Günter Gloser kandidiert nicht mehr

20.12.2011, 08:00 Uhr
Günter Gloser kandidiert nicht mehr

Der 61-Jährige hat lange mit sich gerungen, ob er nicht doch noch weitermachen soll – zumal im Jahr 2011 mit den Europa-Debatten und den Revolutionen in der arabischen Welt Themen die Schlagzeilen beherrschten, für die Gloser als ausgewiesener Experte gilt. Letztlich aber entschied er sich, 2013 – nach dann 19 Jahren im Parlament – seinen Platz zu räumen.

Für die Nürnberger SPD ist dies ein harter Schlag, wie der Vorsitzende Christian Vogel unumwunden zugibt: „Es fällt uns nicht leicht. Gloser ist ein ganz wichtiger Parteimann.“ In den Ortsvereinen sei der frühere Staatsminister für Europa (2005–2009), der seit 1994 dem Bundestag angehört, völlig unumstritten gewesen. Die Delegierten dieser Ortsvereine müssen nun entscheiden, wen sie als Nachfolger im Wahlkreis Nürnberg-Nord ins Rennen schicken.

Falls es mehr als einen Bewerber geben sollte, würden diese sich in drei öffentlichen Vorstellungsrunden zwischen September und Oktober 2012 den Fragen der Bürger und der Parteimitglieder stellen, bevor die Delegierten dann am 10. Oktober 2012 ihren Favoriten wählen. Der Vorstand der Nürnberger SPD hat sich für eine Frau als Nachfolger ausgesprochen.

Am 8. Dezember 2012 wird die bayerische Landesliste erstellt; dort belegte Gloser 2009 Rang drei. So weit oben wird der Neuling freilich nicht rangieren, weshalb sich Vogel Sorgen macht, ob Nürnberg auch künftig mit zwei Abgeordneten – den Wahlkreis Nürnberg-Süd vertritt der bayerische SPD-Landesgruppenchef Martin Burkert – im Parlament vertreten sein wird. „Das ist ja bisher Luxus. München hat gar keinen SPD-Bundestagsabgeordneten“, sagte Vogel. Wenn der Neue – so wie Gloser 1998 – das Direktmandat holt, ist die Listenplatzierung freilich unwichtig. Gloser zog hier allerdings bei vier Wahlen (1994, 2002, 2005, 2009) jeweils den Kürzeren gegen seine Dauerrivalin Dagmar Wöhrl (CSU).

Vielleicht aber macht noch der Bundespräsident einen Strich durch Glosers Zukunftspläne. Falls Christian Wulff die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht entkräften kann, rechnet Vogel mit einem Rücktritt des Staatsoberhaupts – würde als Folge daraus auch die Regierung kippen und es zu Neuwahlen kommen, möchte der SPD-Chef ungern per Schnellschuss einen neuen Kandidaten küren lassen. In diesem Fall könnte es sein, dass Routinier Gloser doch noch einmal einspringt.

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