Porsche Taycan: Spannend auch mit Heckantrieb

8.2.2021, 20:58 Uhr
Porsche Taycan: Spannend auch mit Heckantrieb

© Hersteller

Auch ein Sportwagenhersteller wie Porsche braucht ein Einstiegsmodell. Zumal dann, wenn bereits einer wie der Taycan 4S schlappe 106.487 Euro kostet. Auf diesen Preis kommt nämlich die bisher günstigste Version des rein elektrisch angetriebenen Renners. Um diese Konditionen etwas verträglicher zu gestalten,  schieben die Zuffenhausener ab Mitte März eine schlicht "Taycan" genannte Variante nach. Mit 83.520 Euro bleibt der neue Hecktriebler fast 23.000 Euro unter dem 4S. Und reiht sich als viertes Familienmitglied hinter den stärkeren und üppiger ausgestatteten Allrad-Versionen Taycan 4S, Taycan Turbo und Taycan Turbo S ein.

Mit Lift-Funktion

Im Gegensatz zum Einsteiger werden der 4S und die turbogeladenen Modelle nicht nur über alle vier Räder angetrieben, sondern verfügen serienmäßig über eine adaptive Luftfederung. Beim Basis-Taycan kann der Kunde diese Luftfederung optional anstelle des Stahlfahrwerks ordern. Mit an Bord ist dann auch eine (kürzlich in der gesamten Baureihe eingeführte) Lift-Funktion, die hohe Schwellen oder schwierige Garagenauffahrten meistert.

Wie erste Fahrten im Raum Stuttgart zeigten, sollten Kunden auf das Komfort-Extra Luftfederung nicht verzichten. Selbst auf widrigen Asphaltstrecken liegt der neue Taycan mit seinem tiefen Schwerpunkt ausgezeichnet auf der Straße, gibt sich in Kurven (trotz seiner Länge) äußerst agil. Bis in einen weiten Grenzbereich hinein ist er gut kontrollierbar, wozu auch die exakte Lenkung beiträgt. Den für dieses Modell nicht angebotenen Allradantrieb haben wir selbst auf leicht verschneiten Passagen in der Ebene nicht vermisst. 

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Das neue Einstiegsmodell wird somit über die Hinterräder angetrieben und ist in zwei Akkugrößen erhältlich. Mit der Performance-Batterie erbringt der Taycan eine Systemleistung von 300 kW/408 PS, in der Performance-Plus-Version sind es 350 kW/476 PS, jeweils im Overboost bei Launch Control. Die Nennleistung gibt der schwäbische Autobauer mit 326 beziehungsweise 380 PS an. Während die Allradmodelle mit zwei Elektromotoren arbeiten, nutzt das Basismodell nur einen, an der Hinterachse installierten. Allen Varianten gemeinsam ist jedoch Zweiganggetriebe. 

Aufgewertete Ausstattung

Porsche liefert den 4,96 Meter langen Taycan als Viertürer und Viersitzer, wobei auf Wunsch statt der zwei ausgeformten Rücksitze auch eine Dreier-Bank erhältlich ist, zum Beispiel für die größere Familie. Insgesamt wird im Modelljahr 2021 die Serienausstattung aufgewertet: Digital-Radio und Apple-Podcasts als eigene Medienquelle gehören beispielsweise dazu. Zum umfangreichen Serien-Equipment des Einstiegsmodells zählen LED-Hauptscheinwerfer, eine verbesserte Zwei-Zonen-Klimaanlage, ein multifunktionales Sportlenkrad, Teillederbezüge und achtfach verstellbare Komfortsitze - um nur einige  Details zu nennen.

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Im Innenraum übertragen die Designer klassische Elemente in die digitale Welt. Siehe Armaturentafel: In einem breiten Glasband werden das 10,9 Zoll große Zentraldisplay und ein weiterer, optionaler Bildschirm für den Beifahrer zusammengefasst. Neben Lederbezügen und dem mit Olivenblättern gegerbten Clubleder steht erstmals eine lederfreie Ausstattung zur Auswahl. Selbst beim Konzept der Klimaanlage sei auf Nachhaltigkeit geachtet worden, wie Porsche betont, ebenso bei der Produktion im extra für den Taycan gebauten Werk in Stuttgart-Zuffenhausen.

Die Sicht nach hinten wird durch die Coupé-Linie zwar eingeschränkt, doch beim Rangieren und rückwärtigen Einparken helfen Piepser und Kamera. Das hintere Gepäckabteil der Sportlimousine stellt 407 Litern Fassungsvermögen bereit, zusätzlich gibt es vorne einen "Frunk", der 84 Liter aufnimmt.

