«So süß und klein und weiß»
09.04.2008, 00:00 Uhr
Christian Zeller ist überrascht, wie selbstbewusst Flocke auftritt. «Sie bewegt sich völlig frei und lässt sich gar nicht beeinflussen von der Medienpräsenz. Es ist sehr schön, dass sie sich nicht versteckt, sondern ihr Gehege ganz aufmerksam und neugierig erkundet», meint der 27-jährige Diplom-Kaufmann. Zudem hätte er nicht gedacht, dass die kleine Eisbärin so «gut genährt» ist. «Aber dieser pummelige Eindruck liegt wohl auch am dicken Fell. Als sie gerade aus dem Wasser kam, war sie um einiges schmaler.» Das öffentliche Interesse, das der Eisbären-Nachwuchs in Nürnberg wie Berlin hervorruft, hängt für Zeller auch mit dem Umweltschutzgedanken zusammen. «Eisbären stehen symbolisch für den Umgang mit bedrohten Arten.» Und das «knuffige Teddybären-Schema» sorge freilich auch dafür, dass ausgerechnet diese Tierkinder so viele Anhänger haben.
«Flocke ist einfach süß, so klein und und weiß und mit den Knopfaugen», meint auch Thekla Harlinghausen. Die 38-Jährige ist mit ihren Kindern Joshua (6), Lukas (4) und Nils (1) gekommen - aber nicht nur, weil die Söhne den Eisbären sehen wollen. «Ich bin schon selber auch begeistert.» Immerhin sei Flocke ein «wunderschönes Tierbaby». Thekla Harlinghausen hätte ebenfalls nicht gedacht, dass sich die Eisbärin von den zahlreichen auf sie gerichteten Kameras so vollkommen unbeeindruckt zeigt. «Jetzt ist sie ins Wasser gegangen», sagt sie und beobachtet weiter gespannt den Ausflug der «Prinzessin», wie Pfleger Horst Maußner seinen Schützling zu nennen pflegt.Maußner, aber auch seine Kolleginnen und Kollegen, haben es Theresia Pfann (67) und Katharina Zink (61) besonders angetan. «Die geben sich solche Mühe», sagt Katharina Zink, und auch ihre Freundin meint: «Es ist unglaublich, wie die sich um das Tier kümmern.» Die beiden Rentnerinnen
wurden vom Bayerischen Rundfunk eingeladen, Flockes Ausgang zu verfolgen. Im BR haben sie tagtäglich auch die Entwicklung des kleinen Eisbären verfolgt.
Die ersten Bilder, die Werner Heep von Flocke sah, waren keine schönen: «Das war, als ihre Mutter Vera sie hat runterfallen lassen. Da hat man schon überlegt, was wird aus dem Tier.» Nach der Trennung Flockes von der Mutter habe er zunächst gezweifelt, ob es wohl gelingen würde, das Tier per Handaufzucht großzuziehen. Nun freut sich der 69-Jährige, dass die Kleine sich so gut gemacht hat. «Sie ist richtig fixiert auf ihre Pfleger», sagt er, während Flocke ihrer Betreuerin Steffi Krüger hinterherwetzt. Heep, der früher bei Siemens als Elektroingenieur gearbeitet hat und mittlerweile in Rente ist, findet auch den Namen des Eisbären sehr originell: «In Kornburg gibt es ja eine Flockenstraße.» Heep kann sich aber nicht nur für Eisbären, sondern für alle Tiere am Schmausenbuck begeistern: «Ich bin schon mit neun Jahren hier im Tiergarten gewesen.» Er würde sich wünschen, dass Flocke für immer hier in Nürnberg bleibt.
Nur als Zaungast aus der Ferne, vom Gehege der Seehunde und Seelöwen aus, kann Susanne Decker das Geschehen verfolgen. Die 37-Jährige gehört nicht zu den 50 eingeladenen Privatpersonen. Sie wusste auch nicht, dass die breite Öffentlichkeit erst ab heute das Treiben der kleinen Eisbärin beobachten darf. «Ich bin schon sehr enttäuscht», sagt sie und blickt von Weitem auf die Zuschauertribüne am Aqua-Park, wo die Euphorie über Flockes ersten Spaziergang vor Publikum kein Ende nehmen will. Umfrage: Marco Puschner
Fotos: Roland Fengler
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