VW Polo: Mini-Golf statt Kleinwagen

12.3.2018, 18:07 Uhr
VW Polo: Mini-Golf statt Kleinwagen

© Hersteller

Wie er aussieht: Optisch ist der Polo kein Feger, auch wenn er in sechster Generation eine sportlich coupehafte Linienführung pflegt. Der Mangel an Hipness stört aber nur diejenigen, die ausschließlich Modisches cool finden. Man kann es auch anders sehen und den sachlichen Aufzug als zeitlos clean einordnen.

Wie er eingerichtet ist: Ähnlich sachlich, wie es der äußere Eindruck schon vermuten lässt. Gimmicks wie lemongrüne Gurte oder sonstigen verspielten Zierrat sucht man vergeblich, rundweg funktionell geht es zu, Volkswagen halt. Kennt man einen VW, kennt man alle. Das Cockpit zeigt sich leicht fahrerorientiert angeordnet, die Bedienung folgt den vertraut intuitiven Wegen. Als Tribut an den Zeitgeist lässt sich der Armaturenträger zumindest bunt verbrämen. Edel wirkt die breite Front der verglasten Instrumentierung mit einem großen (aufpreispflichtigen) Touchscreen, über den sich die multimedialen Welten des Infotainments ansteuern lassen, was mit der Zeit aber unschöne Fingerspuren auf dem Bildschirm hinterlässt. Nicht nur die grauen Wölfe unter den Fahrern empfinden es als löblich, dass der Polo noch ein paar klassische Drehknöpfe aufbietet, die sich im Sinne der Sicherheit auch ohne Blickkontakt bedienen lassen. Erwartungsgemäß tipptopp fällt die Verarbeitungsqualität aus.

VW Polo: Mini-Golf statt Kleinwagen

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Wie viel Platz er hat: Dass der Radstand im Vorgängervergleich um fast zehn Zentimeter gewachsen ist, schlägt sich in einem ziemlich guten Platzangebot nieder, wenngleich es für die Hinterbänkler etwas knapper zugeht. Ein Raumtransporter will der Polo freilich auch nicht sein. Indes: Eine verschiebbare Rückbank hätten wir ganz gern gesehen. So beschränkt sich die Variabilität des 351 bis 1125 Liter großen Kofferraums auf das Umlegen der asymmetrisch teilbaren Rücksitzlehne.

Was ihn antreibt: Downsizing heißt nicht nur beim Polo das Gebot der Stunde, und so sind dem aufgeladenen Direkteinspritzer-Benziner im 1.0 TSI drei Zylinder und schmale 999 ccm Hubraum genug. 70 kW/95 PS leistet das Triebwerk - große Sprünge lassen sich damit nicht machen. Die Kraftentfaltung fällt eher mäßig aus, wer nicht gerade auf die sportliche Tour setzt, wird dennoch zufrieden sein. Der Spurt von 0 auf 100 währt 10,8 Sekunden, der maximale Vortrieb stellt sich bei 187 km/h ein. Harmonisch funktioniert indes die Kooperation mit dem empfehlenswerten 7-G-DSG (Aufpreis zum manuellen 5-G-Getriebe 1.500 Euro), und im Vergleich zu anderen Dreiendern weiß sich der kleine TSI das typische Schnattern seiner Gattung erstaunlich erfolgreich zu verkneifen.

Wie er sich fährt: Mustergültig solide. Die Lenkung spricht direkt an und vermittelt gute Rückmeldung, auch bei - sofern es der kleine Dreizylinder zulässt - ambitionierter Kurvenfahrt gerät der Wolfsburger nicht aus der Fassung und vermittelt Vertrauen in seine Nehmerqualitäten. Dass die Fahrwerksingenieure ihr Augenmerk eher auf Komfort denn auf straffe Sportlichkeit gelegt haben, entspricht dem Zeitgeist und wird als angenehm empfunden.

VW Polo: Mini-Golf statt Kleinwagen

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Was er verbraucht: Der Spritkonsum spricht nur begrenzt für den Polo 1.0 TSI: 4,7 l/100 km verfrühstückt er nach Norm, mit 6,3 l/100 km wollte unser Testwagen gefüttert werden.

Was er bietet: Der 95 PS starke 1.0 TSI ist erst ab Comfortline-Level erhältlich. Zum Lieferumfang gehören dann neben Müdigkeitserkennung, Start-Stopp-System, Zentralverriegelung und elektrischen Fensterhebern (alles Features aus dem Basismodell Trendline) noch Klimaanlage, Radio und Müdigkeitserkennung. Beim Topmodell Highline addieren sich unter anderem eine geteilt umklappbare Rücksitzbank, Aluräder, Sitzheizung und elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel dazu. Da bleibt noch genug anzukreuzen in der Aufpreisliste, vom DSG und vielerlei Assistenzsystemen über die Rückfahrkamera bis hin zum LTE-Stick oder dem Infotainment mit Navi.

Was er kostet: Als Comfortline ab 17.200 Euro, als Highline ab 18.000 Euro.

Was wir meinen: Zusammen mit seinem Seat-Bruder Ibiza setzt der VW Polo im - sogenannten - Kleinwagensegment nach wie vor die Benchmark. Nach wie vor lässt er sich das aber auch ehrgeizig bezahlen.

Ulla Ellmer

Die Daten des VW Polo 1.0 TSI

Hubraum 999 ccm, Zylinder 3, Leistung 70 kW/95 PS bei 5.000 - 5.500/min, max. Drehmoment 175 Nm bei 2.000 - 3.500/min, Spitze 187 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 10,8 sec, Normverbrauch innerorts 5,8, außerorts 4,1, kombiniert 4,7 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,3 l S/100 km, CO2-Emission 107 g/km, Schadstoffklasse Euro 6, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,05 m, Breite 1,75 m ohne, 1,96 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,46 m, Kofferraum 351 bis 11125 l, Leergewicht 1.145 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1.610 kg, Zuladung 423 kg. 7-G-DSG, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 13 (HP), 17 (TK), 16 (VK). Preis ab 17.200 Euro (5-Gang-Getriebe) bzw. ab 18.700 Euro (7-G-DSG).

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