Greenpeace-Aktion gegen „Müller-Milch“

01.06.2004, 00:00 Uhr
Greenpeace-Aktion gegen „Müller-Milch“

© Roland Fengler

Grundsätzlich müssen Zutaten aus Gen-Pflanzen bzw. Gen-Futtermitteln nach EU-Recht gekennzeichnet sein. Aber es gibt Ausnahmen, zum Beispiel für Joghurt, Eier, Fleisch und andere Tierprodukte: Selbst wenn die betreffenden Tiere mit Gen-Futter groß gezogen bzw. gemästet wurden, muss der Verbraucher darüber nicht aufgeklärt werden.

Der „Müller“-Konzern — zu dem auch „Weihenstephan“, „Sachsenmilch“ und „Loose“ gehören — verarbeite zumindest teilweise Milch von Kühen, die mit gentechnisch manipulierten Pflanzen gefüttert wurden, so Werner Kehlenbach, der Gentechnik-Fachmann der Nürnberger Greenpeace-Gruppe und Organisator der Aktion im Real-Markt. Als Beleg führte Kahlenbach eine Greenpeace-Untersuchung bei Bauern im Allgäu an. Dort habe die Umweltschutzorganisation Ende April/Anfang Mai von zwölf Höfen Futtermittelproben gezogen und durch unabhängige Labors untersuchen lassen.

Das Ergebnis: In jeder zweiten Probe habe der Sojaschrot-Anteil aus hundertprozentig genmanipulierten Pflanzen bestanden, so Kehlenbach. Daher fordere Greenpeace von „Müller“ eine „Garantie, dass die Kühe kein Gen-Futter mehr erhalten“.

„Die Vermeidung von gentechnisch veränderten Zutaten in unseren Produkten stellt ein für uns vorrangiges Ziel dar“, teilte Sabine van den Berg, Lebensmittelrechtlerin bei „Müller“, der Lokalredaktion in einer eilends formulierten Stellungnahme mit. Laut Greenpeace-Vertreter Kehlenbach haben die genannten zwölf Landwirte, die ausschließlich „Müller“ mit Milch belieferten, aber „bislang keine Verträge oder Anweisungen erhalten, die zum Verzicht auf genmanipulierte Futtermittel verpflichten“.

Eine gentechnikfreie Fütterung sei „falls überhaupt möglich, auf Nischen beschränkt“, so „Müller-Lebensmittelrechtlerin van den Berg: „Gentechnisch veränderte Komponenten“ in der Tierfütterung könnten „grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden“. Nach Auffassung von Greenpeace hingegen ist eine gentechnikfreie Fütterung von Milchkühen möglich. Entsprechende Futterpflanzen seien auf dem Markt verfügbar.

Gentechnikfreies Soja

Die Ölmühle Mannheim beispielsweise biete gentechnikfreies Soja an. Namhafte Lebensmittelhersteller wie Wiesenhof oder „Du Darfst“/Unilever „produzieren längst tierische Produkte ohne Gen-Futter“, so Kehlenbach. Die Mehrkosten bei der Herstellung seien gering — nach Berechnungen von Greenpeace für einen Liter Milch um die 0,25 Cent.

Greenpeace will seine Aktionen gegen „Müller“ bundesweit fortsetzen. Beim Festival „Rock im Park“ am kommenden Wochenende ist die Organisation mit einem „Muh-Mobil“ vertreten. Dort kann jeder Festival-Besucher seine Stimme gegen Gentechnik aufnehmen lassen. Tilmann Grewe

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