Hierher führt der Nürnberger seine Gäste

27.4.2013, 15:00 Uhr
Hierher führt der Nürnberger seine Gäste

© Harald Sippel

Doch es gab auch alte Gebäude, die erhalten blieben. Drei Jahrzehnte später hatte der erste Altstadtrundgang des engagierten Vereins Premiere: Er führte durch Höfe im Burgviertel. Etwa 1000 Teilnehmer erkundeten unter der Führung des damaligen Vorsitzenden Erich Mulzer sehenswerte Ecken wie den Sebalder Pfarrhof. In der

Broschüre Stadtspaziergänge, die jetzt von der Nürnberger Zeitung gemeinsam mit den Altstadtfreunden herausgegeben wurde, ist dieser erste Rundgang noch einmal aufgeführt.

Als im April 1974 zum ersten Mal eine heimatkundliche Unterrichtsstunde unter freiem Himmel stattfand, war die Tour längst nicht so detailliert ausgearbeitet wie heute. Es gab nur wenige Mitglieder bei den Altstadtfreunden, die es übernahmen, die geschichtsbewussten Bürger durch die Stadt zu lotsen und sie auf die Feinheiten von Fassade und Ballustrade aufmerksam zu machen.

Doch diese Form von Geschichtspräsentation kam gut an und so wurde alle vier Wochen eine neue Tour angeboten. Zu den erfolgreichsten gehörte übrigens die Route rund um die Kaiserburg mit 5000 Teilnehmern. Auch dem Nürnberger Wahrzeichen und seiner Umgebung ist ein Kapitel in der neuen Borschüre gewidmet.

Wer die zehn dafür ausgewählten Rundgänge genauer ansieht, stellt schnell fest, dass nicht nur idyllische Plätze und verwunschene Winkel angesteuert werden. Schließlich hat die Organisation mit ihren 5500 Mitgliedern immer wieder den Anspruch erhoben, bei der Innenstadtgestaltung ein Wort mitzureden. Das aber hat dem Verein nicht nur Sympathien

eingebracht, doch für Karl-Heinz Enderle ist es eine Verpflichtung, auch weiterhin auf die noch ungelösten Probleme hinzuweisen und sich nicht nur mit dem Erreichten zufriedenzugeben. So kann man beispielsweise „dem Glanz früherer Tage“ am Egidienberg nachspüren. Hier wird bekanntlich das Pellerhaus, auch mit Hilfe der NZ-Leser, wieder aufgebaut. Doch die Gestaltung des Platzes vor der Egidienkirche ist alles andere als glanzvoll, wie Enderle anmerkt.

„Die Altstadtfreunde waren immer eine Bürgerinitiative, die nie brav war“, charakterisiert der Vorsitzende die Organisation. In den Anfangsjahren schüttelten viele Nürnberger den Kopf, als der Wiederaufbau von völlig verfallenen Häusern am Unschlittplatz gefordert wurde. Inzwischen

hat der Verein bei 18 alten Häusern gezeigt, wozu gute Handwerker imstande sind. Die Sanierung etlicher historischer Anwesen, die Millionen gekostet hat und vorwiegend von Firmen aus der Region durchgeführt wurde, zeigt das auf eine überzeugende Weise.

Doch zurück zur Sebalduskirche. Hierhin führt man als Einheimischer gerne seine Besucher. Die Gegend rund um Schürstabhaus und Sebalder Pfarrhof habe einen hohen Identifikationsfaktor, sagt Enderle. In der westlichen Sebalder Altstadt seien die

historischen Wurzeln der Noris noch sichtbar. Dagegen sei das frühere Gleichgewicht zwischen der Sebalder und der Lorenzer Seite durch die Wunden, die im Zweiten Weltkrieg geschlagen wurden, nachhaltig gestört.

Die zehn Touren aus der Broschüre führen auch in alle vier Himmelsrichtungen aus der Altstadt hinaus. Sie laden zu einem „Besuch bei den Göttern mitten in Nürnberg ein“, spüren den Meistersingern von Nürnberg nach und zeigen Schätze in der Nordstadt sowie in St. Johannis.

Auch wenn Stadtrundgänge im Laufe der Jahre so modern geworden sind, dass sich auf diesem Gebiet noch andere Veranstalter tummeln, halten die Altstadtfreunde an ihrer Tradition fest. Enderle könnte sich aber vorstellen, die Teilnehmer künftig mit Kopfhörern auszustatten, damit sie die Erklärungen selbst in größeren Gruppen gut verstehen. Er versichert, dass die Themen jedenfalls nicht so schnell ausgehen werden.

Die Broschüre Stadtspaziergänge „Rund um die Kaiserburg“ kann gegen eine Gebühr von 2 Euro in den Geschäftsstellen der NZ und bei den Altstadtfreunden erworben werden.
 

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