Experimente statt Trends - Bloggerin Francisca Pokuaa

4.4.2016, 08:14 Uhr
Experimente statt Trends - Bloggerin Francisca Pokuaa

© Fotos: Katharina von Freeden

Als Francisca Ama Pokuaa mit 16 Jahren zufällig auf Lookbook, einen der ersten Modeblogs im Netz, gestoßen ist, war ihr sofort klar: Das will ich auch machen! "Mode ist alles für mich. Und ich fand die Idee, dass da Menschen ihre Outfits für andere veröffentlichen, einfach genial." Doch anfangs fehlte der jungen Frau, die in Ghana geboren und in Nürnberg aufgewachsen ist, noch der Mut. "Ich hatte Angst, dass meine Outfits nicht cool genug sein könnten."

Experimente statt Trends - Bloggerin Francisca Pokuaa

2013, nach dem Abitur, hat sich Pokuaa dann aber doch getraut. "Ich hatte zwar keine Ahnung von Technik geschweige denn eine gute Kamera, aber ich wusste, wie man Outfits stylt." Sie brachte sich selbst bei, wie man einen Blog einrichtet und befüllt. Leicht war es nicht, sagt die 22-Jährige rückblickend. "Einmal hab ich aus Versehen alles gelöscht." Fürs Fotografieren hat sie oft ihre jüngeren Brüder eingespannt. "Da musste ich immer ganz schön viel Überzeugungsarbeit leisten", verrät sie mit einem Schmunzeln.

Inzwischen aber ist Pokuaa ein Profi. Alle paar Wochen lädt sie Fotos von einem neuen Outfit in ihrem Blog hoch, ist in den sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Pinterest aktiv und hat mehrere Tausend Fans. Die Bilder macht eine gute Freundin von ihr, die gerade dabei ist, sich ein eigenes Fotostudio aufzubauen.

Experimente statt Trends

Für aktuelle Trends hat Pokuaa allerdings wenig übrig. Schließlich wolle sie nicht so herumlaufen wie alle anderen. "Ich trage einfach, was mir gefällt. Und ich experimentiere gerne."

Die gepunktete Corsage bekam Francisca von einem Onlinehändler zugeschickt.

Die gepunktete Corsage bekam Francisca von einem Onlinehändler zugeschickt.

Und zwar nicht nur in der Mode, sondern auch auf ihrem Kopf. "Ich hatte meine Haare schon chemisch geglättet, dann lange als Rastazöpfe geflochten." Zurzeit trägt Pokuaa sie kraus. "Eine Motivation, den Blog zu machen, ist auch, dass ich anderen schwarzen Mädchen zeigen will: ,Hey, ich bin ein schwarzes Mädchen, dass einen Modeblog macht. Ihr könnt das auch."" Dunkelhäutige Frauen seien auf den Covern der Modemagazine, auf Laufstegen und auch in den Blogs noch immer unterrepräsentiert.

Manchmal entdeckt die 22-Jährige einen Modetrend erst eine Saison später für sich. So war es zum Beispiel bei den Maxiröcken. Für die Outfits für ihren Blog sucht sie sich meist ein Einzelstück aus ihrem Kleiderschrank, das dort oft schon einige Wochen hängt, und stylt die anderen Teile darum herum. "Das einzelne Stück steht dabei aber immer im Vordergrund", erklärt sie.

Mit ihrer Fotografen-Freundin geht es dann raus vor die Tür zum Shooting auf die Straßen Nürnbergs. Pro Outfit entstehen circa 50 Bilder. Pokuaa sucht die besten fünf bis zehn aus, bearbeitet sie und lädt sie auf ihrem Blog hoch. Inklusive Markenname und Internetlinks für ihre Fans.

Einige Firmen haben der Studentin, die an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Wirtschaftswissenschaften studiert, auch schon Produkte zugeschickt, die sie auf ihrer Internetseite gezeigt hat und danach behalten durfte. "Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut", sagt sie. Zurzeit gibt sie etwa 100 Euro im Monat für Mode aus. Fündig wird Pokuaa meist bei Zara, Mango und Urban Outfitters. "Früher hab ich fast alles bei H&M gekauft." Online stöbert sie gerne bei Asos.

Zukunft in der Modebranche?

Ihre Lieblings-Modeblogs sind "The Man Repeller" von Leandra Medine aus New York und "isabellemw", den eine junge Berlinerin betreibt. Außerdem lässt sie sich von Designern wie Stella McCartney, Isabel Marant oder Marc Jacobs inspirieren. "Nach dem Studium will ich auch in der Modebranche arbeiten", sagt Pokuaa. Alles, was Wirtschaft und Kreativität verbinde, gefalle ihr. "Vielleicht lande ich ja mal im Produktmanagement."

Was ist für sie größte Modesünde? "Wenn sich die Unterwäsche unter einem schönen Kleid oder einer Hose abzeichnet - das geht gar nicht!" Für den Frühling hat die Nürnberger Modebloggerin Blusen mit Rüschen und Volants für sich entdeckt. Früher sei sie nie der große Blusentyp gewesen. "Die waren mir immer zu steif. Aber solche mit grafischen Mustern und Rüschendetails finde ich neuerdings echt toll."

Für ihr NZ-Outfit hat sie ein weiße Bluse mit großen Volants zu schwarzen Jeans gestylt. Dazu ein Haarband mit großen Blüten und eine Tasche mit lustigen Pompoms. „Eigentlich stehe ich mehr auf gedeckte Farben und schwarz“, sagt Pokuaa. „Meine Mama nennt mich immer ,kleiner Grufti‘.“ Die Farbe habe aber einfach einen entscheidenden Vorteil: „Ich bin ein großer Tollpatsch, und wenn ich beim Essen kleckere, sieht man das bei schwarz nicht so schnell.“

Apropos Essen: Eine Freundin hat Pokuaa vorgeschlagen, doch auch mal über Lifestyle oder Essen zu bloggen. Doch die 22-Jährige hat da ein Problem. "Bevor ich dran denke, ein Foto von meinem Teller zu machen, habe ich meistens schon alles aufgegessen."

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