Wuppertal: Islamisten als "Scharia-Polizei" unterwegs

5.9.2014, 18:13 Uhr
Wuppertal: Islamisten als

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"Shariah Police" steht auf den orangefarbenen Warnwesten, die die Gruppe junger Männer auf ihren Patrouillen tragen. Seit einigen Tagen gehen sie abends in Geschäfte und sprechen Passanten an, laden zu Predigten ein und belehren über ihren Verhaltenskodex. Nach Angaben der WAZ versuchten sie darüber hinaus auch, junge Disco-Gänger vom Besuch von Tanzveranstaltungen abzuhalten und verfolgten diejenigen, die sich nicht beeindrucken ließen.

Darüber hinaus soll die Gruppe zudem Handzettel verteilt haben, auf denen die Innenstadt als "Scharia-kontrollierte Zone" bezeichnet wird und die Verhaltensregeln der radikalen Islamisten benannt werden: Danach sind Alkohol und Drogen, Glücksspiel, Konzerte oder Musikveranstaltungen, sowie Pornografie und Prostitution streng verboten. Die Scharia ist das islamische Recht, das unter anderem von der Gruppe der Salafisten besonders konservativ ausgelegt wird.

Nach WAZ-Angaben hatte die Besatzung eines Streifenwagens am Mittwoch die Personalien von elf Beteiligten aufgenommen. Gegen die die 19- bis 33-jährigen Männer wurde ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.

Die Polizei von Wuppertal ist wegen der Aktivitäten der Gruppe alarmiert, kann jedoch nur bedingt eingreifen. "Das Gewaltmonopol liegt ausschließlich beim Staat! Ein Auftreten, das einschüchtert, verunsichert oder provoziert, wird nicht geduldet", so Wuppertals Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher.

Warum es dennoch schwer ist, gegen die Gruppe vorzugehen, erklärte ein Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft gegenüber der dpa: "Diese Westen werten wir als Uniformierung". Es könne zwar Nötigung vorliegen, sollten junge Menschen tatsächlich am Besuch einer Disco gehindert worden sein, "das bloße Empfehlen religiöser Regeln ist aber nicht strafbar".

Dennoch rät die Polizei von Wuppertal dazu, im Fall einer Begegnung mit der Gruppe sofort den Notruf 110 zu wählen. Ein Rat, der in anderen Städten ebenfalls bald angebracht sein könnte: In einem Video kündigt die Gruppe an, bald auch in anderen Städten Deutschlands auf die Straße gehen zu wollen.

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