Hohe Felsen bewachen das Paradiestal

16.6.2012, 00:00 Uhr
Hohe Felsen bewachen das Paradiestal

© Ute Fürböter

Wir nähern uns über Stadelhofen und Steinfeld dem Örtchen Treunitz. Es trägt den netten Beinamen „Pfifferdorf“. Die Gegend um das über 700 Jahre alte Dorf mit seinen derzeit 180 Seelen soll nämlich sehr pilzreich sein. Vor Treunitz befindet sich ein Wanderparkplatz. Er liegt „getarnt“ hinter einer Linkskurve rechts der Straße, direkt an der Wiesent.

Zunächst laufen wir einige Schritte Richtung Steinfeld zurück. Wir wechseln die Straßenseite, gehen über eine Brücke und biegen unmittelbar hinter dem Bächlein auf einen Wiesenpfad ein. Blaukreis weist uns durchs Tal.

Paradiesische Stille umfängt uns – so weit stimmt die Sache schon mal. Nur Vogelgezwitscher ist zu hören. Die erste Waldwiese öffnet sich – eine von vielen, die folgen werden. Das Gras steht kniehoch und üppig. Nur einmal im Jahr, Ende Juni, werden die Flächen abgemäht.

Am Ende der Lichtung recken sich Felsen in den Himmel. Es handelt sich um die „Nasenlöcherfelsen“. Solche bizarren Formationen sind es auch, die dem Paradiestal den Reiz verleihen. Man findet sie auf Schritt und Tritt. Hinter jeder Biegung wartet eine neue Überraschung aus Stein. Um die Wirkung noch zu erhöhen, hat man die schönsten natürlichen Skulpturen freigelegt.

Sport zwischen Himmel und Erde

Wir laufen und laufen – ringsum Natur pur. Man kann sich nicht sattsehen. Wir kommen uns vor wie in einem riesigen verwilderten Park, begrenzt von Holunderbüschen, uralten Eichen, Tannen und Ahornbäumen. Auf unserer Tour begegnen wir nur wenigen Menschen. An einem Samstag, wohlgemerkt! Allerdings wird uns spätestens an der „Silberwand“ klar, dass Kletterer hier ihr Paradies gefunden haben. Später sehen wir auch einige der Sportsfreunde zwischen Himmel und Erde in Aktion. Hier entdecken wir nur verwaiste Metallhaken, die der Benutzung harren. Wir gucken uns die Augen aus. Wo ist das Silber? Fehlanzeige! Wir finden keins.

Das „Blaue Meer“ hält auch nicht, was der klingende Name verspricht. Wir starren in eine schlammige Pfütze unter einem Felsüberhang. Eigentlich kein Wunder! Schließlich befinden wir uns in einem Trockental. Nach der Schneeschmelze oder heftigen Regenfällen ist es kaum begehbar, wenn nicht sogar überschwemmt. In der übrigen Zeit schlängelt sich kaum ein Rinnsal durch die weite Ebene. Ein Naturphänomen, wie es auch im oberfränkischen Leinleitertal nahe Heiligenstadt zu beobachten ist.

Das Paradiestal ist, zumindest nach unserem Geschmack, zauberhafter. Und größer sowieso. Konkret: Die Länge beträgt etwa sechs Kilometer. An der breitesten Stelle misst es stolze 200 Meter, sonst liegen 50 bis 80 Meter zwischen den waldbestandenen Hängen. Um einer Verbuschung vorzubeugen, sind hier wie da manchmal „Pfennigsucher“ unterwegs. Sprich: Schafe weiden das Grünzeug ab.

Inzwischen sind wir bis zur „Zigeunerstube“ spaziert. Natürlich machen wir einen Abstecher hinauf. Die Höhle ist, wie erwartet, leer. Wer möchte, kann gleich noch dem gewaltigen „Wüstenstein“ seinen Besuch abstatten. Auch dazu verlässt man den Weg.

In der Folge ist er gepflastert, aber nur ein kurzes Stück. Dann laufen wir über Kies. An der Gabelung biegen wir wieder nach rechts auf die Wiese ab. Bald stehen vor der „Gänsestube“. Zwei große Öffnungen hat sie zwar, aber die liegen viel zu hoch, als dass je eine Gans ins Innere gelangt sein dürfte.

Unterhalb eines wildromantischen Felsens, des nahegelegenen „Paradieswächters“ nämlich, befindet sich ein Felsenkeller. Von 1848 bis 1920 lagerte eine Stadelhofer Brauerei hier Eis und Bier, zur Jahrtausendwende wurde der Keller vom Bruder des einstigen Brauereibesitzers saniert. Leider nur zu Anschauungszwecken. Merke: Wer in der paradiesischen Einöde Hunger und Durst verspürt, muss Proviant bei sich tragen.

Vorbei an rosa blühenden Grasnelken, seltenen wilden Möhren und Wacholderbüschen, die zu Füßen des imposanten „Langersteins“ gedeihen, erreichen wir das Ende des Tals. Zwar grenzt es nicht an die Hölle, aber an die Autobahn. „Augen zu und durch“ heißt die Devise für alle, die weiter dem Rundweg mit Blaukreis folgen. Wir haben es auch getan. Klaglos sind wir an einer scheinbar nie enden wollenden Photovoltaikanlage vorbei marschiert.

Zwischen den Paneelen (sonnige Energie für 1777 Haushalte) tummelte sich ein Solarfuchs (dem herkömmlichen Waldfuchs verblüffend ähnlich und genauso fix). Aber das war es auch schon an hübschen Überraschungen. Kurzum: Die Strecke lohnt nicht! Es gibt kaum Ausblicke – eigentlich überhaupt nichts Sehenswertes, nur dunklen Tannenwald. Und nirgends eine Bank für den müden Wanderer!

Über die Wiesen und über die Wiesent

Am Ende landet man in Treunitz. Das Landgasthaus Witzgall (täglich geöffnet, fränkische Brotzeiten im Angebot. Ein Paar Bratwürstl mit Kraut kosten 2,80 €) wirkt wie ein Lichtblick. Danach beginnen die allerletzten Meter.

Außerhalb von Treunitz überquert man die Wiesent. Am plätschernden Fluss entlang wandert man dem Parkplatz entgegen. Der Weg wird von alten Bäumen beschattet. hohe Felsen tauchen auf. Kletterer ziehen uns in Bann. Die Idylle – spät hat sie uns wieder. Deshalb ein Vorschlag zur Güte: Biegen Sie schon gegenüber vom „Predigtstuhl“ rechts ab. Schlagen Sie einen Bogen und kehren Sie auf diese Weise ins traumhafte Paradiestal zurück.

Anfahrt mit dem Auto: A70 bis Ausfahrt Roßdorf am Berg, weiter auf der B22 bis kurz vor Treunitz. Anfahrt dem Zug: Bis Bamberg fahren, dann einen der seltenen Busse erhaschen (Linien 969 oder 965).
Tipp: Auf der Rückfahrt in Steinfeld haltmachen und zur Quelle der Wiesent pilgern (50 Meter von der B22 entfernt). Die Gelegenheit nutzen und im Biergarten des „Gasthofs Keller“ einkehren (nur am Wochenende geöffnet). Der liegt direkt an der Wiesent!

 

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