800 Volt Systemspannung

Als erstes Serienfahrzeug hat der Taycan mit dem Performance-Plus-Akku (93,4 kWh) eine Systemspannung von 800 Volt. Die Performance-Variante begnügt sich mit einer Kapazität von 79,2 kWh. Gleichstrom verarbeitet der Taycan bis 225 kW, als Performance Plus nimmt er sogar bis 270 kW. Noch sind die entsprechenden Turbocharger-Ladesäulen freilich rar.

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Beim Einstiegsmodell schnellt die Tachonadel fast so schnell auf die 100er-Marke wie beim Taycan 4S, aber keineswegs so rasant wie beim Turbo S, der auch den unmittelbaren Mitbewerber Tesla Model S abhängt. Statt atemberaubender 2,8 Sekunden von Null auf 100 braucht der Einstiegsstromer immerhin 5,4 Sekunden. Dennoch können sich die Werte mehr als sehen lassen, auch die Spitze von 230 km/h.

Die hervorragenden Fahrleistungen sind freilich auch durch das verhältnismäßig geringe Leergewicht bedingt. Während der Taycan Turbo S an der 2200-Kilo-Marke knabbert, beschränkt sich das Einstiegsmodell auf 2050 Kilo. Um das Gewicht trotz der schweren Batterie niedrig zu halten, setzen die Porsche-Techniker überall dort auf Leichtbau, wo es sinnvoll ist, zum Beispiel beim Alu-Rahmen der tief positionierten Unterbodenbatterie.

431 Kilometer mit einer Akkuladung

Nach der wirklichkeitsnahen WLTP-Norm wird die Reichweite des neuen Taycan-Einstiegsmodells je nach Fahrweise, Klima und Topographie mit 354 bis 431 Kilometern angegeben, die Performance-Plus-Version kommt im Durchschnitt rund 50 Kilometer weiter. Der Stromverbrauch beläuft sich bei der Basisversion genormt auf 20,4 bis 24,8 kWh pro 100 Kilometer. Auf unseren Fahrten erwies sich die Angabe der jeweiligen Rest-Reichweite bei entspannter Fahrweise als sehr realitätsnah.

Insgesamt braucht der Kunde beim Einstiegs-Taycan kaum Abstriche zu machen: Er kann auf die Porsche-typischen Stärken wie Beschleunigung, Durchzug und dauerhaft verfügbare Leistung setzen. Auch auf ein umfangreiches Fahrer-Assistenzprogramm braucht kein Käufer zu verzichten. So warnt beispielsweise ein spezielles System (RECAS) den nachfolgenden Verkehr aktiv vor einer drohenden Auffahrkollision.

 

Schon seit dem jährlichen Update profitiert die gesamte Taycan-Familie von Neuerungen: So sind Fahrzeugfunktionen ("Functions on Demand /FOD"), wie die Aktivierung der aktiven Spurführung oder die spezielle Abstimmung der Servolenkung Plus, flexibel buchbar. Sie werden dann "Over-the-Air" (Online) im Auto ohne Werkstattbesuch installiert.

Neu sind auch das farbige Head-up-Display und ein On-Bord-Ladegerät mit einer Leistung von bis zu 22 kW. Zudem erlaubt jetzt eine weitere Funktion an öffentlichen Ladesäulen das bequeme Laden und Bezahlen ohne Karte oder App. Der Taycan kommuniziert dann mit der "Plug & Charge"-fähigen Ladestation. Liegt ein entsprechender Vertrag vor (unter anderem vom Porsche-Ladeservice), erfolgt dann das Laden und Bezahlen automatisch.

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In Zuffenhausen heißt es, dass der Taycan erfolgreich ins vollelektrische Zeitalter gestartet ist und verweist auf die knapp über 20.000 weltweit an Kunden ausgelieferten Einheiten. Als Hauptabsatzmärkte werden Deutschland, USA, Großbritannien und China genannt, aber auch in Norwegen haben sich besondere Verkaufszuwächse ergeben: In dem nordischen Land trägt der Taycan aktuell rund 70 Prozent aller Porsche-Zulassungen.

Wer ausdauernd dem Querdrift frönen will, mag am Steuer des neuen Hecktrieblers vielleicht ein Knacken des Guiness-Weltrekords anstreben: Er steht bei 42 Kilometern – nonstop.

Ingo Reuss    

Porsche Taycan in Kürze:

Wann er kommt: Ab Mitte März 2021

Wen er ins Visier nimmt: Tesla Model S, Audi e-tron GT

Was ihn antreibt: Elektroantrieb mit 300 kW/408 PS oder 350 kW/476 PS

Was er kostet: Performance-Variante ab 83.520 Euro. Performance-Plus-Aufpreis 5724 Euro.