Skoda Scala im Fahrbericht: Mehr Kombi als Kompakter

23.1.2020, 18:55 Uhr
Skoda Scala im Fahrbericht: Mehr Kombi als Kompakter

© Hersteller

Wie er aussieht: "Scala" ist das lateinische Wort für "Treppe", und eben diese will der tschechische Kompakte ein paar Stufen hinaufklettern. Der Scala beerbt den eher glücklosen Skoda Rapid, strebt aber eine ungleich erfolgreiche Karriere an. Die MQB-A0-Plattform teilt er sich unter anderem mit dem VW Polo, mit 4,36 Metern Länge übertrifft er jedoch sogar den neuen Golf um etwa acht Zentimeter. Wie es bei Skoda Brauch ist, haben die Designer nicht herumgekünstelt, sondern dem Scala ein sachlich-klares, aber keineswegs langweiliges Blechkleid auf den fünftürigen Leib geschneidert. Insgesamt sieht das eher nach Kombi als nach Kompaktwagen aus. Besonders schick kommt der Scala mit der optionalen, nach oben verlängerten Heckscheibe und dem gleichfalls aufpreispflichtigen Panoramaglasdach rüber.

Wie er eingerichtet ist: Mit den Autos aus dem Volkswagen-Konzern ist es so eine Sache: Man setzt sich rein, sieht sich um – und stellt fest, dass einfach alles passt. Der Scala bildet hier keine Ausnahme. Gut – die eine oder andere Hartplastik-Oberfläche dokumentiert, dass der Golf in Sachen Premium halt doch eine Hausnummer voraus ist. Ansonsten aber: Bequeme Sitze, übersichtlich durchstrukturierter Armaturenträger, tadellose Ergonomie.

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Gegen Aufpreis gibt es das frei konfigurierbare "Virtual Cockpit" mit 10,25-Zoll-Display, der Bildschirm auf der Mittelkonsole misst je nach Infotainment-Kategorie bis zu 9,2 Zoll. Mit Benutzeroberfläche und Menüführung sind auch ungeübte Probanden nicht überfordert. Unser Testwagen verzichtete auf ein fest installiertes Navi, beim mittleren Infotainment „Bolero“ mit 8-Zoll-Monitor übernimmt das Smartphone die Wegführung, dank optionalem „SmartLink+“ übrigens auch drahtlos. Eine kostengünstige Lösung, die vor allem jüngere Autokäufer gern wählen. Allerdings stehen nur USB-C-Anschlüsse zur Verfügung (vorne zwei an der Zahl), für ältere Geräte benötigt man also einen Adapter.

Dank einer serienmäßig eingebauten eSIM, die per LTE eine Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung herstellt, ist der Scala auch ohne Smartphone stets online.

Wie viel Platz er hat: Am Raum hat Skoda noch nie geknausert, und auch der Scala ist kein enger Kasten. Dem langen Radstand (2,65 Meter) verdanken vor allem die Fondpassagiere klassenunüblich fürstliche Platzverhältnisse. Größere Zeitgenossen über 1,90 Meter Körpergröße müssen allerdings damit rechnen, mit der abfallenden Dachlinie in Berührung zu kommen. Was den üppigen Kofferraum (467 bis 1410 Liter) betrifft, so ist der Scala auch hier eher Kombi statt herkömmlicher Kompakter. Praktisch, aber aufpreisträchtig: Der doppelte Ladeboden und die umklappbare Beifahrersitzlehne, welche die Mitnahme von überlangem Transportgut möglich macht.

Was ihn antreibt: Der 110 PS/150 PS starke 1,5 TSI mit Zylinderabschaltung ist der Top-Benziner im Scala-Programm. In 8,2 Sekunden treibt er den 1265 kg  leichten Kompakten auf 100 km/h, als Topspeed werden 219 km/h vorgelegt. Akustische Auffälligkeiten verkneift sich der Vierzylinder-Turbo erfolgreich, den kernigen Sound haben wir als so gewolltes und angenehmes Arbeitsgeräusch wahrgenommen. Kultiviert benimmt sich der 1,5 TSI, zudem überzeugt sein Wesen mit beherztem Antritt und elastischer Betriebsamkeit.

Skoda Scala im Fahrbericht: Mehr Kombi als Kompakter

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Das 7-G-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis 1800 Euro) schaltet schnell und präzise, aber auch früh. Hier muss der Kunde wissen, was ihm wichtiger ist – entspanntes Cruisen oder Sporteln. In letzterem Fall ist die manuelle Sechsgang-Schaltung wohl die bessere Wahl.

Wie er sich fährt: Prima. Der Scala erfreut sich einer eher straffen Fahrwerksabstimmung, das macht auf kurvigem Geläuf durchaus sportliche Unternehmungen möglich. Andererseits fühlten wir uns komforttechnisch niemals unterversorgt, der Kompaktwagen hält feinfühlig die Balance zwischen beiden Welten. Die leichtgängige Lenkung arbeitet ausreichend direkt, auch hier wird nur das engagierte Sportlerherz eine präzisere Arbeitsweise anmahnen.

Was er verbraucht: Nach Norm 5,0 l S/100 km. Auf unserer Verbrauchsrunde ermittelten wir 6,0 l/100 km.

Skoda Scala im Fahrbericht: Mehr Kombi als Kompakter

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Was er bietet: Der 1,5 TSI steht ab der zweiten von vier Ausstattungslinien (Active, Ambition, Style, Monte Carlo) zur Verfügung. Dafür gibt es eine umfangreiche Grundversorgung mit Teil-LED-Hauptscheinwerfern, Klimaanlage, elektrisch einstell- und beheizbaren Außenspiegeln, dem einfachsten Infotainment "Swing", Freisprecheinrichtung, Tempomat und Alurädern. Der höher positionierte "Style" rechtfertigt sein Aufgeld mit Zwei-Zonen-Klimaautomatik, digitalem Radioempfang, SmartLink-Anbindung des Smartphones, dem mittleren Infotainment "Bolero", ferner mit Sitzheizung, schlüssellosem Start-Stopp-System und 17-Zoll-Alurädern.

Was er kostet: Als "Ambition" ab 23.750 Euro, als "Style" ab 25.550 Euro.

Was wir meinen: Mit dem Scala ist Skoda ein sehr guter Vertreter in der Kompaktklasse gelungen. Der Rapid-Nachfolger überzeugt mit geradezu sensationellem Platzangebot, modernen Assistenz- und Infotainmentsystemen sowie mit prima Fahreigenschaften. Solche Leistungen lässt sich Skoda freilich auch bezahlen. Der Scala kommt zwar immer noch eine Ecke günstiger als ein vergleichbarer Golf, als Discountangebot kann er aber nicht durchgehen.

Ulla Ellmer

Die Daten des Skoda Scala 1,5 TSI DSG

Hubraum 1498 ccm, Zylinder 4, Leistung 110 kW/150 PS bei 5000 U/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1500 U/min, Spitze 219 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,2 sec, Normverbrauch innerorts 6,4, außerorts 4,2, kombiniert 5,0 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,0 l S/100 km, CO2-Emission 113 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,36 m, Breite 1,79 m, Höhe 1,46 m, Kofferraum 467 bis 1410 l, Kraftstoff-Tank 50 l, Leergewicht 1265 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1815 kg, Zuladung 550 kg, Anhängelast 1250 kg (gebremst), 620 kg (ungebremst). 7-G-DSG, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 15 (KH), 19 (TK), 18 (VK). Preis ab 25.550 Euro, mit manuellem Sechsgang-Getriebe ab 23.750 Euro.

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