Renault Twingo Electric: Besser mit Strom

9.11.2020, 15:32 Uhr
Renault Twingo Electric: Besser mit Strom

© Hersteller

Auf dem Elektrotrip ist Renault schon lange. Mit dem Fluence führten die Franzosen bereits 2012 eine elektrische Stufenhecklimousine im Programm. Und der kleine Kompakte Zoe hat es im Oktober als erstes Elektroauto überhaupt geschafft, sich in den Top Ten der deutschen Zulassungshitliste zu platzieren.

Jetzt wird auch der Junior im Modellportfolio elektrifziert. Der Twingo zieht somit gleich mit seinem Plattform Bruder Smart EQ forfour. Dabei sind allerdings zwei Unterschiede erwähnenswert. Anders als den Smart wird es den Twingo auch weiterhin mit Dreizylinder-Benzinern geben. Vor allem aber lenkt Renault das Augenmerk auf die Akkuleistung: Während sich der Smart auf bescheidene 17,6 kWh beschränkt, kann der Twingo Electric auf 21,4 kWh zurückgreifen.

Alltagstaugliche Reichweiten

Daraus resultieren deutlich alltagstauglichere Reichweiten. Im WLTP-Mix schafft der Elektro-Twingo 190 Kilometer, speziell in der Stadt – wo langsamer gefahren und besonders effektiv rekuperiert wird – sollen 270 Kilometer möglich sein.

Auch darüber hinaus lässt es sich mit dem Aktionsradius noch spielen: Da ist zum einen die "Eco"-Taste auf der Mittelkonsole, mittels der Leistungsabgabe und Höchstgeschwindigkeit gedrosselt werden – eine Maßnahme, welche die WLTP-Reichweite auf 225 Kilometer steigert. Zudem stehen im "B-Modus" drei Rekuperationsstufen zur Wahl, deren höchste das sogenannte One-Pedal-Driving ermöglicht. Der Kenner weiß, was damit gemeint ist: Wenn das Fahrpedal gelupft wird, steigert sich die Verzögerungswirkung in einem Maße, dass das Fahrzeug – beispielsweise beim Zurollen auf eine Ampel - auch ohne Betätigung der Bremse zum Stehen kommt. Der Elektromotor übernimmt die Funktion eines Generators, der mit der zurückgewonnenen Energie den Akku speist.

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Eine erste Testfahrt führt erstens zur Erkenntnis, dass die Reichweiten-Versprechen keine leeren sind. Und ergibt zweitens, dass das Stadtmobil auch ein Spaßmobil ist. Der im Heck verbaute E-Motor mit seinen 65 kW/82 PS ist ein Muntermacher; aufgeweckt und antrittsschnell flinkwieselt der Twingo Electric durch die City und wird auch über Land oder auf der Autobahn keineswegs zum Verkehrshindernis. In 4,2 Sekunden flitzt der kleine Stromer aus dem Stand auf 100 km/h, in der Spitze erreicht er 135 km/h, dann regelt die Elektronik ab.

Nominell nennt Renault einen Stromverbrauch von 16,3 bis 16,0 kWh/100 km, auf unserer Ausfahrt haben wir dies unterboten und sind auf 15,6 kWh gekommen.

Gewinnt durch Elektroantrieb

Der Elektroantrieb ist als echter Gewinn für den kleinen Franzosen zu verbuchen, schon allein des Komfortgewinns wegen, der sich durch das leise Vorankommen und die Automatik ergibt. Wendig wuselt der 3,62 Meter kurze und 1168 Kilogramm leichtgewichtige Fünftürer sowieso von Spur zu Spur, sein Wendekreis beträgt dank Heckantrieb gerade einmal 8,6 Meter.

Gleichstrom-Schnellladen (DC) beherrscht der Twingo Electric nicht. "Nicht nötig", sagt Alexander Albrecht, Leiter Produktmarketing bei Renault Deutschland, und verweist auf die effektiven Möglichkeiten zum Wechselstrom-Fassen. Die Wallbox oder öffentliche Ladesäule zapft der Twingo mit 22 kW an, eine halbe Stunde reicht dann, um die Reserven für weitere 80 Kilometer Fahrstrecke aufzufüllen. Nach einer Stunde ist der Akku auf 84 Prozent seiner Ladeleistung gebracht, Volltanken dauert eineinhalb Stunden.

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Die meisten AC-Stationen gehören freilich zur Kategorie "11 kW", entsprechend verdoppeln sich hier die Ladezeiten. Andocken an der Haushaltssteckdose ist möglich, allerdings nimmt der komplette Ladeprozess dann 15 Stunden in Anspruch.

Bei der Suche nach Ladestationen hilft (ausstattungsabhängig) das Online-Multimediasystem "Easy Link" mit 7-Zoll-Touchscreen und einer auf die Anforderungen von Elektrofahrzeugen zugeschnittenen Navigation.

Keine Einbußen beim Platz

Der viersitzige Twingo Electric nutzt die gleiche Plattform wie die Verbrenner-Versionen, von Anfang an ist sie für Elektromobilität vorbereitet worden. Weil die wassergekühlte Batterie unter dem Fahrer- und Beifahrersitz untergebracht ist, leiden die (kleinwagentypischen) Platzverhältnisse nicht, auch das Kofferraumvolumen (219 bis 980 Liter) erfährt keine Einschränkungen.

Der Twingo ist kein Vertreter der Premium-Klasse, entsprechend schlicht fällt die Materialauswahl aus. Insgesamt aber haben die Innenraum-Designer ein helles, funktionales Interieur mit stilsicherem Schick geschaffen.

Basismodell folgt

Der Twingo Electric ist bereits seit September bestellbar, zunächst als großzügig ausgestattetes Launch-Modell "Vibes", das unter anderem das Multimediasystem "Easy Link", Klimaautomatik, Einparkhilfe hinten mit Rückfahrkamera, Sitzheizung vorn sowie Licht- und Regensensor mitbringt. Das schlägt mit 25.666 Euro zu Buche, abzüglich des von Renault auf 10.000 Euro aufgestockten Elektro-Bonus muss der Käufer noch 15.666 Euro überweisen. Andere Ausstattungsvarianten folgen zum Jahreswechsel. Noch unklar bleibt, wann das Einstiegsmodell kommt, das nur gut 20.000 Euro kosten soll.

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Die Batterie ist im Preis übrigens schon enthalten. Dem markentypischen Miet-Modell hat Renault hier abgeschworen, auch der Zoe soll bis Ende 2021 entsprechend angepasst werden. "Am Anfang hat beim Kunden halt immer ein bisschen Angst um die Lebensdauer des Akkus mitgeschwungen", meint Alexander Albrecht. Das habe sich aber längst geändert, zumal es auf die Batterie beruhigende acht Jahre Garantie gibt.

Mit langen Lieferfristen soll der neue Stromer keine Probleme haben: Wer jetzt bestelle, sagt Albrecht, könne seinen Twingo Electric noch unterm Weihnachtsbaum vorfinden.

Ulla Ellmer

Renault Twingo Electric in Kürze:   

Wann er kommt: Ist seit September bestellbar

Wen er ins Visier nimmt: Smart EQ forfour, VW e-up, Seat Mii electric, Skoda Citigo iV, Fiat 500e

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 65 kW/82 PS

Was er kostet: Ab 25.666 Euro, abzüglich Elektrobonus 15.666 Euro

Was noch folgt: Einfachere Ausstattungsvarianten, Basismodell