Eine «Urhöhle» aus Kalk

12.11.2009, 00:00 Uhr
Eine «Urhöhle» aus Kalk

© Gerullis

«Steinle» nennen die Mitglieder der NHG-Abteilung «Karst- und Höhlenkunde» den Mäanderstein liebevoll. Der 3,2 Meter lange, 1,7 Meter hohe und 70 Zentimeter tiefe Block ist ein Geschenk der «Solnhofen Stone Group», die den Fels vor sieben Jahren in einem Steinbruch entdeckt hatte.

Die Wissenschafts-Jünger aus Solnhofen vermachten den Findling der NHG, deren Karst- und Höhlenkundler wiederum ein Jahr dessen Umzug nach Nürnberg vorbereiteten, berichtete Projektleiter Rudolph Inzenhofer. Dazu gehörten die Suche nach Sponsoren, Lokaltermine mit Behörden, der Bau eines Fundaments vor der Norishalle und nicht zuletzt der Schwertransport selbst.

Der wurde am Dienstag von der Firma Schenker Deutschland organisiert. Ein 50-Tonnen Autokran hievte das «Steinle» am Nachmittag in dem Steinbruch auf einen Tieflader, der das Geschenk am Abend bei der NHG vorfuhr. Um die Kanalisation im Untergrund vor den gewaltigen Lasten zu schützen, wurden vor der Norishalle zunächst schwere Stahlplatten ausgelegt. Dann zog ein 16-Tonnen-Schwerlaststapler den Felsbrocken von der Ladefläche und bugsierte ihn auf das Fundament, das jetzt noch mit Beton ausgegossen wird.

Der imposante Mäanderstein besteht weitgehend aus reinem Kalk und ist schätzungsweise 150 Millionen Jahre alt. Er repräsentiert ein frühes Stadium einer sich entwickelnden Karsthöhle nahe Pappenheim. Seine heutige Schauseite bildete ursprünglich die Unterseite, berichtete gestern Dr. Jochen Götz, Obmann der NHG-Abteilung Karst- und Höhlenkunde.

Die Entstehung von Karsthöhlen kann man sich so vorstellen: Zwischen mächtigen Schichten aus fast reinem Kalk (wie dem «Steinle») liegen im Untergrund zentimeterdünne Zwischenlagen aus tonreichem Mergel. In den Untergrund sickerndes Regenwasser wird an solch wasserundurchlässigen Sperrschichten gestoppt und fließt dann die Mergelschicht entlang, die meist leicht geneigt ist. Auf seinem Weg löst das Wasser die Oberfläche angrenzender Kalkschicht auf, wodurch sich mit der Zeit winzige Risse zu Hohlräumen und sogar Höhlen erweitern können.

Das neue Wahrzeichen der NHG ist ein selten schönes Exemplar einer solchen Urhöhle, so Obmann Götz. Zudem biete der Mäanderstein eine Momentaufnahme aus dem Inneren einer sich langsam, aber stetig verändernden Landschaft.

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