Leibniz - einer, der noch alles wusste

8.11.2016, 19:01 Uhr
Leibniz - einer, der noch alles wusste

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Bescheiden war er nicht. Gottfried Wilhelm Leibniz soll über sich selbst gesagt haben: „Beim Erwachen habe ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreicht, um sie alle niederzuschreiben.“ Er durfte sich auch ruhig etwas einbilden, schließlich kannte er sich in so ziemlich allem aus. Im 17. Jahrhundert prägte er die Wissenschaft in Mathematik, Jura, Biologie Philosophie, Religion, Paläontologie, Linguistik, Metaphysik, Psychologie, Geschichte und vielem mehr.

„Dieser Mann hat allein Deutschland so viel Ruhm gebracht, wie Platon, Aristoteles und Archimedes zusammen Griechenland“, schreibt der französische Schriftsteller Denis Diderot 1765 in der „Encyclopédie“, dem berühmten Werk der Aufklärung und französischen Revolution.

Leibniz kam am 1. Juli 1646 in Leipzig als Sohn eines Professors zur Welt. Er studierte in Leipzig und Jena und promovierte an der Universität Altdorf bei Nürnberg sowohl in Kirchen- als auch Zivilrecht — mit einer Doktorarbeit über ungewöhnliche Kriminalfälle. Heute werben Universitäten damit, wie fächerübergreifend ihre Professoren forschen. Für Leibniz war das selbstverständlich. Er sah die Wissenschaft als großes Ganzes an. Heute würde einer wie er wahrscheinlich die Online-Enzyklopädie Wikipedia erfinden und alleine vollschreiben. Leibniz sorgte sein Leben lang unermüdlich dafür, sein Wissen und das der Welt zu erweitern.

Leibniz - einer, der noch alles wusste

Dazu gehörte auch die Erfindung einer Rechenmaschine, mit der er lästige Routineaufgaben loswerden wollte: Sie konnte addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Der Universalgelehrte war der Meinung: „Es ist unwürdig, die Zeit von hervorragenden Leuten mit knechtischen Rechenarbeiten zu verschwenden, weil beim Einsatz einer Maschine auch der Einfältigste die Ergebnisse sicher hinschreiben kann.“ 1673 präsentierte er seine mechanische Apparatur vor der britischen Akademie der Wissenschaften – in Deutschland wurde ein solches Gremium erst 1700 gegründet, mit Leibniz als erstem Vorsitzenden.

Das Prinzip seiner Rechenmaschine blieb 200 Jahre lang unangefochten – und bringt Leibniz in eine Reihe mit Computerpionieren wie Alan Turing und Konrad Zuse. Das Cauchy-Forum-Nürnberg, das Interdisziplinäre Forum für Mathematik und ihre Grenzgebiete, stellt sie nacheinander in „Die Welt der Bits und Bytes – Leitfossilien der Computer- und Informationstechnik“ vor, präsentiert von der Nürnberger Zeitung. Heute Abend spricht Volker Peckhaus, Professor für Wissenschaftstheorie und Philosophie der Technik an der Universität Paderborn, im Nürnberger Planetarium über Leibniz’ Ideen.

Die Welt der Bits und Bytes.

Die Welt der Bits und Bytes. © Foto: dpa

Leibniz entwickelte eine universelle Zeichenlehre, um menschliche Denkprozesse auf Maschinen zu übertragen. Dabei dachte er als Erster digital: Er erfand das Binärsystem aus Nullen und Einsen und damit schon lange vor ihrer Zeit die Grundlage moderner Computer. Der Butterkeks aus Hannover ist übrigens nach Leibniz genannt, weil es zur Zeit seiner Markteinführung 1891 gerade „in“ war, Nahrungsmittel nach berühmten Personen zu benennen, wie den Bismarckhering, Schillerlocken und Mozartkugeln.

Leibniz lebte und arbeitete von 1676 bis zu seinem Tod in Hannover. Auf seinem Sarg ist eine Eins in einer Null angebracht und die lateinische Inschrift „Alles auf Einen“.

Als Überraschungsgast kommt Renate Schmidt zum Vortrag. Die ehemalige Ministerin und Bundestagsvizepräsidentin war ab 1961 Programmiererin und Systemanalytikerin bei Quelle in Nürnberg und ist damit wohl eine der ersten Frauen Deutschlands, die auf dem Gebiet der Informatik nicht nur assistierend tätig waren. Vortragsreihe „Die Welt der Bits und Bytes“ mittwochs von 19 bis 20.30 Uhr , Am Plärrer 41. www.cauchy-forum-nuernberg.de

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