Telefone, Lampen und Porzellan: "Umsonst-Laden" in GoHo

17.05.2012, 11:11 Uhr
Telefone, Lampen und Porzellan:

© Harald Sippel

Johanna Zwinscher mag alte Dinge. Sie möchte, dass sie im Kreislauf bleiben, benutzt werden, so lange sie funktionieren. Wer sich im „Umsonst-Laden“ an der Rothenburger Straße umsieht, der findet Brauchbares, das zwar schon in die Jahre gekommen, aber immer noch intakt ist. Taschen, Schuhe, Schallplatten, Telefone, Lampen, Porzellan, Zinnteller, Besteck.

Manchmal steht Johanna Zwinscher staunend vor den Dingen und weiß nicht recht, wofür sie einst gut waren. Und freut sich sehr, wenn sie herausfindet, was es damit auf sich hat. Zum Beispiel mit dem Plastikding, das Buchstaben in ein Stück Folie prägt. „Manchmal sind echt super Sachen dabei.“

Weil Johanna Zwinscher ein Faible für alte Dinge hat und das Bedürfnis, sie zu bewahren, gründete sie im Jahr 2008 in Gostenhof den „Umsonstladen“. Jeder, der kommt und etwas braucht, darf sich drei Stücke mitnehmen. Und jeder, der etwas bringt, nur das liefern, was ein Mensch tragen kann. Denn der Laden ist klein, es gibt kein Lager, und Johanna Zwinscher möchte, dass alles seine Ordnung hat.

Auch wenn die Sachen verschenkt werden – oder vielleicht gerade deshalb – sollen sie ansprechend präsentiert werden. Ein bisschen, wie in einer Boutique. Denn sie haben immer noch ihren Wert. Und die Menschen haben Bedarf. „Der Kreis der Kunden wird größer. Vor allem Sachen für Kinder sind begehrt.“ Aber auch Bücher werden gerne mitgenommen – und wieder gebracht. „Wir sind fast so etwas wie eine Bibliothek geworden“, sagt Johanna Zwinscher.

Johanna Zwinscher hat den "Umsonst-Laden" in Gostenhof gegründet und erlebt dort selbst immer wieder nette Überraschungen.

Johanna Zwinscher hat den "Umsonst-Laden" in Gostenhof gegründet und erlebt dort selbst immer wieder nette Überraschungen. © Harald Sippel

Ein Projekt in Mecklenburg-Vorpommern hat sie inspiriert, mittlerweile gibt es deutschlandweit in vielen Städten Umsonstläden: in München, Tübingen, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Bonn. Sie heißen „Kostnixladen“, „geben&nehmen“ oder „Luftschloss“ und sie alle haben nicht den Konsum im Blick, sondern Nachbarschaftshilfe und Kommunikation. „Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen“, sagt Johanna Zwinscher. „Mittlerweile kennen wir schon viele Menschen aus der Nachbarschaft.

Es ist schön, wenn jemand ein bisschen Zeit mitbringt.“ Jeden Samstagnachmittag steht ein Team aus ehrenamtlichen Helfern im Laden und koordiniert den Strom der Bedürftigen. Den Raum stellen die „Jesus Freaks“, eine christliche Jugendbewegung, kostenlos zur Verfügung. Nur so kann das Konzept überleben.

Mit dem Alten, der Vergangenheit, hat Johanna Zwinscher nicht nur ehrenamtlich zu tun, sondern auch beruflich. Sie ist Architektin und bei einem Fürther Büro beschäftigt, das auf Denkmalpflege spezialisiert ist. Bevor sie dort zu arbeiten begann, hat sie ein großes Projekt in Nürnberg abgeschlossen: Ein Jahr lang hatte sie die Planung und Bauleitung für das Memorium Nürnberger Prozesse inne.

Einst war da nur ein riesiger Dachboden über dem Ostflügel des Justizgebäudes an der Fürther Straße, jetzt befindet sich an dem geschichtsträchtigen Ort ein Museum von internationalem Rang und ein Ort der Auseinandersetzung mit dem Völkerrecht. „Das war für mich das schönste Projekt, das ich bisher realisiert habe“, sagt Johanna Zwinscher. „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Wir mussten für die Ausstellung eine passende Hülle schaffen. Das war eine große Herausforderung.“

Der "Umsonst-Laden" befindet sich in der Rothenburger Straße 51a und ist samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet.


 

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