Fahrbericht: Toyota Yaris Hybrid

5.2.2021, 13:11 Uhr
Fahrbericht: Toyota Yaris Hybrid

© Hersteller

Wie er aussieht: Sportlich. Die Toyota-typische Extrovertierheit setzt der Yaris weit weniger radikal um als beispielsweise der Crossover CH-R. Polarisierend wirkt der kleine Fünftürer auf sein Publikum daher nicht, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Höchstens die betont ausgestellten hinteren Kotflügel mag der eine Betrachter als muskulös, der andere als plusterbäckig empfinden. Ein echter Gewinn ist die in den höheren Ausstattungsvarianten serienmäßige Zweifarblackierung. Und am Heck kündet ein "Hybrid"-Schriftzug von grünem Charakter.

Mit einer Außenlänge von 3,94 Metern bleibt der Yaris kompakter als die unmittelbaren Konkurrenten VW Polo oder Opel Corsa.

Wie er eingerichtet ist: Nicht wirklich aufregend, aber sachlich, übersichtlich und funktional. Zwei der drei Fahrerdisplays hat Toyota zu klassischen Rundinstrumente camoufliert. Ausstattungsabhängig dient ein bis zu acht Zoll großer Touchscreen als Tor zum Infotainment, mit der Menüführung sind wir schnell klargekommen. Weniger zugänglich wollte sich die Spracherkennung zeigen, verbale Kommunikationsversuche haben wir bald aufgegeben. Ungewöhnlich in dieser Fahrzeugklasse ist das Head-up-Display. Dies umso mehr, als es keine Plexiglasscheibe, sondern tatsächlich die Windschutzscheibe als Projektionsfläche nutzt.

Die dunklen Farben der "Style"-Ausstattung und recht viel Hartplastik kosten Charme-Punkte, auch einige feinporig vernarbte Flächen, schöne Stöffchen an den Türinnenseiten und die bequemen Polster in Teilleder-Ausführung konnten uns da nicht wirklich umstimmen. Nichts nachsagen lässt sich der Yaris indes, was die Verarbeitungsqualität betrifft, sie ist tipptopp.

Fahrbericht: Toyota Yaris Hybrid

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Wie viel Platz er hat: Vorne vermittelt der Yaris ein gutes und komfortables Sitzgefühl, das Cockpit umfängt in durchaus sportlicher Manier. Den körpernah geschnittenen Fond hingegen dürften Passagiere, die dem Kindesalter entwachsen sind, mit einer gewissen Dankbarkeit wieder verlassen. Kein Vorwurf – der Yaris ist nun mal ein Kleinwagen und keine Reiselimousine. Großzügiger dürfte er sich allerdings beim Kofferraumvolumen geben, das mit 286 Litern recht knapp ausfällt. Das Umklappen der Rücksitzlehnen erweitert die Kapazität zwar auf 786 Liter, allerdings beeinträchtigt eine Stufe im Ladeboden die Praktikabilität.

Was ihn antreibt: Hier wird es spannend, denn auch beim Yaris lebt Toyota seine langjährige Expertise als Hybrid-Spezialist aus. Konkret sieht das so aus, dass ein Dreizylinder-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum und 68 kW/92 PS mit einem 59 kW/80 PS starken Elektromotor kooperiert. Insgesamt ergibt sich eine Systemleistung von 85 kW/116 PS. Wichtig zu wissen: Der Yaris Hybrid ist kein (förderfähiger) Plug-in-Hybrid. Seine Lithium-Ionen-Batterie wird somit nicht extern an der Steckdose, sondern per Generator während der Fahrt und beim Bremsen geladen.

Der Elektromotor unterstützt den Benziner beim Beschleunigen, aber auch ein paar Kilometer rein elektrischer Fahrt sind möglich. Der Yaris startet immer im leisen EV-Modus. Zunächst (und bei Außentemperaturen um drei Grad) griff bei unserem Testwagen zwar verhältnismäßig schnell der Verbrenner ein. Im weiteren Verlauf der Fahrt aber nahm er sich gerne eine Auszeit. Vor allem im Stadtverkehr mit seinen niedrigen Geschwindigkeiten und häufigen Ausrollphasen war das der Fall. Und wer das Gaspedal sensibel führt, kommt beim Segeln mit konstanter Geschwindigkeit und über ebene Strecke auch außerorts schon mal ohne den Benziner aus.

Als hilfreiches Instrumentarium erweist sich dabei die Energiefluss-Anzeige. Ansonsten bekommt der Fahrer kaum etwas mit vom Wechselspiel der Antriebe. Eine ebenso unauffällige und obendrein reaktionsschnelle Arbeit leistet die CVT-Automatik, die auch eine Rekuperationsstufe („B“) anbietet. Das berüchtigte Aufheulen beim Beschleunigen verkneift sich der Yaris weitestgehend erfolgreich, laut wird er erst dann, wenn man ihm sehr nachdrücklich die Sporen gibt. Auch die Tonlage des Dreizylinders verharrt in angenehm mäßiger Brummeligkeit.

