später mit Aufträgen versorgte. Vorgestellt werden die Familie Frey, deren Tochter Agnes Dürer heiraten wird, der schwerreiche Spekulant Christoph Scheurl, Hans Koberger, Medienmogul und Taufpate Dürers, Willibald Pirckheimer, Gelehrter und „Kumpel“ Dürers. Übergroße Dürer-Silhouetten sollen den Weg zu den Figurengruppen weisen. Direkt vor Ort oder online kann dann alles über Dürers Nachbarn nachgelesen werden.

Am Hauptmarkt wird es in einem leerstehende Schmuckgeschäft ein mechanisches Theater zu dem Dürer’schen Beziehungsgeflecht geben. Der Dresdner Regisseur Heiki Ikkola wird diese Bilderschau unter dem Titel „Dürers Nachbarschaft“ zusammenstellen. Die Illustrationen stammen von Tina Berning. Die Malerin hat in Nürnberg studiert und ist inzwischen weltweit gefragt.

 

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