Im Herbst beginnt der Bau des Boulevards

1.8.2011, 07:15 Uhr
Im Herbst beginnt der Bau des Boulevards

© Rudi Ott

Er hat es schon mehrfach gesagt, und auch am Samstag wiederholte Markus Söder es: Aus dem Wöhrder See soll kein Disneyland werden.

Dennoch soll sich der allgemeine Freizeitwert erhöhen. Die Ideen dafür liegen schon auf dem Tisch: Eine Badestelle am unteren Wöhrder See, etwa in Höhe der bestehenden Anlegestelle, wäre möglich, auf der gegenüberliegenden Seite könnte sogar ein kleiner Strand aufgeschüttet werden. Vor der Seniorenunterkunft Sebastianspital entsteht das wohl auffälligste Bauwerk: ein Boulevard, der nicht am, sondern im Wasser verläuft. Er soll auch eine Engstelle – bisher heiß umkämpft von Fußgängern, Skatern und Radfahrern – entschärfen. Zum anderen kämen die Bewohner des Sebastianspitals leichter ans Wasser. Schon für diesen Herbst ist der Baubeginn für den 1,5 Millionen Euro teuren Steg geplant.

Im Herbst beginnt der Bau des Boulevards

© Rudi Ott

Der obere Wöhrder See jenseits der Eisenbahnbrücke soll indes der Natur überlassen bleiben und mit einer Umweltbildungseinrichtung der Naturbeobachtung dienen.

Fest steht nun auch, dass die von vielen gewünschte stehende Welle für die Surfer kommt: „Sie wird am Pegnitztal-West, unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke eingerichtet“, so Markus Söder. Das sei der ideale Platz, weil dort niemand gestört werde.

Die Bürger, die zu der Infoveranstaltung gekommen waren, sollten auch ihre Ideen einbringen, unter anderem schriftlich. Die Badestelle wird dabei ebenso oft gewünscht wie sie abgelehnt wird. Manche möchten eine Eislauffläche im Winter oder die Wiederbelebung des Wasserspielplatzes. Aber auch „Wöhrder See ablassen!“, findet sich dazwischen. Rainer Edelmann vom Bund Naturschutz plädiert für eine frei fließende Pegnitz, auch wenn dann der See verschwinden würde. Das ermögliche die natürliche Entwicklung eines Biotops.

Im Herbst beginnt der Bau des Boulevards

© Rudi Ott

Dem zwölfjährigen Moritz wäre es am liebsten, eine Querung per Fähre über den See zu haben. Für Michael Reichelt steht ganz oben auf der Wunschliste die Errichtung von öffentlichen WCs. Reichelt betreibt den Wöhrder-See-Kiosk und hat auf eigene Kosten, 180 Euro im Monat, ein Dixi-Klo für den Eigenbedarf aufstellen lassen. Nicht eine öffentliche Toilette gebe es, viele suchten ihr Heil im Busch, sagt er. „Das kann kein Dauerzustand sein.“

„70 Prozent der Menschen freuen sich, dass der See umgestaltet werden soll“, so der Eindruck einer Ministeriums-Mitarbeiterin, die Bürgerfragen beantwortete. Es gebe viele kleine Wünsche: mehr Sauberkeit am See, neue Bänke, Lärmschutz an der Bahnbrücke und so fort.

Im Herbst beginnt der Bau des Boulevards

© Claudia Urbasek

Die größte Herausforderung bei der Umgestaltung des Sees bleibt jedoch die Wasserqualität. Schlammablagerungen und wuchernde Wasserpflanzen (im unteren See) machen aus dem drei Kilometer langen Gewässer schnell eine übelriechende Brühe. Bisher versuchte man, mit einem Mähboot diese Entwicklung einzudämmen. Allein 70 Tonnen Pflanzen und Schlamm holte das ganz neue Boot, das am Samstag von Söder „Molly“ getauft wurde, in den vergangenen fünf Wochen aus dem See. Kostenpunkt der Aktion: 50000 Euro. Das Absaugen ist somit auf Dauer unbezahlbar, also müssen andere Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität her. Dabei setzen Söders Umweltministerium und das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg unter anderem auf bauliche Veränderungen. Diese sollen die Fließgeschwindigkeit der Pegnitz, die den See durchfließt, erhöhen. Dadurch würden die Ablagerungen aus dem See gespült.

Für die Seebesucher sollen diese Bauten unsichtbar bleiben. Ein Einbau ist die Konstruktion, die den Boulevard-Steg tragen wird. Weitere Einbauten sollen unter grünen Inseln im Wasser verborgen bleiben. Eine erste Studie der Technischen Universität München lässt Söder und das Wasserwirtschaftsamt hoffen, dass diese Idee funktionieren könnte: Die Uni simulierte, wie sich die erhöhte Fließgeschwindigkeit auf den See innerhalb der nächsten 30 Jahre auswirken könnte. Vier Wochen ließ man die Daten durch den Rechner laufen, dann war klar: „Rund 70 Prozent der Schlammablagerungen können damit vermieden werden“, so Söder.

Das Budget für die Seeumgestaltung liegt bei zehn Millionen Euro. Hinzu kommen die noch unbekannten Kosten für die Surferwelle und die Umweltstation. Im Moment sei zudem ungeklärt, so Söder, welchen finanziellen Anteil die Stadt tragen kann.

Am 26. September gibt es eine weitere Infoveranstaltung im Fabersaal.

 

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