Neuer Ceed: Kias Golf strebt an die Spitze

20.6.2018, 14:14 Uhr
Neuer Ceed: Kias Golf strebt an die Spitze

© Hersteller

Wie das mit dem Apostroph war, hat nicht einmal jeder bei Kia kapiert. cee'd? Oder doch c'eed? Mit dem kryptisch gesetzten Häkchen ist es jetzt ebenso vorbei wie mit der Kleinschreibung. In dritter Generation heißt Kias Kompakter einfach Ceed, basta, und dafür dankt nicht nur die über Autos schreibende Zunft.

Wenn man so will, ist der in Europa entworfene und produzierte Ceed der Golf von Kia. Über 1,3 Millionen Mal hat sich der Bruder des Hyundai i30 schon verkauft, damit ist er unterm Strich der Bestseller der Marke, auch wenn ihn zuletzt das SUV Sportage abgehängt hat.

Seit die Koreaner den Stinger im Programm führen, haben sie in sportlicher Hinsicht neues Selbstbewusstsein entwickelt. Vom Design der Sportlimousine habe sich auch der Ceed inspirieren lassen, lässt man wissen; flacher und breiter ist er geworden, zeigt mehr Körperspannung als der Vorgänger, bleibt mit 4,31 Metern Länge aber schön kompakt. Einen Dreitürer gibt es hinkünftig nicht mehr. Ins Gepäckabteil mit der erfreulich niedrigen Ladekante und dem herausnehmbaren Ladeboden passen 395 bis 1291 Liter, das ist mehr als Golf (360 l) oder Astra (370 l) aufzubieten haben. Nur der Peugeot 308 (420 l) schluckt noch mehr weg.

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Unterhaltsamer Partner

Wie sportlich lässt es der Ceed aber auf der Straße angehen? Wir haben es auf den Straßen und Sträßchen entlang der portugiesischen Algarveküste ausprobiert und Kias Kompakten als unterhaltsamen Partner kennengelernt. An Handlingkompetenz und Fahrdynamik hat er spürbar hinzugewonnen, er bereitet Fahrfreude, ohne sich dabei Defizite beim Komfort zu leisten. Furchen im Fahrbahnbelag werden zufriedenstellend ausgebügelt und die in Südeuropa gern in Lauerstellung gebrachten "Sleeping Policemen" lässig ausgefedert.

Wer das DCT-Doppelkupplungsgetriebe wählt, kann außerdem auf einen Sportmodus zurückgreifen - und, erstmals in einem Kia, auf einen Stauassistenten, der den Fahrer im Stop&Go-Verkehr beim Bremsen, Beschleunigen und Lenken unterstützt. Weiteres elektronisches Hilfspersonal warnt beim Verlassen der Spur und vor Frontkollisionen, es erkennt Fußgänger und Verkehrszeichen, managt das Fernlicht und hält automatisch das vorgewählte Tempo.

Die größten Verkaufschancen räumt Kia dem neuen 1,4-l-Turbobenziner mit 140 PS ein, der im 1.4 T-GDI installiert ist und den bislang gebräuchlichen 1,6-l-Sauger ablöst. Keine kraftstrotzend sportliche Maschine, die aber im Alltag durch kultiviertes Gebaren sowie gleichmäßige Leistungsentfaltung überzeugt und sich dabei akustisch schön zurückhält. Schon im unteren Drehzahlbereich ist ausreichend Kraft vorhanden, dennoch sollte man - wenn schnelle Zwischenspurts anstehen - den Griff zum Schalthebel nicht scheuen. In der Spitze rennt der 1.4 T-GDI 210 km/h schnell, den 0-auf-100-Sprint erledigt er in 9,1 Sekunden, als Verbrauchsschnitt gibt Kia 5,9 l/100 km an. Uns meldete der Bordcomputer nach eher verhaltener Fahrt einen Wert von 6,9 l/100 km.

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Doppelkupplungsgetriebe für die stärkeren Motoren

Ein "sehr gut" verdient sich das butterweich und gleichzeitig präzise zu schaltende Sechsganggetriebe, wenngleich das optionale Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT) mit seiner punktgenauen Gangwahl die komfortablere Wahl ist. Für die beiden schwächeren Benziner (1.4-l-Vierzylinder mit 100 PS, Einliter-Dreizylinder mit 120 PS) kommt es als Option allerdings ebensowenig infrage wie für die kleinere 115-PS-Leistungsstufe des 1,6-l-Vierzylinder-Diesels. Bestellbar ist es dagegen für den drehfreudigen 136-PS-Selbstzünder, dem Kia eine Topspeed von 200 km/h, ein Sprintvermögen (0 - 100 km/h) von 9,9 Sekunden und einen Durchschnittsverbrauch von 4,3 l/100 km attestiert.

Euro 6d-Temp obligatorisch

Alle angebotenen Motoren erfüllen Euro 6d-Temp, den Dieseln hilft hier SCR-Abgasnachbehandlung, den Benzinern ein Ottopartikelfilter (OPF). Kia kündigt an, bis September die komplette Modellpalette auf die strenge Schadstoffnorm umzustellen.

Hochwertig solide fühlt und sieht sich der Ceed im Innenraum an, das griffige Lenkrad liegt gut zur Hand, die verbauten Materialien wirken wertig. Das intuitiv bedienbare Infotainment transportiert seine Botschaften über einen Sieben-Zoll-Touchscreen mit brillanter Auflösung; dass Apple CarPlay und Android Auto das Smartphone ins Dasein an Bord einbinden, ist heutzutage weitestgehend verbreiteter Standard.

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Preislich legt der Ceed bei 15.990 Euro los, dafür gibt es das Einstiegsmodell "Attract" mit Audiosystem und Fünf-Zoll-Display, Bluetooth-Freisprechen, Tempomat und Dämmerungssensor. Bei "Edition 7" (ab 17.990 Euro) kommen Klimaanlage und 16-Zöller hinzu. Die feinste der fünf Ausstattungsvarianten heißt "Platinum" (ab 20.190 Euro) und umfasst unter anderem Navi, JBL-Premium-Soundystem, Ledersitze und Sitzventilation vorn. Der 1.4 T-GDI kommt auf mindestens 22.090 Euro, den Diesel-Ceed gibt es ab 21.490 Euro. Eine Siebenjahres-Garantie ist jeweils inbegriffen.

Wenn der Ceed Ende Juni in den Handel kommt, so ist seine Geschichte aber noch nicht auserzählt. Im Herbst folgt der Kombi "SW" nach, und zum Jahresende fährt der bildschöne und auf der IAA im vergangenen September präsentierte Shooting-Brake "Proceed" vor. Für 2019 hat Kia einen Mildhybrid-Ceed mit 48-Volt-Technik angekündigt, auch ein volldigitales Cockpit soll dann verfügbar sein. Das dürfte genügen, um den Sportage wieder auf den zweiten Platz in der Beliebtheitsskala zu verweisen.

Ulla Ellmer

Kia Ceed in Kürze:

Wann er kommt: Marktstart am 30. Juni 2018

Wen er ins Visier nimmt: VW Golf, Opel Astra, Ford Focus, Hyundai i30, Peugeot 308, Fiat Tipo & Co.

Was ihn antreibt: Drei- und Vierzylinder-Benziner mit 100, 120 und 140 PS, Vierzylinder-Diesel mit 115 und 136 PS

Was er kostet: Ab 15.990 Euro

Was noch kommt: Der Kombi "SW" und der Shooting Brake "Proceed". 2019 ein Mildhybrid mit 48-Volt-Technik und ein volldigitales Cockpit.

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