Nikolaus, Krampus, Pelzmärtel und Weihnachtsmann

01.12.2007, 00:00 Uhr
Nikolaus, Krampus, Pelzmärtel und Weihnachtsmann

Goldkugeln ins Bett geworfen

Da will ein verarmter Mann seine drei heiratsfähigen Töchter in ein Freudenhaus geben, weil er sie nicht ebenbürtig ausstatten kann. Als Nikolaus dies erfährt, wirft er allen dreien nachts je eine Goldkugel auf das Bett, um sie vor dem schlimmen Schicksal zu bewahren. Vor allem auf diese Legende ist es zurückzuführen, dass der Nikolaus als Schenkender auftritt, wobei er oft nicht als Person erscheint, sondern in der Nacht handelt und seine Gaben in die bereitgestellten Schuhe legt - heimlich, wie damals schon.

Martin Luther, der die besondere Stellung der Heiligen grundsätzlich ablehnte, war gegen die Nikolaus-Auftritte: «Got kennet Niclaß bischoffe nit.» Er sprach gern vom «Heiligen Christ», woraus sich in evangelischen Gebieten das Christkind als weihnachtliche Brauchgestalt entwickelte. Von Seiten der päpstlichen Kirche wurde dagegen gesteuert. Die Kinder wurden erst recht auf den Bischof von Myra eingeschworen und mussten am 6. Dezember eifrig beten. Wer das Vaterunser aufsagen konnte und sich tugendhaft verhalten hatte, erhielt dann auch seinen Lohn: Obst, Nüsse, Gebäck und Spielsachen. Wer nicht fleißig und brav war, bekam weniger oder gar keine Gaben, wohl aber Ruten.

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts ging er auch ins Haus zu den Kindern - nicht allein, sondern in Begleitung finsterer Schreckgestalten, die je nach Landschaft unterschiedliche Namen hatten. Am bekanntesten waren in Österreich der schwarze oder rote teuflische Krampus, in weiten Teilen Deutschlands der pelzvermummte Knecht Ruprecht. Hier handelte es sich um Gestalten, die die Kinder strafen und Angst verbreiten sollten. Dem Nikolaus fiel dann die Rolle des gütigen Herrn zu, der schlimme Strafen verhindern und die Kinder durch Güte, Lob und Gaben erfreuen konnte. In Theodor Storms Gedicht «Knecht Ruprecht» («Von drauß’ vom Walde komm ich her») wird er als Helfer des Christkinds anschaulich dargestellt. In einigen evangelischen Teilen Frankens kam bereits am 11.November eine ähnliche Gestalt zu den Kindern: der Pelzmärtel. Der Name knüpft natürlich an den heiligen Martin an, der seinen Mantel mit einem Armen teilte. Er wurde zu einem weiteren Gabenbringer in der Art des Nikolaus.

Der Nikolaus selber nutzte sich regelrecht ab. Seine Erscheinung und sein Auftreten erinnerten aber immer weniger an den Bischof von Myra, den er einst darstellen sollte. Statt mit Mitra, edlem Gewand und Bischofsstab erschien er oft mit Zipfelmütze, abgetragenem Mantel und einem gewöhnlichen Stecken. So wurde der Nikolaus im 19. Jahrhundert zu einer Figur, die keine katechetischen Absichten mehr hatte, sondern mithelfen sollte, die Kinder der bürgerlichen Gesellschaft zu erziehen - eine fragwürdige, häufig missbrauchte Methode.

Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein Gabenbringer, dessen rotes Gewand vom Bischof, der weiße Bart, die pelzbesetzte Kapuze und die Stiefel aber vom Knecht Ruprecht übernommen wurden: der Weihnachtsmann. Der wurde in den USA kreiert. Auswanderer hatten den Nikolausbrauch mitgebracht, der vor allem bei den Niederländern als Sinterklaasfeest gefeiert wurde. Aus Sinterklaas wurde schließlich Santa Claus.

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