Viele Politiker sind unglaubwürdig

27.6.2009, 00:00 Uhr

Das Planspiel «Demokratielabor» und eine Projektwoche zur Wechselwirkung zwischen Armut und Rassismus wurden bereits an der B 4 durchgeführt. Die Befragung zum Demokratieverständnis von Jugendlichen bildet Teil drei des ganzjährigen Schülerprojekts «Auslaufmodell Demokratie?». Als Projektkoordinator federführend ist Peter Kührt. «Für die Befragung standen uns nur vier Tage zur Verfügung. Vieles geschah deshalb in der Freizeit der Berufsschüler», erläutert der Studiendirektor.

Befragt wurden Angehörige unterschiedlicher Schularten, beide Geschlechter sind gleich stark vertreten. Der Fragebogen ist in fünf Komplexe gegliedert. 616 Bögen konnten letztendlich ausgewertet werden.

Die Einstiegsfrage lautet: «Glauben Sie, dass es für Jugendliche in Deutschland von Bedeutung ist, dass sie in einer Demokratie leben?» 62,8 Prozent antworteten mit «Ja». Mehr als 80 Prozent stuften Demokratie als «gute Staatsform» ein. Sogar 85 Prozent gaben an, ihr Wissensstand bezüglich Demokratie sei gut bis ausreichend. Schule, Medien und Familie wurden als wichtigste Informationsquellen angegeben.

67,4 Prozent der über 18-Jährigen gehen nach eigenem Bekunden regelmäßig zur Wahl, egal ob Abiturient oder Hauptschüler. Fast zwei Drittel sahen die wichtige Funktion der Parlamente. Die Politiker der etablierten Parteien stuften etliche als zu glatt und unglaubwürdig ein. 20 Prozent wünschten sich extreme Gruppierungen in die Parlamente.

Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau wurde als zentrales politisches Ziel eingestuft. Fast 30 Prozent der Befragten sahen hier Nachholbedarf. 82,7 Prozent forderten, dass die Bevölkerung über umstrittene Gesetze selbst abstimmen darf. Auf die Frage «Haben Sie das Gefühl, mit Ihrer Stimme am Wahltag tatsächlich etwas zu bewirken?», antworten 17,9 Prozent mit «Ja».

Neue Politiker mit Charisma wie Barack Obama braucht das Land, meinten gut 40 Prozent. 82 Prozent würden akzeptieren, wenn in ihren Lieblingsserien «mehr aktuelle, politische Themen vorkommen würden». Ein Engagement von Promis bei politischen Veranstaltungen favorisierten hingegen wenige. Überhaupt kein Interesse an Politik hatten 10,4 Prozent, bei 30,5 Prozent war der Wissensdurst kaum ausgeprägt. Das Desinteresse wurde mit «keine Zeit» oder «zu komplex» begründet.

Außerdem hagelt es harsche Kritik an Politikern («Kein Bezug zur Jugend», «geldgeile Säcke»). «Diskothekenbesuch sowie Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit erst ab dem 21. Lebensjahr?» Bei dieser Frage erhitzten sich die Gemüter. Mit dem Fälschen seines Ausweises liebäugelte jeder Fünfte. Viele entschieden sich letztendlich für Resignation: Die Antwortmöglichkeit «Ich kann sowieso nichts daran ändern», kreuzen 46 Prozent der Jugendlichen an. Thomas Susemihl

Ergebnisse unter www.kubiss.de

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