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Wie er sich fährt: Aufgeweckt und agil. Der Yaris kommt mit flotter Spontanität aus den Startlöchern, für den Standardsprint von 0 auf 100 km/h benötigt er keine zehn Sekunden, als Spitze schafft er 175 km/h. Drei Fahrmodi (Eco, Normal und Power) bestimmen das Wesen des Japaners.  Ein Kurvenkönig ist der Yaris nicht, aber das 1090-kg-Leichtgewicht überzeugt mit harmonischer Fahrwerksabstimmung und flutscht so gelenkig durch den Stadtverkehr, wie es sich für einen Kleinwagen gehört.

Was er verbraucht: Als Norm-Mix gibt Toyota 3,8 bis 4,3 l/100 km an. Das ist ein realistischer Wert. Im Eco-Modus, bei vorausschauend-maßvoller Fahrweise und mit Bedacht auf die elektrischen Möglichkeiten ist die Drei vor dem Komma ohne weiteres drin. Obwohl das Wetter dem Yaris mit Kälte um den Gefrierpunkt begegnete, haben wir auf unserer Sparrunde exakt die 3,8 l geschafft. Im Mix aus innerstädtischem Stop-and-Go, Landstraße und zügiger Autobahnfahrt ermittelten wir 5,1 l/100 km. Auch das ist ein guter Wert. 

Was er bietet: Ungewöhnlich in die Tiefe geht schon beim Basismodell die Sicherheitsausstattung. Neben dem Safety-Sense-Paket, das unter anderem einen Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung und autonomer Notbremsfunktion, einen Fernlicht-Assistenten, einen Spurhalte- und Spurverfolgungsassistenten sowie eine Verkehrszeichenerkennung umfasst, hält sie auch acht Airbags vor, von denen vor allem der Center-Airbag zwischen den Vordersitzen erwähnenswert ist. Die Außenspiegel lassen sich elektrisch einstellen und beheizen. Speziell der Yaris Hybrid bringt ab Werk eine Klimaautomatik mit.

Das Technik-Paket (1350 Euro) beinhaltet beispielsweise das Head-up-Display, den hilfreichen Rückfahrassistenten mit Bremsunterstützung und einen Toter-Winkel-Warner.

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Was er kostet: Ab 19.990 Euro. Unser Testwagen in umfassender "Style"-Ausstattung kam inklusive Extra-Ausstattung wie Sonderlackierung, JBL-Soundsystem und Technik-Paket auf rund 28.000 Euro.

Was wir meinen: Der Toyota Yaris Hybrid ist ein schicker Kleinwagen mit flotten Fahreigenschaften. Vom Honda Jazz Hybrid und vom Renault Clio Hybrid einmal abgesehen, sichert ihm der teilelektrifizierte Antriebsstrang eine Sonderstellung im Segment. Das Zusammenspiel von Verbrenner und E-Motor geht harmonisch vonstatten und beschert Verbrauchswerte, wie man sie sonst vom Diesel kennt. Der Preis ist ambitioniert, rechtfertigt sich aber auch durch die umfangreiche Ausstattung.

Wer auf Hybridantrieb verzichten kann, bekommt den Yaris alternativ als Benziner pur, wahlweise in den Leistungsstufen 53 kW/72 PS (ab 15.790 Euro) und 92 kW/125 PS (ab 18.490 Euro). Oder als extrascharfen GR Yaris mit 192 kW/261 PS, preislich ab 33.200 Euro einsortiert. Und noch 2021 fährt der Kleinwagen auch als City-SUV namens Yaris Cross vor.

Ulla Ellmer

Die Daten des Toyota Yaris Hybrid

VERBRENNUNGSMOTOR: Hubraum 1490 ccm, Zylinder 3, Leistung 68 kW/92 PS, max. Drehmoment 120 Nm bei 3600 - 4800/min. ELEKTROMOTOR: Leistung 59 kW/80 PS, Drehmoment 141 Nm. Systemleistung 85 kW/116 PS. Spitze 175 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 9,7 sec. Normverbrauch WLTP 3,8 – 4,3 l/100 km. Testverbrauch 5,1 l S/100 km, CO2-Emission 87 - 97 g/km, Schadstoffklasse Euro 6 AP, Energie-Effizienzklasse A+. Länge 3,94 m, Breite 1,75 m, Höhe 1,50 m. Kofferraum 286 bis 768 l. Kraftstoff-Tank 36 l. Leergewicht 1090 - 1180 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1615 kg, Anhängelast 450 kg (gebremst), 450 kg (ungebremst). Stufenloses Automatikgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 21 (VK), 21 (TK). Preis ab 19.990 Euro.