Wandern in Nürnberg: Vom Rednitztal bis in den Faberpark

21.8.2014, 17:25 Uhr
Wandern in Nürnberg: Vom Rednitztal bis in den Faberpark

© Erich Landsleitner/Altstadtfreunde

Zunächst aber ein kleiner Geschichtsabriss: Im 11./12. Jahrhundert entstanden im Reichswald um Nürnberg einige sogenannte "Forsthuben", so auch die von Eibach. Von 1285 existiert ein Eintrag in alten Unterlagen der Reichsstadt Nürnberg, der Ybach nennt.

Um 1300 findet man die Schreibweise Eywach; ein Seitz von Eywach wird als Förster der Forsthube genannt. 1308 erwarb Konrad von Eibach das Nürnberger Bürgerrecht. 1344 wurde die Forsthube dem Nürnberger Patrizier Konrad Waldstromer teilweise veräußert. Diesem bestätigte im gleichen Jahr Kaiser Ludwig der Bayer seinen Neuerwerb sowie den Besitz der ganzen Forsthube von Reichelsdorf. Die andere Hälfte der Eibacher Forsthube gehörte zu diesem Zeitpunkt dem Geschlecht derer von Motter, die auch das Patronatsrecht über die von ihnen 1343 gestiftete kleine Kirche innehatten.

Nun besichtigen wir die evangelische Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht wurde. Trotz vieler baulicher Veränderungen atmet der Kirchenraum noch den Geist der mittelalterlichen Vorgängerkirche. Das Kreuz lenkt den Blick auf sich. Der Korpus stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Umrahmung des Kreuzes ist eine neugotische Schnitzarbeit.

Im Chorraum sind mittelalterliche Wandmalereien des 15. Jahrhunderts zu bewundern. Die Fresken wurden 1948 freigelegt und teilweise ergänzt. In der unteren Wandzone des Freskenzyklus werden die Apostel mit ihren Attributen dargestellt.

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Heiligenbild sollte vor plötzlichem Tod schützen

Die oberen, viel größeren Figuren sind ein Bischof mit Mitra, ein König, weibliche Heilige sowie der heilige Christophorus. Damals glaubten die Menschen fest daran, dass der Betrachter dieses Bildes vor einem jähen Tod geschützt sei.

Im mittleren linken Gewölbefeld thront Christus als Weltenrichter. Von der Sakramentsnische an der Chornordwand ist nur noch der obere Abschluss erhalten. Die Rippen der Chorschale enden in einem großen, farbig gefassten Schlussstein, der die heilige Barbara und die heilige Katharina zeigt.

In der hinteren westlichen Kirchenwand ist Christus als Schmerzensmann im Sarkophag mit einem Bündel Marterruten und Geißel eingelassen. Ein kleines, ungewöhnliches Relief aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche weitgehend verschont, nur die alten Chorfenster wurden durch die Detonation einer Luftmine zerstört.

Wir verlassen jetzt die Kirche und auch die laute Eibacher Hauptstraße und gelangen nach etwa 800 m über die Fritz-Weidner-Straße zur Gerasmühle. Der Name Fritz Weidner nimmt schon Bezug zum nächsten Ziel: Fritz Weidner führte nämlich von 1864–1916 die 1847 dort gegründete Firma J. L.& P. Weidner, eine Blattmetall-, Bronze- und Brokatfabrik. Welch eine
Idylle! Ein Kleinod, dem jedoch der Zahn der Zeit sehr zugesetzt hat. Hier ist nicht nur die Uhr am Dach stehen geblieben.

1273 schenkte Ritter Bruno von Immeldorf aus dem Geschlecht der Herren von Laufamholz dem Kloster Engelthal neben Besitz in Deutenbach eine Mühle in "Genherstorf". 1492 wurde neben der Mühle, die bis dahin wohl eine reine Mahlmühle war, ein Messinghammer mit einem Rad errichtet, der 1540 in einen Kupferhammer umgewandelt wurde.

