„Reines Wohngebiet wurde verunstaltet“
30.4.2004, 00:00 UhrDie Wohnhäuser im Wiederaufbaugebiet östlich des Hauptmarktes, zwischen Laufer Gasse und Pegnitz (vielen Nürnbergern als „Steppe“ geläufig), entstanden Ende der 50er Jahre. Städtebaulich ist das Gebiet nicht der große Wurf, das räumen auch die Anwohner ein, aber „im Großen und Ganzen handelt es sich um ein gelungenes, geschlossenes Ensemble“, meint Karl-Heinz Enderle, der selbst in der Unteren Talgasse wohnt und Mitglied bei den Altstadtfreunden ist.
Gerade der Blick vom Büttnersgässchen über die Juden- und Wunderburggasse „mit ihren vorspringenden Hausecken, Steildächern und einer Schutzmantelmadonna“ bis zu den Türmen der Lorenzkirche sei bisher besonders reizvoll gewesen. Dieser Blick wird nun durch eine „schwarze Wand“ versperrt, „die noch dazu durch ein vorspringendes Lüftungsaggregat ,verziert’ ist“, kritisiert Enderle.
Weder er noch Erich Mulzer, Vorsitzender der Altstadtfreunde, können verstehen, wie man „derart gefühllos“ und „unüberlegt“ den einheitlichen Charakter einer Wohnbebauung zerstören könne. „Wenn so was ohne Protest hingenommen wird, was kann dann an anderen Stellen noch entstehen?“, fragt Enderle. Er versteht auch nicht, wie „für so etwas eine Baugenehmigung erteilt werden konnte“.
Laut Gerhard Steinmann, dem stellvertretenden Leiter der Bauordnungsbehörde, wurde diese Genehmigung mit der Auflage erteilt, dass die Detail- und Farbgestaltung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden müsse. Diese Behörde wiederum hatte zwar nichts gegen den Erweiterungsbau an sich einzuwenden. Doch sie segnete weder den seitlichen Anbau der Lüftungsanlage noch die schwarze Farbe ab und wollte auch kleinere Verkleidungsplatten.
Kerstin Bruneder vom Architekturbüro baum meyer nagel, die den Anbau entworfen hat, sagt, im Vorfeld sei mit den für die Genehmigung zuständigen Instanzen zusammengearbeitet worden. Sie steht nach wie vor „voll und ganz hinter Entwurf und Gestaltung“. Das Wohngebiet um die Judengasse herum sei nicht mit Altstadtgebieten wie etwa dem Burgviertel vergleichbar. Auch bisher habe es in der Nachbarschaft des Norma-Erweiterungsbaus ein „Konglomerat von Materialien und Farben von grau über gelb bis lila“ gegeben. Deshalb sollte an dieser Stelle „ein möglichst ruhiger Baukörper hin“, dessen Farbe — Schwarz — nicht den wechselnden Launen der Mode unterworfen sei.
Darüber, dass der Lüftungskondensator seitlich in die Büttnersgasse hineinragt, ist Kerstin Bruneder allerdings auch nicht glücklich. Nach ihrem Entwurf sei er auf dem Dach vorgesehen gewesen, doch verschiedene Seiten, u. a. der Hauseigentümer, Norma als Mieter und einige Nachbarn hätten ihn dort nicht gewollt. Bruneder hätte es auch besser gefallen, wenn Fenster den Bau auflockern würden, „aber Norma will in den Supermärkten grundsätzlich keine Fenster oder Oberlichter haben“. Ute Wolf
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