Mordlust in der Metropolregion: Criminale kommt nach Franken

11.4.2014, 08:34 Uhr
Die Criminale kommt nach Franken.

© NZ Die Criminale kommt nach Franken.

Krimis sind die älteste Literaturgattung überhaupt. Schließlich hat vor rund 2500 Jahren ein gewisser Sophokles ein Detektivdrama mit dem Titel „Ödipus“ auf die Bühne des Athener Theaters gestellt.

Aber warum sind die Menschen über einen so langen Zeitraum von dem Genre fasziniert? Ganz einfach: Wenn sie nach dem Täter im Text suchen, suchen sie immer zugleich nach dem Bösen in sich selbst.

Das Böse muss ganz schön auf dem Vormarsch sein, denn so viele Krimis wie derzeit wurden – weltweit, in Deutschland, in Franken – wohl noch nie geschrieben. Der letzte Schrei auf der Thriller-Szene ist bekanntlich der Regionalkrimi. Der Mord passiert um die Ecke vom Leser.

Die Franken sind ganz wild nach diesen Heimatromanen mit Schuss oder Stich. Deswegen haben sie sich nicht nur einen Franken-„Tatort“ erkämpft. Deswegen haben sie jetzt auch die „Criminale“ in die Metropolregion geholt.

Criminale als Leistungsschau

Die Criminale ist das große Treffen und die große Leistungsschau deutschsprachiger Krimiautoren. Seit 1986 wird sie veranstaltet von ihrem Verband, der sich „Syndikat“ nennt und dem derzeit rund 800 Schriftsteller angehören. Immer in einer anderen Stadt werden Gedanken ausgetauscht, Lesungen abgehalten, Preise vergeben, und in einem Rahmenprogramm wird das Weichbild der Gattung abgetastet mit Ausstellungen, Vorträgen, Koch-Events, Filmreihen und ähnlichem.

Vor einem Jahr fand die Criminale in Bern statt. Jetzt haben Nürnberg und Fürth die Veranstaltung nach
Mittelfranken geholt. 16 weitere Orte zwischen Ansbach und Neumarkt haben sich angeschlossen und lassen lesen. Nur die Erlanger konzentrieren sich lieber auf ihr Poetenfest. Bei dem hatte eine ganze Reihe wichtiger Criminale-Teilnehmer ohnehin schon einen Auftritt.

Programm vorgestellt

Gestern stellte das Veranstaltungsteam unter der Obhut der Kulturreferentinnen von Nürnberg und Fürth, Julia Lehner und Elisabeth Reichert, das Programm des Krimi-Festivals vor. Ort der Handlung war stimmungsvoll das Kriminalmuseum in Fürth. Dort wird es auch Veranstaltungen geben, ebenso an außergewöhnlichen Orten wie dem Nürnberger Volksbad oder einem Bestattungsinstitut in Fürth.

Damit will man Publikum locken. Denn die Franken kennen vielleicht ihre „Lokalmordatoren“ (so die Werbung des ars vivendi Verlags) wie Dirk Kruse oder Tommie Goerz. Sie kennen womöglich auch überregional bekannte Namen wie Friedrich Ani, Horst Eckert, Andrea Maria Schenkel oder Jan Costin Wagner. Aber sie kennen wahrscheinlich nicht den Lieblingsverfasser aus der Lüneburger Heide.

122 Lesungen in sechs Tagen

Immerhin soll es im Zeitraum zwischen 21. und 25. Mai 122 Lesungen mit 219 Autoren geben. Das ist Krimikost satt. Und circa 60 weitere Autoren bleiben dabei unberücksichtigt. Die Metropolregion hat den Rekord an Anmeldungen gebrochen, und das obwohl die Schriftsteller Kost und Logis selbst tragen müssen. Nur ihre Auftritte werden honoriert. Das verlangt nach einem Budget von rund 200 000 Euro.

Aber auf Preise können die Krimi-Schreiber noch hoffen. Zum Auftakt der Criminale wird am 21. Mai im Fürther Stadttheater der Fränkische Krimipreis der „Nürnberger Nachrichten“ verliehen. Und zum Abschluss gibt es am 24. Mai in der Nürnberger Tafelhalle mit den Friedrich-Glauser-Preisen die wichtigsten Auszeichnungen für die deutschsprachige Kriminalliteratur. Zwanzig Autoren sind nominiert. Eine Franke ist nicht darunter. Grund für einen Mord?

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