Bis 1545 erfolgten mit der Errichtung einer Pulvermühle, einer Schleif- und einer Stampfmühle offensichtlich weitere Um- und Anbauten. Im Zweiten Markgrafenkrieg und dann auch im Dreißigjährigen Krieg wurden die Mühlenwerke jedoch völlig zerstört. Nach dem Wiederaufbau umfasste die Gerasmühle 1732 neben der Mahlmühle einen Zainhammer, zwei Schleifmühlen, eine Sägemühle, das Wohnhaus des Müllers, ein Wirtshaus und verschiedene Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Gerasmühle noch einen bis zum Ersten Weltkrieg andauernden wirtschaftlichen Aufschwung, der auch zur Errichtung eines weiteren Hammerwerks, des "Neuwerks", zwischen Gerasmühle und Stein führte.

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© Erich Landsleitner/Altstadtfreunde

Vom Hammerwerk zur Industriesiedlung

Der idyllische Ort, heute ein beliebtes Ausflugsziel, wirkt fast wie ein Museumsdorf: Dort ist die für den Nürnberger Raum typische Entwicklung vom Hammerwerk zur Industriesiedlung – damals waren die Arbeits- und Wohnstätten von Fabrikherren und Arbeitern noch nicht getrennt – zu sehen. Beim Verlassen dieses Ensembles fällt uns das besonders gut erhaltene Haus Gerasmühle Nr. 16 auf: ein ehemaliges Gasthaus, zweigeschossiger Sandsteinbau mit Volutengiebel und schönem Portal (1810).

1954 wurde der Mühlenbetrieb stillgelegt. Die Häuser der Gerasmühle wurden erst 1974 an das Kanalnetz angeschlossen. Unser Weg führt weiter durch die Gerasmühlstraße bis zur Abzweigung am Neuwerk 1. Jetzt gehen wir weiter nach links und kommen zum Freiland-Aquarium und -Terrarium, das von der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg nun schon seit über 80 Jahren unterhalten wird. Öffnungszeiten: Vom 1. Mai bis 30. September samstags und an Sonn- und Feiertagen immer von 9 Uhr bis 18 Uhr. Hier begeistern sich ganz "normale Menschen" für Reptilien und Amphibien und opfern ihre Freizeit zur Pflege der Tiere und der Anlage. Lassen auch wir uns begeistern von dieser Insel der Ruhe. Der Eintritt ist frei, der "Frosch" am Ausgang freut sich über eine Spende.

Wir kehren zum Haus Neuwerk 1 (Scherenschleifer) zurück und kommen weiter zur Rednitz. Beim Überqueren des Steges sind rechts im Fluss Reste der Betriebsstätte im "Neuwerk", der ehemaligen Pulvermühle, zu sehen, die 1940 in die Luft flog und nicht wieder aufgebaut wurde. Wir kommen auf dem links ansteigenden Weg zur Castellstraße, der wir bis Hausnummer 126 folgen, und gelangen in den Faberpark.

Die Geschichte des einstmals gräflichen Anwesens begann 1842 nach dem Erwerb der Äcker bei Stein durch den Bleistiftfabrikanten Lothar von Faber (1817–1896). Der Park entstand in den Jahren 1852/53 und wurde im englischen Landschaftsstil angelegt.

Wandern in Nürnberg: Vom Rednitztal bis in den Faberpark

© Erich Landsleitner/Altstadtfreunde

Mit dem fortschreitenden Generationenwechsel verlor die Parkpflege bei den Eigentümern immer mehr an Bedeutung. Und obwohl seit 1971 unter Landschaftsschutz gestellt, verlangte Mitte der siebziger Jahre Roland von Faber–Castell eine Umwidmung des Parks in Bauland. Wie gut, dass dies am Widerstand der Bevölkerung scheiterte, die darüber hinaus die Öffnung für die Allgemeinheit forderte. Daraufhin kaufte der Staat 1981 zwei Drittel des Geländes und vermachte es den Nürnbergern als Erholungsanlage. Diese großzügige Geste war dem damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß, dem Oberbürgermeister Andreas Urschlechter und Anton Wolfgang von Faber–Castell zu verdanken. Der Stadt verblieb dabei die Verpflichtung, den Park für eine öffentliche Nutzung herzurichten und auf Dauer zu unterhalten.

Besonders sehenswert ist der kleine See mit der Brücke und dem "Rolandsbogen" und das fast versteckt liegende Mausoleum. Vielleicht sagen auch Sie nach unserer Tour: "Bis hierher sind wir ja noch nie gekommen!" Ab Schloss Stein erreichen wir öffentliche Verkehrsmittel und spazieren oder radeln zum Ausgangspunkt in die Eibacher Hauptstraße zurück.

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