Mord im Scharrer- Imbiss

10.6.2005, 00:00 Uhr
Mord im Scharrer- Imbiss

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Blutüberströmt lag das 50 Jahre alte Opfer gestern hinter dem Tresen der Döner-Bude an der Scharrerstraße, Ecke Lorschstraße. Um 10.15 Uhr wollte ein Kunde einen Döner bestellen und entdeckte die Bluttat. Er verständigte die Polizei.

Seit mehr als 25 Jahren lebte Ismail Yazar in Deutschland. Seit drei Jahren betrieb er den Dönerstand schräg gegenüber des Scharrer-Schulhauses. Im Laufe der Jahre hat der Türke sich den kleinen Imbiss geschaffen: zur Straße hin ein abgeschlossener Raum mit ein Paar Tischen, dahinter eine kleine Küche mit offener Theke, die auch zum Parkplatz hin zu bedienen ist. Davor standen gestern ein kleiner Campingtisch und zwei gestreifte Campingstühle.

Yazar war geschieden und hatte eine 22-jährige Tochter sowie einen 15 Jahre alten Sohn. Der Geschäftsmann galt in dem vorwiegend von Ausländern bewohntem Viertel als freundlich und vertrauenswürdig.

Übertönte Pausenlärm die Todesschüsse auf Yazar?

„Der Mann ist durch einen Kopfschuss getötet worden. Wir haben die Leiche nicht umgedreht, bis die Schusswaffenexperten des Landeskriminalamtes aus München eintrafen. Eine Waffe haben wir bislang nicht gefunden“, so Pressesprecher Peter Grösch. Großräumig sperrte die Polizei den Tatort ab. Hinter dem Zaun zum Scharrer-Schulhaus drängelten sich neugierige Schüler, um einen Blick auf die in weiße Schutzanzüge gehüllten Kriminalbeamten zu erhaschen, die Millimeter für Millimeter der Döner-Bude und des Umfelds nach Spuren absuchten.

Hat der Mörder möglicherweise den Verkehrslärm oder den Lärm der Schüler auf dem Pausenhof für seine Straftat ausgenutzt? Vieles deutet darauf hin. Gerüchten zufolge soll kurz nach der Tat ein weinroter BMW mit hoher Geschwindigkeit weggefahren sein. Dann wieder ist von einem unbekannten Mann am Döner-Stand die Rede, bevor die tödlichen Schüsse fielen. „Drei bis vier Mal wurde geschossen“, will ein Jugendlicher gehört haben.

„Ich habe Ismail gut gekannt“, sagte die 16-jährige Özlen mit Tränen erstickter Stimme, als sie von dem Verbrechen hörte. „Ich habe gerade von dem Verbrechen erfahren, als mein Sohn von der Schule heimkam“, erzählte die 32-jährige Ashlen, die den Döner-Buden-Besitzer ebenfalls gut kannte und fügte hinzu: „Er war ein freundlicher und fleißiger Mann.“ Auch der türkische Konsul Dirik Mehmet Munis ließ sich am Tatort vom Polizei-Pressesprecher über die ersten Ermittlungen informieren.

Offen bleibt vorerst die Frage nach den Gründen der Bluttat. Vom Muster her passt sie in die Mordserie, die seit 2000 quer über Deutschland läuft. Dazu gehören auch zwei Morde in Nürnberg, deren Hintergründe bis heute nicht geklärt werden konnten. Der Täter kam bei allen vier Morden am helllichten Tag: Am 9. September 2000 wurde der 38 Jahre alte Blumengroßhändler Enver Simsek an dessen Blumenstand in Langwasser durch Pistolenschüsse niedergestreckt. Der 49 Jahre alte Änderungsschneider Abdurrahim Özüdogru starb am 13. Juni 2001 in seinem Geschäft in der Gyulaer Straße durch Pistolenschüsse in den Kopf. Am 27. Juni 2001 wurde der 31-jährige Hamburger Obsthändler Süleymann Taköprü durch Schüsse getötet, und in München musste der 38 Jahre alte Obsthändler Habil Kilic in seinem Laden durch Pistolenkugeln sterben.

Vergleiche der Geschosshülsen haben ergeben, dass drei der vier Morde mit der gleichen Waffe verübt wurden. Vorerst bleibt abzuwarten, was die LKA-Schusswaffenexperten diesmal herausfinden. Die gestern durchgeführte Obduktion ergab, dass Yazar durch den Kopfschuss sowie mehrere Einschüsse im Körper getötet wurde. nic

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