N-Ergie: Schwere Fehler von Ex-Vorstand?

3.7.2009, 00:00 Uhr
N-Ergie: Schwere Fehler von Ex-Vorstand?

Den Ausgangspunkt bildet offenbar das historische Ölpreis-Hoch von 144 Dollar pro Barrel vor einem Jahr, in dessen Gefolge die Strompreise zunächst explodierten. Als die Märkte wieder fielen, schlossen viele Energieversorger Strom-Bezugsverträge mit langen Laufzeiten - auch die N-Ergie. Denn niemand in der Branche erwartete, dass der Ölpreis langfristig sinken würde. Tatsächlich brach der Preis schnell und dauerhaft weg: auf knapp 40 Dollar im Dezember 2008 - was sich wiederum auf die Strommärkte auswirkte.

Genau an diesem Punkt habe Dirk Fieml falsch reagiert, berichten nun Insider. Als andere Versorger Strom-Kontingente längst wieder in den Markt zurückgepumpt hätten, habe der ehemalige N-Ergie-Vorstand noch immer langfristige Lieferverträge geschlossen. Auf die massiven Marktverschiebungen habe Fieml «drei bis vier Monate zu spät reagiert», heißt es im Unternehmen. Mit der Folge, dass die N-Ergie jetzt auf gewaltigen Strommengen sitze, die am Markt nicht unterzubringen seien - oder mit erheblichen Verlusten.

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, führen Insider auch darauf zurück, dass «Kommunikation nicht eine der Stärken» Fiemls gewesen sei. Im Klartext: Einkauf und Vertrieb seien bei der N-Ergie eigentlich Sache des Gesamtvorstands, dem jetzt noch Herbert Dombrowsky (als Vorsitzender) Josef Hasler sowie der kürzlich neu bestellte Arbeitsdirektor Karl-Heinz Pöverlein angehören. Doch Fieml habe die Vorgänge im Vorstands-Kollegium nicht hinreichend thematisiert.

Allem Anschein nach spielten hier auch Konflikte um die Vertriebspolitik eine Rolle, die Fieml und Dombrowsky seit längerem entzweit haben sollen. Während Vorstandschef Dombrowksy eine Vernetzung der N-Ergie anstrebt (Beteiligung am geplanten Kauf der Thüga AG, Beteiligungen an Kraftwerksprojekten etc.), wollte Fieml das Unternehmen offenbar als Solitär entwickeln und europaweit in neue Märkte gehen. Dieser seit langem schwelende Streit habe «einen wesentlichen Grund» dafür gebildet, hieß es, dass Fieml am Dienstag einen Auflösungsvertrag unterschrieb - 14 Monate, bevor sein Fünf-Jahres-Vertrag bei der N-Ergie ausgelaufen wäre.

Vor diesem Hintergrund fragen sich Beobachter allerdings, ob die Kommunikationsprobleme in Sachen Stromeinkauf nur von einer Seite ausgingen. Wenn dieses Thema tatsächlich Sache des Gesamtvorstands war, dann hätten Dombrowsky und Hasler von sich aus entsprechende Informationen einfordern müssen. Spekulationen, wonach man Fieml wegen der Konflikte bewusst «an die Wand fahren» ließ, halten Beobachter aber für abwegig.

Tatsache ist, dass die Millionenverluste aus dem Stromeinkauf seit spätestens Ende März im Unternehmen bekannt waren. Bei einem internen Workshop stellten die Thüga-Vertreter im N-Ergie-Aufsichtsrat (die Thüga hält 40,8 Prozent der N-Ergie-Anteile) das Thema zur Diskussion, das eigentlich gar nicht auf der Agenda stand. Mit detaillierten Nachfragen und teils massiven verbalen Attacken brachten die Thüga-Leute Fieml schließlich dazu, die Probleme einzuräumen, heißt es.

Von da an war klar, dass Fieml nicht mehr zu halten sein würde. Der Aufhebungsvertrag am Dienstag stellte nur die logische Konsequenz dar. Insidern zufolge wurde dabei vereinbart, dass Fieml seine Vorstandsbezüge bis Ende August 2010 in einer Abfindungssumme erhält. Übrigens: Auch Fiemls rechte Hand, Energievertriebs-Leiter Thomas Prause, verlässt die N-Ergie. Er geht Anfang Oktober zu den Stadtwerken Leipzig: als Vorsitzender der Geschäftsführung.

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