Tief im Schmausenbuck rumort es gewaltig

7.3.2009, 00:00 Uhr
Tief im Schmausenbuck rumort es gewaltig

In Schutzanzügen und Kapuzen geht es in ein desinfizierendes Fußbad, vorher lässt Pavlik niemanden in den Speicher ein. Er ist Bereichsleiter Wasser bei der N–Ergie, die Sicherung der Wasserqualität ist sein wichtigstes Anliegen. Wer hustet oder niest, muss draußen bleiben, Jiri Pavlik kennt da kein Pardon. «Wir wollen keine chemische Wasseraufbereitung im Nachhinein, sondern das Wasser von vornherein sauber halten», erklärt er. Bisher hat das vorzüglich geklappt. Die Rohre und Stollen, der älteste stammt aus dem Jahr 1885, halten dicht.

Nur etwa sieben Prozent des Trinkwassers gehen in Nürnberg verloren, der Bundesdurchschnitt liegt bei acht Prozent. In Frankreich, Italien oder Großbritannien sickert bis zu einem Drittel des kostbaren Wassers aus maroden Rohren. «Diese Verlustrate kommt bei uns auch durch das Durchspülen zustande», erklärt Pavlik. Je nachdem, von welcher Quelle das Trinkwasser in die Speicher fließt, müssen die Stollen bis zu einem Mal pro Jahr durchgespült werden. Eine Maßnahme, die auch nach Abschluss der aktuellen Bauarbeiten ansteht.

Im Eisbärstollen wird schwer geschuftet

«Dann wird alles komplett desinfiziert und wieder mit Wasser befüllt. Erst wenn wir bei drei aufeinander folgenden Proben keine mikrobiologische Belastung feststellen, geben wir das Trinkwasser frei», erklärt Pavlik. Noch aber ist es im Eisbärenstollen, acht Meter unter dem Wasserbecken, nicht so weit. Der Stollen heißt so, weil er unter dem Eisbärengehege des Tiergartens endet, von dort wird das Trinkwasser auf die Leitungen verteilt. Parallel dazu verläuft der Pinguinstollen. Beide stehen normalerweise vollständig unter Wasser.

Seit Juli 2008 dröhnen tief im Schmausenbuck Baumaschinen und Motoren. Die einst von Hand in den Burgsandstein gehauenen Stollen, gerade mal 1,80 Meter hoch und maximal 1,40 Meter breit, müssen nach mehr als einem Jahrhundert neu verputzt werden. Dazu wurde der alte Mörtel abgeschlagen, die Reste mit Hochdruck weggespritzt. «Die haben damals richtige Qualitätsarbeit geleistet», sagt Jiri Pavlik.

Auch die neue Mörtelschicht soll hundert Jahre halten. Die nötige Qualität prüfen Experten der Landesgewerbeanstalt. Denn wenn der Eisbärenstollen wieder mit Trinkwasser befüllt wird, muss alles halten. Ein Drittel des Nürnberger Bedarfs presst sich durch den Schmausenbuck, der so hoch ist, dass es in der Stadt keine Pumpen braucht. Nur die Burg hat eine, hier reicht der Druck vom Buck nicht mehr hinauf.

Die N-Ergie weiß, was sie an dem Hochbehälter hat. 1,3 Millionen Euro legt sie für die aufwändige Sanierung der Stollen hin, die bisherigen Absperr-Armaturen werden gleich mit ersetzt. Fast eine Tonne wiegen die gewaltigen Schieber. Ende April, rechtzeitig zur Hochverbrauchszeit, soll alles fertig sein. Dann rauscht wieder glasklares Trinkwasser durch die Felsengänge, unter Flockes Gehege durch und hinunter in die Noris. Und für hundert Jahre wird niemand mehr in die Stollen kommen.

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