Geheimes Labor auf Burg Feuerstein

28.4.2011, 12:30 Uhr
Geheimes Labor auf Burg Feuerstein

© Roland Huber-Altjohann

Dass Vierling auf einer Burg in der Fränkischen Schweiz in einem Labor tüftelte, wurde eher zufällig entdeckt. Zu lesen ist dies in einem Artikel des Nachrichtenmagazins "Spiegel". Eigentlich wollte der Historiker Norbert Ryska über den britischen Mathematiker Alan Turing forschen, als er auf Informationen über Vierling stieß. Turing war Mitglied einer amerikanischen Spezialeinheit, die auf der Suche nach deutscher Verschlüsselungstechnik war. Fündig wurden sie auch auf der Burg Feuerstein. Norbert Ryska begann weiter über Vierling zu forschen.

Der Erfinder, der in Nürnberg studiert hatte, tüftelte mit bis zu 200 Mitarbeitern auf der Burg. Dort entstanden Anti-Radar-Beschichtungen, akustische Lenkungen für Torpedos oder Verfahren zur Sprachverschlüsselung. Während des Krieges blieb das Labor unentdeckt. Es war als Sanitätseinrichtung getarnt, auf dem Dach prangte ein rotes Kreuz. Um zu verhindern, dass die Nationalsozialisten noch vor Ende des Krieges die Erfindungen zerstörten, versteckte Vierling die Instrumente hinter Geheimwänden. Später nahmen sich die Alliierten den Erfindungen an, heißt es im Spiegelartikel weiter.

Geheimes Labor auf Burg Feuerstein

© Archivfoto NN

Das Grundstück hatte der Erfinder Vierling 1941 von einem Pfarrer erworben. Nachzulesen ist das in einer Schrift zu 50 Jahre Jugendhaus Burg Feuerstein – heute befindet sich in den Mauern die zentrale Bildungsstätte der Erzdiözese Bamberg. Vierling benötigte einen Ort für seine Forschung, da sein Labor an der Technischen Hochschule in Hannover durch die Alliierten zerstört worden war. Die Burgform sollte nicht nur zur Tarnung dienen – der weiße Tuffstein wurde mit Ruß geschwärzt - sie hatte auch ganz praktische Gründe. Vierling hätte für seine Funkversuche einen massiven und hohen Turm gebraucht, erzählt Hans-Peter Kaulen, Leiter der Burg. Zudem musste das Gebäude groß genug sein für die zahlreichen Mitarbeiter. Überraschungen hielt der Bericht für Kaulen nicht bereit. "Wir haben uns über den Spiegelartikel gewundert", sagt er. Die Fakten seien bekannt gewesen. Die Heimatforscher hätten die Geschichte bereits aufbereitet. "Es ist hinlänglich bekannt, was der Vierling hier gemacht hat." Er vermutet hinter dem Erscheinungszeitpunkt des Artikels die "Sehnsucht nach Mythos".

"Unser Vater hat Feuerstein nie aktiv angesprochen", sagt Werner Vierling, Sohn des Entdeckers. Dass der Vater Forschungsarbeiten auf Feuerstein für die Wehrmacht gemacht hatte, habe er gewusst. Die wissenschaftlichen Details sind ihm aber nicht bekannt. Einen Anlaß, über die Arbeit seines Vaters nachzuforschen, sah der Geschäftsführer einer Firma, die elektronisches Equipment herstellt, nicht. Vierling sieht den Spiegel-Artikel als Chance für den Forscher Ryska, dass sich ehemalige Mitarbeiter mit weiteren Informationen melden.

Weitere Informationen zur Burg Feuerstein im Frankenwiki.

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