Ob Mikrowelle oder Reifen – hier findet alles Platz

31.5.2011, 17:24 Uhr
Ob Mikrowelle oder Reifen – hier findet alles Platz

Der junge Mann will wissen, wohin mit seiner alten Mikrowelle. Andreas Sandeck, der Leiter des Wertstoffhofes am Pferdemarkt, zeigt auf einen Container. „Elektrokleingeräte“ steht auf einem Schild. Da muss das ausgediente Utensil hinein. Der junge Mann nickt, dankt und macht sich auf den Weg, um sich von seinem alten Küchenhelfer zu trennen.

Holz, Eisen, Grünabfälle, Papier, Kartonagen, Styropor, Teppiche, Türen, Fenster. Container reiht sich an Container, die Kunden versenken ihr ausrangiertes Hab und Gut in die Riesenbehälter. Abschied ohne Wehmut. Weg damit. In haushaltsüblichen Mengen darf jeder hier abladen, wofür er keine Verwendung mehr hat. Haushaltsüblich – ein dehnbarer Begriff. Haushaltsüblich: Das sind zum Beispiel drei Türen oder Fenster, 50 leere Spraydosen, 200 Kilo Papier, zehn Autoreifen mit Felgen, 100 Liter Bauschutt, 5 Liter Bratfett.

Seit dem 24. März 2006 verpflichtet das Elektro- und Elektronikgerätegesetz die Verbraucher in Deutschland, ihre alten Elektrogeräte gesondert zu entsorgen – nicht nur kleine, wie Rasierapparate oder Radios, sondern auch große. Deshalb stapeln sich auf dem Recycling-Hof am Pferdemarkt auch Fernseher, Computer, Kühlschränke, Tiefkühltruhen.

Wenn ein Kunde den Mitarbeitern des Wertstoffhofs sagt, dass ein Gerät noch funktioniert, wird es gesondert gesammelt und in die Gebrauchtwarenhalle des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in der Beuthener Straße 43 gebracht. Dort können sich Tüftler und Bastler für einen kleinen Obolus mit Material eindecken. Auch Schränken, Betten, Kommoden, ganzen Wohnzimmereinrichtungen vermittelt das BRK ein neues Zuhause. Im Gebrauchtmöbellager an der Sulzbacher Straße werden große und kleine Dinge wie Kaffeelöffel zu moderaten Preisen abgegeben. Stühle gibt es für zehn Euro, Sofas für 70, Schrankwände für 130.

Sperrmüll ist nicht gleich Sperrmüll. Second-Hand-Produkte haben in den letzten Jahren ihren Makel verloren – auch bei Menschen, die sich Neues leisten können. Nicht nur wer arm ist, auch wer die Umwelt schonen möchte, kauft Gebrauchtes. Andreas Sandeck zeigt einen Abstellplatz für noch funktionierende Elektrogeräte und andere brauchbare Dinge. Eine Teedose zum Beispiel. „Die ist schön, die findet garantiert einen Abnehmer.“

Auf den Wertstoffhöfen selbst wird nichts mehr verkauft, das hat in früheren Jahren oft für zu viel Ärger gesorgt. Handgreiflichkeiten unter den Kunden waren keine Seltenheit, wenn es darum ging, ein Schnäppchen zu machen. Was das BRK mit dem Verkauf von Second-Hand-Waren einnimmt, wird in soziale Projekte investiert. Auch deshalb ist die Stadt Nürnberg froh, das Rote Kreuz als Betreiber der Wertstoffhöfe gewonnen zu haben. Das BRK betreibt seit mehr als 20 Jahren die Nürnberger Recyclinghöfe – und die Stadt ist mit ihrem Partner zufrieden. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt, heißt es von Seiten der Verwaltung.

Zwei Drittel des Sperrmülls, der in Nürnberg anfällt, wird an den Recyclinghöfen abgegeben, ein Drittel lassen die Bürger vom Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt Nürnberg (ASN) abholen. Insgesamt laden die Bürger rund 60000 Tonnen Müll an den Wertstoffhöfen ab, 20000 Tonnen davon landen in der Müllverbrennungsanlage. Was das BRK nicht weiterverkauft, liefert es an kommerzielle Verwerterfirmen; viele von ihnen haben ihren Sitz am Hafen. Bauschutt, Papier oder Eisen werden dort weiterverarbeitet.

Der Wertstoffhof am Pferdemarkt ist mit 40 Parkplätzen der größte von allen. Er ersetzte im Jahr 2006 gleich zwei seiner Vorgänger: einen in der Daimlerstraße und einen in Muggenhof. An manchen Tagen hat er mehr als 1000 Ablieferungen zu verkraften. Weil das Gelände weitläufig ist, bleibt die Situation auch in Hochzeiten weitgehend friedlich. Das war in früheren Zeiten nicht immer der Fall. Vor allem in der Daimlerstraße gab es oft Ärger, weil die Zufahrt zum Hof durch ein Wohngebiet führte und sich der Verkehr dort staute. Außerdem sorgten die Wertstoffjäger für Unmut, die an der Straße lauerten und nicht nur die Anlieferer in ihren Autos belästigten, indem sie frech die Kofferräume öffneten. Sie waren auch bei den Anwohnern nicht gerne gesehen: Weil sie Spuren hinterließen – indem sie in die Vorgärten pinkelten.

Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe: Am Pferdemarkt 23: Mo.–Fr. 9.30–18 Uhr, Sa. 9.30–15 Uhr; Haeberleinstraße 7: Di.–Fr. 9.30–18 Uhr, Sa. 9.30–15 Uhr; Kallmünzer Straße 12: Di.–Fr. 9.30–18 Uhr; Sa. 9.30–15 Uhr; Dickensstr. 3 Fischbach): 9.30–18 Uhr, Sa. 9.30–15 Uhr, Strawinskystr. 39 (Katzwang): Di.–Fr. 9.30–18 Uhr, Sa. 9.30–15 Uhr.

 

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